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<p class="bodytext">Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen. </p><p class="bodytext"><strong>Wo kommt das Hühnerauge her? </strong></p><p class="bodytext">Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi. </p><p class="bodytext">Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon. </p><p class="bodytext">Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen. </p><p class="bodytext">Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe. </p><p class="bodytext">Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut. </p><p class="bodytext">Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln. </p><p class="bodytext"><strong>Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge </strong></p><p class="bodytext">Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Der <strong>Clavus durus</strong> ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann. </li><li>Bei einem <strong>Clavus molle</strong> handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich. </li><li>Ein <strong>Clavus vascularis </strong>ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut. </li><li>Der <strong>Clavus neurovascularis </strong>ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.</li><li>Der großflächige und harte <strong>Clavus neurofibrosus</strong> befindet sich an der Fußsohle. </li><li>Ein <strong>Clavus papillaris</strong> zeichnet sich durch einen weichen Kern aus. </li><li><strong>Clavi miliares</strong> kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung. </li><li>Der <strong>Clavus subungualis</strong> sitzt unterhalb der Nagelplatte. </li></ul></p><p class="bodytext">Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist. </p><p class="bodytext"><strong>Weg mit Druck und Verhornung! </strong></p><p class="bodytext">Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens. </p><p class="bodytext">Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird. </p><p class="bodytext">Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.</p><p class="bodytext">Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Tinkturen </strong>muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen. </li><li><strong>Pflaster </strong>mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen. </li></ul></p><p class="bodytext">Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten. </p><p class="bodytext">Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen. </p><p class="bodytext"><strong>So beugt man Hühneraugen vor </strong></p><p class="bodytext">Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird. </p><p class="bodytext">Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen. </p><p class="bodytext">Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege: </p><p class="bodytext"><ul><li>Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten. </li><li>Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben. </li><li>Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen. </li></ul></p><p class="bodytext">Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.</p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42 </p>

<p class="bodytext">Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen. </p><p class="bodytext"><strong>Wo kommt das Hühnerauge her? </strong></p><p class="bodytext">Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi. </p><p class="bodytext">Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon. </p><p class="bodytext">Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen. </p><p class="bodytext">Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe. </p><p class="bodytext">Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut. </p><p class="bodytext">Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln. </p><p class="bodytext"><strong>Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge </strong></p><p class="bodytext">Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Der <strong>Clavus durus</strong> ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann. </li><li>Bei einem <strong>Clavus molle</strong> handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich. </li><li>Ein <strong>Clavus vascularis </strong>ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut. </li><li>Der <strong>Clavus neurovascularis </strong>ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.</li><li>Der großflächige und harte <strong>Clavus neurofibrosus</strong> befindet sich an der Fußsohle. </li><li>Ein <strong>Clavus papillaris</strong> zeichnet sich durch einen weichen Kern aus. </li><li><strong>Clavi miliares</strong> kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung. </li><li>Der <strong>Clavus subungualis</strong> sitzt unterhalb der Nagelplatte. </li></ul></p><p class="bodytext">Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist. </p><p class="bodytext"><strong>Weg mit Druck und Verhornung! </strong></p><p class="bodytext">Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens. </p><p class="bodytext">Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird. </p><p class="bodytext">Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.</p><p class="bodytext">Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Tinkturen </strong>muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen. </li><li><strong>Pflaster </strong>mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen. </li></ul></p><p class="bodytext">Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten. </p><p class="bodytext">Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen. </p><p class="bodytext"><strong>So beugt man Hühneraugen vor </strong></p><p class="bodytext">Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird. </p><p class="bodytext">Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen. </p><p class="bodytext">Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege: </p><p class="bodytext"><ul><li>Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten. </li><li>Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben. </li><li>Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen. </li></ul></p><p class="bodytext">Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.</p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42 </p>

<p class="bodytext">Rötungen, Schuppen, Hautrisseund Juckreiz: Ein chronisches Handekzem kann so ausgeprägt sein, dass Betroffenen ihre Arbeit aufgeben müssen. Konsequente Pflege und Hautschutzmaßnahmen lindern die Beschwerden. Reicht dies nicht aus, kommen Bestrahlungen, Kortison und Immuntherapien zum Einsatz. </p><p class="bodytext"><strong>Besonders reizende Berufe </strong></p><p class="bodytext">Etwa 10% der Erwachsenen in Deutschland leiden an einem chronischem Handekzem. Dabei handelt es sich um eine entzündliche Hauterkrankung, die meist durch hautreizende Stoffe im Berufsleben ausgelöst wird. Im Friseurhandwerk sind dies z.B. Fixiermittel, in Gesundheits- und Pflegeberufen Latex und Desinfektionsmittel und im Baugewerbe Zement und Frischbeton. </p><p class="bodytext">Die lästige Hauterkrankung zeigt sich in unterschiedlichen Formen. Fast alle Betroffenen haben mit schuppigen Hautveränderungen, Hautrissen, einer vermehrte Verhornung und Juckreiz zu kämpfen. Manchmal bilden sich zudem stark juckenden Bläschen an der Handinnenfläche. Oft schmerzen die erkrankten Bereiche beim Greifen. Auf diese Weise schränkt ein chronisches Handekzem nicht nur berufliche Tätigkeiten, sondern auch die Lebensqualität erheblich ein. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Jede dritte Patient*in mit einem chronischem Handekzem benötigt eine Krankschreibung, 12% von ihnen sogar über mehr als drei Monate. </p><p class="bodytext"><strong>Wie kommt es zum Ekzem? </strong></p><p class="bodytext">Die gesunde Haut hat eine Schutzschicht aus Hornzellen und Fettsäuren, die eine Barriere gegen eindringende Fremdstoffe bilden. Außerdem sorgt die Barriere dafür, dass die Haut keine Feuchtigkeit verliert. Eine Störung wirkt sich deshalb auf zweierlei Arten aus: Die Haut wird trocken und außerdem durchlässig für Schadstoffe. </p><p class="bodytext">Viele Faktoren greifen die Hautbarriere an den Händen an. Einige Faktoren zerstören die Fettsäuren, dazu gehören vor allem</p><p class="bodytext"><ul><li>zu häufiges und falsches Händewaschen und</li><li>direkter Kontakt mit reizenden Stoffen wie Reinigungs- und Lösungsmitteln, Säuren oder Laugen. </li></ul></p><p class="bodytext">Andere Faktoren schädigen die Hornzellen, etwa </p><p class="bodytext"><ul><li>zu langes Tragen von Schutzhandschuhen, in denen sich ein feuchtes Milieu entwickelt, das die Hornzellen aufweicht, oder</li><li>starke mechanische Belastung der Hände durch handwerkliches Arbeiten und Abrieb der Hornzellen. </li></ul></p><p class="bodytext">Gesunde Haut ist sehr belastbar und erholt sich meist schnell. Anders sieht es aus, wenn die Hautbarriere wiederholt geschädigt wird, ohne dass genug Regenerationszeit zwischen den Reizen bleibt. Dann wird die Haut immer trockener und rissiger und damit angreifbar. Es droht ein chronisches Handekzem mit spür- und sichtbaren Beschwerden. </p><p class="bodytext">Je nach Auslöser lassen sich Handekzeme in drei Typen einteilen (wobei es häufig auch Mischformen gibt): </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Toxische Kontaktekzeme</strong> entstehen durch das Eindringen giftiger oder stark reizender Stoffe in die Haut. An den direkten Kontaktstellen (Hand- und Fingerrücken, Unterarme) ist die Haut meist sehr trocken, geschuppt und gerötet, oft kommt es zu feinen Rissen. </li><li>Beim <strong>allergischen Kontaktekzem</strong> dominieren Rötungen, Bläschen und starker Juckreiz, langfristig wird die Haut rissig und verhornt übermäßig. Die allergiebedingten Beschwerden können auch in Bereichen auftreten, die mit dem Allergen nicht direkt in Berührung gekommen sind. </li><li>Patient*innen mit Neurodermitis sind besonders gefährdet, ein Handekzem zu entwickeln. Sie haben von der Veranlagung her eine trockene, empfindliche Haut sowie ein überempfindliches Immunsystem. Beides zusammen begünstigt die Entwicklung eines <strong>atopischen Handekzems</strong>. Vor allem an Handgelenksbeugen, Handrücken und Fingerkuppen kommt es zu stark juckenden Schuppen, Bläschen, Hautrissen und einem vergröberten Hautbild (sog. Lichenifikation). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Junge Menschen mit Neurodermitis sollten keinen Beruf wählen, bei dem die Hände besonders stark reizenden Stoffen ausgesetzt sind (Friseur*innen, Bäcker*innen, Pflegeberufe). </p><p class="bodytext"><strong>Schutzmaßnahmen sind unabdingbar </strong></p><p class="bodytext">Zur Vorbeugung des chronischen Handekzems sind Schutzmaßnahmen unverzichtbar. Ob zuhause beim Putzen und Handwerkern oder im Beruf: Wer über längere Zeit mit Wasser oder mit reizenden Stoffen hantiert, sollte dabei immer Schutzhandschuhe tragen. Folgendes gibt es dabei zu beachten: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Handschuhe mit Baumwollfutter wählen.</strong> Baumwolle ist luftdurchlässig. So schwitzt die Haut weniger und der Schweiß wird auch schneller abstransportiert. Die Haut im Handschuh bleibt trocken und droht nicht durch ein feuchtes Milieu aufzuquellen. </li><li><strong>Pausen einlegen. </strong>Haut braucht Luft: Vor allem feuchtigkeits- und wasserabweisende Handschuhe sollten deshalb nicht länger als zwei Stunden am Stück getragen werden. </li><li><strong>Passendes Material wählen.</strong> Die erforderliche Schutzfunktion richtet sich nach dem Arbeitsbereich. Zu wählen ist z. B. zwischen wasserabweisenden, gepolsterten oder säurefesten Materialien. </li><li><strong>Handschutzcremes statt Handschuh.</strong> Dort, wo Handschuhe aus Sicherheitsgründen verboten sind, schützen spezielle Cremes vor Wasser oder hautreizenden Stoffen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Damit sich die Haut in den Pausen ohne Handschuh besser regenerieren kann, sollten die Hände mit einer reparierenden, luftdurchlässigen Hautcreme gepflegt werden.</p><p class="bodytext"> <strong>Hautpflege schützt vor Trockenheit </strong></p><p class="bodytext">Der zweite, ebenso entscheidende Baustein zur Vorbeugung von Handekzemen ist die Hautpflege. Sie besteht aus einer angepassten Hautreinigung und aus der pflegenden Basistherapie. <strong>Reinigen. </strong>Beim Händewaschen sind Seifen verboten, weil sie die schützenden Fettsäuren der Hautbarriere angreifen. Stattdessen empfehlen sich seifenfreie, pH-neutrale und rückfettende Syndets ohne reizende Duftstoffe. Ebenfalls zu vermeiden sind Produkte mit Parabenen, Konservierungs- und Farbstoffen. Und auch wenn sie Schmutz schnell entfernen - Waschsubstanzen mit Löse- oder Reibemitteln sind tabu. Ganz wichtig nach dem Waschen: Die Hände sanft, aber gründlich trocknen. </p><p class="bodytext">Bei manchen Tätigkeiten kommt es darauf an, die Übertragung von Keimen zu verhindern. In diesen Fällen ist statt häufigem Händewaschen das Desinfizieren hautschonender, denn dabei verbleiben die körpereigenen Fette auf der Haut. </p><p class="bodytext"><strong>Pflegen. </strong>Neben der sanften Reinigung ist das Eincremen der Hände wichtig. Cremen sollte man mehrmals täglich und immer wieder in den Arbeitspausen. Cremt man die Hände zusätzlich vor dem Schlafengehen gründlich ein, unterstützt man die Regeneration der Haut in der Nacht. </p><p class="bodytext">Geeignet für die Pflege sind Produkte mit ausreichenden Fettstoffen, Feuchthaltefaktoren und evtl. natürlichen entzündungshemmenden Zusätzen (wie z.B. Ringelblume). Wie bei den Syndets sollte auf Parabene, Farb- und Duftstoffe verzichtet werden. Ein reichhaltiges Angebot und die individuelle Beratung dazu gibt es in der Apotheke.</p><p class="bodytext"> <strong>Tipp: </strong>Wer zu Handekzemen neigt, sollte bei der Arbeit und beim Händewaschen und-pflegen keine Ringe tragen. Denn darunter bilden sich leicht feuchte Kammern, die das Eindringen von Schadstoffen begünstigen. </p><p class="bodytext"><strong>Linderung in Stufen </strong></p><p class="bodytext">Kommt es trotz Schutzmaßnahmen und Basispflege zu Beschwerden wie Schuppen, Rötung oder Juckreiz an den Händen, sollte man so bald wie möglich die Hautärzt*in aufsuchen. Je früher ein Handekzem diagnostiziert und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die Therapie erfolgt zusätzlich zur Basispflege und den Hautschutzmaßnahmen in Stufen: </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 1:</strong> Bei einem leichten Handekzem verordnet die Ärzt*in juckreizhemmende Salben sowie antientzündliche oder antibakterielle Wirkstoffe. Nässende Ekzeme und Bläschen werden durch fettfeuchte Umschläge und Handbäder in Gerbstoffen gelindert. Trockene, rissige und schuppige Hautstellen profitieren von Salben mit Salicylsäure oder Harnstoff. Ist das Ekzem infiziert, kommen antiseptische Salben oder Lösungen zum Einsatz. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 2: </strong>Salben oder Cremes mit Kortison sind die Wahl bei mittelschweren bis schweren Handekzemen. Werden gleichzeitig reparierende Cremes verwendet, sind die Heilungschancen besser. Vor allem bei atopischen Handekzemen helfen auch Cremes mit Calcineurininhibitoren. Ebenfalls erfolgreich ist die UV- Therapie. Nach Vorbehandlung der Hände mit einer speziellen Creme werden diese mit UVA-Licht bestrahlt. Meist sind zum Abheilen mehrere Sitzungen nötig.</p><p class="bodytext"> <strong>Stufe 3:</strong> Bessert sich das Handekzem durch die genannten Maßnahmen nicht, muss mit Tabletten von innen therapiert werden. Bei dieser systemischen Therapie verordnet die Ärzt*in hoch wirksame, immunmodulierende Arzneimittel. Dazu gehören z. B. Kortison, Ciclosporin und Alitretinoin. </p><p class="bodytext">In der Forschung werden aktuell weitere Wirkstoffe zur Behandlung des schweren chronischen Handekzems untersucht. Besonders vielversprechend ist eine Creme, die den Januskinasehemmstoff Delgocitinib beinhaltet.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis: </strong>Alitretinoin ist ein Vitamin-A-Abkömmling, der Embryonen schwer schädigen kann. Deshalb müssen Frauen während der Einnahme von Alitretinoin sicher eine Schwangerschaft verhüten. </p><p class="bodytext"><strong>Was tun, wenn der Beruf dran schuld ist? </strong></p><p class="bodytext">Nicht nur für Diagnose und Behandlung eines Handekzems ist der Gang in die Hautarztpraxis wichtig. Besteht die Möglichkeit, dass das Handekzem durch eine berufliche Tätigkeit hervorgerufen oder verschlimmert wird, kann die Hautärzt*in das sogenannte Hautarztverfahren einleiten. Dafür erstellt die Hautärzt*in einen detaillierten Bericht, in dem die krankhaften Befunde, die erforderliche Therapie und Präventionsmaßnahmen sowie der genaue Beruf der Patient*in beschrieben werden. Dieser Bericht wird an den Unfallversicherungsträger (das sind die gewerblichen oder landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften oder die Unfallkassen der öffentlichen Hand) geschickt und dort geprüft. Ist eine berufsbedingte Hauterkrankung wahrscheinlich, entscheidet der Unfallversicherungsträger über das Heilverfahren und erteilt der Hautärzt*in einen Behandlungsauftrag. </p><p class="bodytext">Außerdem veranlasst er individuelle und arbeitsplatzbezogene Präventionsmaßnahmen. Dazu gehören z. B. Hautschutzseminare und der individueller Hautschutz im Betrieb. Der Arbeitgeber muss hautschonende Reinigungs- und Desinfektionsmittel kostenlos zur Verfügung stellen, ebenso die erforderlichen Handschuhe, Hautschutzcremes und Hautpflegemittel. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Manchmal reichen die genannten Maßnahmen nicht aus, um das Handekzem zu heilen und die Arbeitskraft wiederherzustellen. In diesen Fällen ist eine Umschulung angezeigt. Die Kosten dafür trägt die Berufsgenossenschaft. </p><p class="bodytext">Quelle: Deutsche Haut- und Allergiehilfe, Empfehlung Hautarztverfahren der AWMF </p>

<p class="bodytext">Rötungen, Schuppen, Hautrisseund Juckreiz: Ein chronisches Handekzem kann so ausgeprägt sein, dass Betroffenen ihre Arbeit aufgeben müssen. Konsequente Pflege und Hautschutzmaßnahmen lindern die Beschwerden. Reicht dies nicht aus, kommen Bestrahlungen, Kortison und Immuntherapien zum Einsatz. </p><p class="bodytext"><strong>Besonders reizende Berufe </strong></p><p class="bodytext">Etwa 10% der Erwachsenen in Deutschland leiden an einem chronischem Handekzem. Dabei handelt es sich um eine entzündliche Hauterkrankung, die meist durch hautreizende Stoffe im Berufsleben ausgelöst wird. Im Friseurhandwerk sind dies z.B. Fixiermittel, in Gesundheits- und Pflegeberufen Latex und Desinfektionsmittel und im Baugewerbe Zement und Frischbeton. </p><p class="bodytext">Die lästige Hauterkrankung zeigt sich in unterschiedlichen Formen. Fast alle Betroffenen haben mit schuppigen Hautveränderungen, Hautrissen, einer vermehrte Verhornung und Juckreiz zu kämpfen. Manchmal bilden sich zudem stark juckenden Bläschen an der Handinnenfläche. Oft schmerzen die erkrankten Bereiche beim Greifen. Auf diese Weise schränkt ein chronisches Handekzem nicht nur berufliche Tätigkeiten, sondern auch die Lebensqualität erheblich ein. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Jede dritte Patient*in mit einem chronischem Handekzem benötigt eine Krankschreibung, 12% von ihnen sogar über mehr als drei Monate. </p><p class="bodytext"><strong>Wie kommt es zum Ekzem? </strong></p><p class="bodytext">Die gesunde Haut hat eine Schutzschicht aus Hornzellen und Fettsäuren, die eine Barriere gegen eindringende Fremdstoffe bilden. Außerdem sorgt die Barriere dafür, dass die Haut keine Feuchtigkeit verliert. Eine Störung wirkt sich deshalb auf zweierlei Arten aus: Die Haut wird trocken und außerdem durchlässig für Schadstoffe. </p><p class="bodytext">Viele Faktoren greifen die Hautbarriere an den Händen an. Einige Faktoren zerstören die Fettsäuren, dazu gehören vor allem</p><p class="bodytext"><ul><li>zu häufiges und falsches Händewaschen und</li><li>direkter Kontakt mit reizenden Stoffen wie Reinigungs- und Lösungsmitteln, Säuren oder Laugen. </li></ul></p><p class="bodytext">Andere Faktoren schädigen die Hornzellen, etwa </p><p class="bodytext"><ul><li>zu langes Tragen von Schutzhandschuhen, in denen sich ein feuchtes Milieu entwickelt, das die Hornzellen aufweicht, oder</li><li>starke mechanische Belastung der Hände durch handwerkliches Arbeiten und Abrieb der Hornzellen. </li></ul></p><p class="bodytext">Gesunde Haut ist sehr belastbar und erholt sich meist schnell. Anders sieht es aus, wenn die Hautbarriere wiederholt geschädigt wird, ohne dass genug Regenerationszeit zwischen den Reizen bleibt. Dann wird die Haut immer trockener und rissiger und damit angreifbar. Es droht ein chronisches Handekzem mit spür- und sichtbaren Beschwerden. </p><p class="bodytext">Je nach Auslöser lassen sich Handekzeme in drei Typen einteilen (wobei es häufig auch Mischformen gibt): </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Toxische Kontaktekzeme</strong> entstehen durch das Eindringen giftiger oder stark reizender Stoffe in die Haut. An den direkten Kontaktstellen (Hand- und Fingerrücken, Unterarme) ist die Haut meist sehr trocken, geschuppt und gerötet, oft kommt es zu feinen Rissen. </li><li>Beim <strong>allergischen Kontaktekzem</strong> dominieren Rötungen, Bläschen und starker Juckreiz, langfristig wird die Haut rissig und verhornt übermäßig. Die allergiebedingten Beschwerden können auch in Bereichen auftreten, die mit dem Allergen nicht direkt in Berührung gekommen sind. </li><li>Patient*innen mit Neurodermitis sind besonders gefährdet, ein Handekzem zu entwickeln. Sie haben von der Veranlagung her eine trockene, empfindliche Haut sowie ein überempfindliches Immunsystem. Beides zusammen begünstigt die Entwicklung eines <strong>atopischen Handekzems</strong>. Vor allem an Handgelenksbeugen, Handrücken und Fingerkuppen kommt es zu stark juckenden Schuppen, Bläschen, Hautrissen und einem vergröberten Hautbild (sog. Lichenifikation). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Junge Menschen mit Neurodermitis sollten keinen Beruf wählen, bei dem die Hände besonders stark reizenden Stoffen ausgesetzt sind (Friseur*innen, Bäcker*innen, Pflegeberufe). </p><p class="bodytext"><strong>Schutzmaßnahmen sind unabdingbar </strong></p><p class="bodytext">Zur Vorbeugung des chronischen Handekzems sind Schutzmaßnahmen unverzichtbar. Ob zuhause beim Putzen und Handwerkern oder im Beruf: Wer über längere Zeit mit Wasser oder mit reizenden Stoffen hantiert, sollte dabei immer Schutzhandschuhe tragen. Folgendes gibt es dabei zu beachten: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Handschuhe mit Baumwollfutter wählen.</strong> Baumwolle ist luftdurchlässig. So schwitzt die Haut weniger und der Schweiß wird auch schneller abstransportiert. Die Haut im Handschuh bleibt trocken und droht nicht durch ein feuchtes Milieu aufzuquellen. </li><li><strong>Pausen einlegen. </strong>Haut braucht Luft: Vor allem feuchtigkeits- und wasserabweisende Handschuhe sollten deshalb nicht länger als zwei Stunden am Stück getragen werden. </li><li><strong>Passendes Material wählen.</strong> Die erforderliche Schutzfunktion richtet sich nach dem Arbeitsbereich. Zu wählen ist z. B. zwischen wasserabweisenden, gepolsterten oder säurefesten Materialien. </li><li><strong>Handschutzcremes statt Handschuh.</strong> Dort, wo Handschuhe aus Sicherheitsgründen verboten sind, schützen spezielle Cremes vor Wasser oder hautreizenden Stoffen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Damit sich die Haut in den Pausen ohne Handschuh besser regenerieren kann, sollten die Hände mit einer reparierenden, luftdurchlässigen Hautcreme gepflegt werden.</p><p class="bodytext"> <strong>Hautpflege schützt vor Trockenheit </strong></p><p class="bodytext">Der zweite, ebenso entscheidende Baustein zur Vorbeugung von Handekzemen ist die Hautpflege. Sie besteht aus einer angepassten Hautreinigung und aus der pflegenden Basistherapie. <strong>Reinigen. </strong>Beim Händewaschen sind Seifen verboten, weil sie die schützenden Fettsäuren der Hautbarriere angreifen. Stattdessen empfehlen sich seifenfreie, pH-neutrale und rückfettende Syndets ohne reizende Duftstoffe. Ebenfalls zu vermeiden sind Produkte mit Parabenen, Konservierungs- und Farbstoffen. Und auch wenn sie Schmutz schnell entfernen - Waschsubstanzen mit Löse- oder Reibemitteln sind tabu. Ganz wichtig nach dem Waschen: Die Hände sanft, aber gründlich trocknen. </p><p class="bodytext">Bei manchen Tätigkeiten kommt es darauf an, die Übertragung von Keimen zu verhindern. In diesen Fällen ist statt häufigem Händewaschen das Desinfizieren hautschonender, denn dabei verbleiben die körpereigenen Fette auf der Haut. </p><p class="bodytext"><strong>Pflegen. </strong>Neben der sanften Reinigung ist das Eincremen der Hände wichtig. Cremen sollte man mehrmals täglich und immer wieder in den Arbeitspausen. Cremt man die Hände zusätzlich vor dem Schlafengehen gründlich ein, unterstützt man die Regeneration der Haut in der Nacht. </p><p class="bodytext">Geeignet für die Pflege sind Produkte mit ausreichenden Fettstoffen, Feuchthaltefaktoren und evtl. natürlichen entzündungshemmenden Zusätzen (wie z.B. Ringelblume). Wie bei den Syndets sollte auf Parabene, Farb- und Duftstoffe verzichtet werden. Ein reichhaltiges Angebot und die individuelle Beratung dazu gibt es in der Apotheke.</p><p class="bodytext"> <strong>Tipp: </strong>Wer zu Handekzemen neigt, sollte bei der Arbeit und beim Händewaschen und-pflegen keine Ringe tragen. Denn darunter bilden sich leicht feuchte Kammern, die das Eindringen von Schadstoffen begünstigen. </p><p class="bodytext"><strong>Linderung in Stufen </strong></p><p class="bodytext">Kommt es trotz Schutzmaßnahmen und Basispflege zu Beschwerden wie Schuppen, Rötung oder Juckreiz an den Händen, sollte man so bald wie möglich die Hautärzt*in aufsuchen. Je früher ein Handekzem diagnostiziert und behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Die Therapie erfolgt zusätzlich zur Basispflege und den Hautschutzmaßnahmen in Stufen: </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 1:</strong> Bei einem leichten Handekzem verordnet die Ärzt*in juckreizhemmende Salben sowie antientzündliche oder antibakterielle Wirkstoffe. Nässende Ekzeme und Bläschen werden durch fettfeuchte Umschläge und Handbäder in Gerbstoffen gelindert. Trockene, rissige und schuppige Hautstellen profitieren von Salben mit Salicylsäure oder Harnstoff. Ist das Ekzem infiziert, kommen antiseptische Salben oder Lösungen zum Einsatz. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 2: </strong>Salben oder Cremes mit Kortison sind die Wahl bei mittelschweren bis schweren Handekzemen. Werden gleichzeitig reparierende Cremes verwendet, sind die Heilungschancen besser. Vor allem bei atopischen Handekzemen helfen auch Cremes mit Calcineurininhibitoren. Ebenfalls erfolgreich ist die UV- Therapie. Nach Vorbehandlung der Hände mit einer speziellen Creme werden diese mit UVA-Licht bestrahlt. Meist sind zum Abheilen mehrere Sitzungen nötig.</p><p class="bodytext"> <strong>Stufe 3:</strong> Bessert sich das Handekzem durch die genannten Maßnahmen nicht, muss mit Tabletten von innen therapiert werden. Bei dieser systemischen Therapie verordnet die Ärzt*in hoch wirksame, immunmodulierende Arzneimittel. Dazu gehören z. B. Kortison, Ciclosporin und Alitretinoin. </p><p class="bodytext">In der Forschung werden aktuell weitere Wirkstoffe zur Behandlung des schweren chronischen Handekzems untersucht. Besonders vielversprechend ist eine Creme, die den Januskinasehemmstoff Delgocitinib beinhaltet.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis: </strong>Alitretinoin ist ein Vitamin-A-Abkömmling, der Embryonen schwer schädigen kann. Deshalb müssen Frauen während der Einnahme von Alitretinoin sicher eine Schwangerschaft verhüten. </p><p class="bodytext"><strong>Was tun, wenn der Beruf dran schuld ist? </strong></p><p class="bodytext">Nicht nur für Diagnose und Behandlung eines Handekzems ist der Gang in die Hautarztpraxis wichtig. Besteht die Möglichkeit, dass das Handekzem durch eine berufliche Tätigkeit hervorgerufen oder verschlimmert wird, kann die Hautärzt*in das sogenannte Hautarztverfahren einleiten. Dafür erstellt die Hautärzt*in einen detaillierten Bericht, in dem die krankhaften Befunde, die erforderliche Therapie und Präventionsmaßnahmen sowie der genaue Beruf der Patient*in beschrieben werden. Dieser Bericht wird an den Unfallversicherungsträger (das sind die gewerblichen oder landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften oder die Unfallkassen der öffentlichen Hand) geschickt und dort geprüft. Ist eine berufsbedingte Hauterkrankung wahrscheinlich, entscheidet der Unfallversicherungsträger über das Heilverfahren und erteilt der Hautärzt*in einen Behandlungsauftrag. </p><p class="bodytext">Außerdem veranlasst er individuelle und arbeitsplatzbezogene Präventionsmaßnahmen. Dazu gehören z. B. Hautschutzseminare und der individueller Hautschutz im Betrieb. Der Arbeitgeber muss hautschonende Reinigungs- und Desinfektionsmittel kostenlos zur Verfügung stellen, ebenso die erforderlichen Handschuhe, Hautschutzcremes und Hautpflegemittel. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Manchmal reichen die genannten Maßnahmen nicht aus, um das Handekzem zu heilen und die Arbeitskraft wiederherzustellen. In diesen Fällen ist eine Umschulung angezeigt. Die Kosten dafür trägt die Berufsgenossenschaft. </p><p class="bodytext">Quelle: Deutsche Haut- und Allergiehilfe, Empfehlung Hautarztverfahren der AWMF </p>

<p class="bodytext">Schuppen auf dem Kopf und auf der Kleidung wirken schnell ungepflegt. Kein Wunder, dass das den Betroffenen oft peinlich ist. Bei harmlosen Ursachen kann man sich mit der passenden Pflege und Anti-Schuppen-Shampoos aus der Apotheke gut selbst helfen. Schwerere Geschütze sind nötig, wenn Hauterkrankungen hinter den unliebsamen Flöckchen stecken. </p><p class="bodytext"><strong>Trocken oder fettig? </strong></p><p class="bodytext">Die Haut des Menschen erneuert sich unaufhörlich. In der untersten Schicht bilden sich ständig Zellen, die dann innerhalb von vier Wochen bis an die Oberfläche wandern. Hier sterben die Hautzellen dann ab und werden als kleine Hautschüppchen abgestoßen. Normalerweise sind diese Hautschüppchen winzig und mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Sichtbar werden Hautschuppen nur dann, wenn sich die Hautzellen zu schnell erneuern. Dann verklumpen sie und bilden größere Verbänden mit Hunderten von Zellen. Die typische sichtbare Hautschuppe besteht in Wirklichkeit also aus einer Vielzahl von kleinen Schüppchen.</p><p class="bodytext">Diese sichtbaren Hautschuppen lassen sich in zwei Arten unterteilen:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Trockene Schuppen </strong>bleiben nicht im Haar hängen, sondern rieseln auf Schultern und Kleidung herab. Vor allem auf dunklen Stoffen sind die weißlichen Flöckchen gut zu erkennen. Sie treten meist bei trockener Kopfhaut auf und werden oft von Juckreiz begleitet.</li><li><strong>Fettige Schuppen </strong>sind eher ölig und gelblich gefärbt. Sie bleiben in der Regel am Haaransatz kleben und lassen sich nur schwer von dort lösen. Fettige Schuppen entstehen, wenn die Kopfhaut zu viel Talg produziert. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die Ursache für die Schuppenbildung sind vielfältig. Sie reichen von trockener Haut und falscher Pflege bis zu Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, Neurodermitis und Pilzinfektionen. </p><p class="bodytext"><strong>Trockene Kopfhaut lässt es rieseln </strong></p><p class="bodytext">Ein harmloser, aber besonders häufiger Grund für Schuppen ist die trockene Kopfhaut. Frauen und Männer sind von diesem Problem etwa gleich oft betroffen. Typisch sind trockene, feine weiße Schuppen, die schneeartig aus den Haaren rieseln. Die Kopfhaut ist gerötet, spannt und juckt. Begünstigt und zusätzlich gereizt wird die trockene Kopfhaut durch viele Faktoren:</p><p class="bodytext"><ul><li>starke Sonneneinstrahlung</li><li>trockene Heizungsluft im Winter </li><li>zu häufiges Haarewaschen und heißes Föhnen der Haare</li><li>aggressive, parfümierte oder allergisierende Shampoos und Haarpflegegeprodukte. </li></ul></p><p class="bodytext">Einige einfache Basismaßnahmen können die Schuppenproduktion bei trockener, gereizter Kopfhaut eindämmen. Dazu gehören:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Reizarmes Haarwaschen</strong>. Bei trockener Kopfhaut sind die Haare selten (einmal wöchentlich) und nur mit lauwarmem Wasser zu waschen. Lufttrocknen ist milder als trockenföhnen. </li><li><strong>Passende Pflegeprodukte.</strong> Das Shampoo sollte pH-neutral und mild sein, empfehlenswert sind Pflegeprodukte mit Harnstoff, Glycerin oder Dexpanthenol (in der Apotheke gibt es zahlreiche Produkte zur Auswahl).</li><li><strong>Nächtliche Ölkur. </strong>Eine Kurpackung mit Öl besänftigt die gestresste Kopfhaut. Dazu träufelt man sich einmal pro Woche abends mit einer Pipette Mandel-, Oliven-, Argan- oder Jojobaöl auf die Kopfhaut. Das Öl vorsichtig einmassieren und über Nacht einwirken lassen. Am nächsten Morgen wäscht man das Öl wieder aus. </li><li><strong>Vorsicht beim Styling</strong>. Um die Kopfhaut nicht weiter zu reizen, sollte man besser auf Haarefärben, Lockenstab und Glätteisen verzichten. Auch Schaumfestiger und Haarspray sollte man besser meiden. </li></ul></p><p class="bodytext">Reichen diese Maßnahmen nicht aus, können spezielle Anti-Schuppen-Shampoos für trockene Kopfhaut aus der Apotheke helfen. Sie enthalten meist mehrere Wirkstoffe wie etwa Pirocton-Olamin, Salicylsäure oder Polidocanol. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Shampoos und Spülungen mit Pflanzenauszügen pflegen die Haare bei trockener, schuppender Kopfhaut. Beispiele sind Produkte mit Huflattich und Teebaumöl. </p><p class="bodytext"><strong>Fettige Kopfhaut als Schuppenquelle </strong></p><p class="bodytext">Fettige Kopfhaut kann ebenso zu Schuppen führen wie trockene. Die dann meist öligen Schuppen glänzen gelblich und lassen sich nur schwer von den Haaren lösen. Sie entstehen durch eine übermäßige Talgproduktion. Häufige Kopfwäschen (mindestens alle zwei Tage) mit entfettenden Shampoos aus der Apotheke vermindern die Schuppen. </p><p class="bodytext">Weil auf der fettigen, schuppenden Kopfhaut Hefepilze gut gedeihen, sind den Shampoos meist antimykotische Wirkstoffe wie Ketoconazol, Cotrimazol, Selendisulfid oder Ciclopirox-Olamin beigefügt. Je nach Produkt müssen die Shampoos mindestens drei bis zehn Minuten auf der Kopfhaut einwirken. Die Angaben der Packungsbeilage sind deshalb genau zu beachten.</p><p class="bodytext"> Alle Shampoos sollen zunächst zwei- bis dreimal pro Woche, später zur Vorbeugung einmal pro Woche angewendet werden. Weil ein Dauereinsatz die Hautflora verändert, dürfen antimykotische Shampoos nicht länger als vier Wochen eingesetzt werden. Nach Abklingen der Beschwerden verwendet man ein mildes Shampoo ohne Duft- oder Konservierungsstoffe. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Antimykotische Schuppenshampoos können graue und weiße Haare verfärben. Außerdem reizen sie die Augen, weshalb man diese beim Haarewaschen geschlossen halten sollte. Kinder halten sich bei der Haarwäsche am besten einen Waschlappen vor dass Gesicht.</p><p class="bodytext"><strong>Wenn die Schuppen nicht weichen</strong></p><p class="bodytext"> Manchmal sind Schuppen auch Hinweise für eine Hauterkrankung. Dann lassen sie sich durch die genannten Maßnahmen nicht lindern oder treten gemeinsam mit weiteren Beschwerden auf. Um abzuklären, was hinter den trockenen oder fettigen Schuppen steckt, ist deshalb in folgenden Fällen der Gang in die Hautarztpraxis erforderlich:</p><p class="bodytext"><ul><li>Die Schuppen werden trotz Basismaßnahmen und Anti-Schuppen-Shampoo nicht weniger oder treten immer wieder auf.</li><li>Die Kopfhaut juckt stark, brennt, ist stark gerötet oder sogar geschwollen. </li><li>Es finden sich nässende, entzündete oder verkrustete Stellen auf der Kopfhaut. </li></ul></p><p class="bodytext">In der Praxis inspiziert die Hautärzt*in nicht nur die Kopfhaut, sondern auch die Haut des gesamten Körpers gründlich. Denn es ist durchaus möglich, dass die Kopfbeschwerden ein Zeichen für eine allgemeine Hauterkrankung sind. Manchmal sind für eine Diagnose zusätzlich Blutuntersuchungen erforderlich oder eine mikroskopische Begutachtung von Hautschuppen oder Gewebeproben. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Bei Kindern sollte man Kopfschuppen immer von der Ärzt*in abklären lassen, denn oft ist eine ansteckende Pilzinfektion die Ursache. </p><p class="bodytext"><strong>Von Neurodermitis bis Pilzinfektion </strong></p><p class="bodytext">Die häufigsten Erkrankungen, die Schuppen verursachen, sind die Schuppenflechte, das seborrhoische Kopfhautekzem und die Neurodermitis.</p><p class="bodytext">Die <strong>Schuppenflechte</strong> macht sich am Kopf mit Juckreiz und roten, oft silbrig glänzenden Hautstellen bemerkbar. Diese Herde (auch Plaques genannt) breiten sich gern über die Haargrenze aus und lassen sich dann z.B. am Nacken gut erkennen. Durch die stark beschleunigte Reifung der Hautzellen kommt es zu einer ausgeprägten,meist trockenen, weißlichen Kopfschuppen. Es helfen keratolytische Shampoos mit Salicylsäure, Urea, aber auch Dicaprylyl-Carbonat, Dimeticon sowie Jojoba- und Olivenöl. Parallel dazu ist bei den meisten Patient*innen eine lokale Behandlung der Kopfhaut mit Kortisonpräparaten erforderlich. Diese werden als Shampoo, Schaum oder Lösung aufgetragen. Häufig verordnen die Hautärzt*innen auch einen Schaum mit Kortison und einem Vitamin D3-Analogon (Calcipotriol). Reicht die äußerliche Behandlung nicht aus, empfehlen die Leitlinien die Einnahme von spezifischen Wirkstoffen gegen die Schuppenflechte (Acitretin, Ciclosporin, Methotrexat oder auch TNF-alpha-Hemmer oder Interleukin-Blocker).</p><p class="bodytext">Die <strong>Neurodermitis</strong> tritt am Kopf mit extremem Juckreiz in Erscheinung. Oft kratzen sich die Betroffenen die Stellen sogar blutig. Die Schuppen sind bei der Neurodermitis weißlich, aber eher gering ausgeprägt. Um die Kopfhaut mit der nötigen Feuchtigkeit zu versorgen, sind feuchtigkeitsbindende Harnstoff (Urea-)-Shampoos ohne Silikon, Duftstoffe oder Konservierungsmittel ratsam. In der Apotheke gibt es zudem lindernde Intensivtonika, z.B. mit Urea, Lactat, Licochalcone A oder Polidocanol. Sie beruhigen die Kopfhaut und reduzieren den Juckreiz. Ist das atopische Ekzem stark ausgeprägt, verschreibt die Ärzt*in entzündungshemmende Kortisonlösungen. In besonders schweren Fällen kommen auch Ciclosporin, Januskinasehemmer oder monoklonale Antikörper zum Einsatz. </p><p class="bodytext">Das <strong>seborrhoische Kopfhautekzem</strong> entwickelt sich aus der fettigen Kopfhaut mit Schuppen (siehe oben), wobei die Übergänge fließend sind. Die starke Talgbildung begünstigt das übermäßige Wachstum eines zur normalen Hautflora des Menschen gehörenden Pilzes: Malessezia furfur. Dieser Pilz besiedelt die Haarfollikel und zersetzt den Talg. Vermehren sich jedoch Pilz und Talg, reiztdas dier Kopfhaut. Neben entzündeten, nässenden und juckenden Hautstellen finden sich ölig-glänzende, gelbe Schuppen. Diese bleiben meistens am Kopf kleben. Oft ist zudem nicht nur die Kopfhaut betroffen, sondern die nässenden Stellen finden sich auch um die Nase herum, am Kinn und an den Augenbrauen. Die Behandlung besteht aus antimykotischen Shampoos (siehe fettige Kopfhaut) und, im akuten Krankheitsschub, entzündungs- und juckreizhemmende Kortisontinkturen. </p><p class="bodytext">Malessezia kann auf der fettigen Haut auch die Kleienpilzflechte auslösen. Hierbei kommt es zu runden, münzgroßen, entweder hellen oder dunklen Flecken mit weißen Schuppen am Rand. Zur Behandlung dienen antimykotische Lösungen, die man auf die Kopfhaut aufträgt und einwirken lässt. Je nach Präparat wird die Anwendung mehrmals wiederholt.</p><p class="bodytext">Schuppen treten auch bei ansteckenden Pilzerkrankungen auf. Eine solche <strong>Tinea capitis</strong> ist z.B. bei Kindern häufig. Die Pilze werden durch Haustiere, von Mensch zu Mensch oder auch über Autositze oder Plüschspielzeug übertragen. Der Befall macht sich durch kreisrunde Herde mit gräulichen Schuppen bemerkbar, außerdem brechen die Haare kurz über der Kopfhaut ab. In ausgeprägteren Fällen finden sich hochrote, nässende und entzündete Herde. Für eine erfolgreiche Therapie muss die Hausärzt*in anhand von Hautproben auf Pilzsuche gehen. Das passende Anti-Pilzmittel wird parallel auf zwei Wegen verabreicht, und zwar lokal mit Lösungen oder Shampoo und systemisch als Tabletten. Die Therapie ist langwierig und darf erst beendet werden, wenn keine Erreger mehr nachweisbar sind. <br /> </p><p class="bodytext">Quelle: Winterhagen I, 2022, Deutsche Apotheker Zeitung 12:36 </p>

<p class="bodytext">Schuppen auf dem Kopf und auf der Kleidung wirken schnell ungepflegt. Kein Wunder, dass das den Betroffenen oft peinlich ist. Bei harmlosen Ursachen kann man sich mit der passenden Pflege und Anti-Schuppen-Shampoos aus der Apotheke gut selbst helfen. Schwerere Geschütze sind nötig, wenn Hauterkrankungen hinter den unliebsamen Flöckchen stecken. </p><p class="bodytext"><strong>Trocken oder fettig? </strong></p><p class="bodytext">Die Haut des Menschen erneuert sich unaufhörlich. In der untersten Schicht bilden sich ständig Zellen, die dann innerhalb von vier Wochen bis an die Oberfläche wandern. Hier sterben die Hautzellen dann ab und werden als kleine Hautschüppchen abgestoßen. Normalerweise sind diese Hautschüppchen winzig und mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Sichtbar werden Hautschuppen nur dann, wenn sich die Hautzellen zu schnell erneuern. Dann verklumpen sie und bilden größere Verbänden mit Hunderten von Zellen. Die typische sichtbare Hautschuppe besteht in Wirklichkeit also aus einer Vielzahl von kleinen Schüppchen.</p><p class="bodytext">Diese sichtbaren Hautschuppen lassen sich in zwei Arten unterteilen:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Trockene Schuppen </strong>bleiben nicht im Haar hängen, sondern rieseln auf Schultern und Kleidung herab. Vor allem auf dunklen Stoffen sind die weißlichen Flöckchen gut zu erkennen. Sie treten meist bei trockener Kopfhaut auf und werden oft von Juckreiz begleitet.</li><li><strong>Fettige Schuppen </strong>sind eher ölig und gelblich gefärbt. Sie bleiben in der Regel am Haaransatz kleben und lassen sich nur schwer von dort lösen. Fettige Schuppen entstehen, wenn die Kopfhaut zu viel Talg produziert. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die Ursache für die Schuppenbildung sind vielfältig. Sie reichen von trockener Haut und falscher Pflege bis zu Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, Neurodermitis und Pilzinfektionen. </p><p class="bodytext"><strong>Trockene Kopfhaut lässt es rieseln </strong></p><p class="bodytext">Ein harmloser, aber besonders häufiger Grund für Schuppen ist die trockene Kopfhaut. Frauen und Männer sind von diesem Problem etwa gleich oft betroffen. Typisch sind trockene, feine weiße Schuppen, die schneeartig aus den Haaren rieseln. Die Kopfhaut ist gerötet, spannt und juckt. Begünstigt und zusätzlich gereizt wird die trockene Kopfhaut durch viele Faktoren:</p><p class="bodytext"><ul><li>starke Sonneneinstrahlung</li><li>trockene Heizungsluft im Winter </li><li>zu häufiges Haarewaschen und heißes Föhnen der Haare</li><li>aggressive, parfümierte oder allergisierende Shampoos und Haarpflegegeprodukte. </li></ul></p><p class="bodytext">Einige einfache Basismaßnahmen können die Schuppenproduktion bei trockener, gereizter Kopfhaut eindämmen. Dazu gehören:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Reizarmes Haarwaschen</strong>. Bei trockener Kopfhaut sind die Haare selten (einmal wöchentlich) und nur mit lauwarmem Wasser zu waschen. Lufttrocknen ist milder als trockenföhnen. </li><li><strong>Passende Pflegeprodukte.</strong> Das Shampoo sollte pH-neutral und mild sein, empfehlenswert sind Pflegeprodukte mit Harnstoff, Glycerin oder Dexpanthenol (in der Apotheke gibt es zahlreiche Produkte zur Auswahl).</li><li><strong>Nächtliche Ölkur. </strong>Eine Kurpackung mit Öl besänftigt die gestresste Kopfhaut. Dazu träufelt man sich einmal pro Woche abends mit einer Pipette Mandel-, Oliven-, Argan- oder Jojobaöl auf die Kopfhaut. Das Öl vorsichtig einmassieren und über Nacht einwirken lassen. Am nächsten Morgen wäscht man das Öl wieder aus. </li><li><strong>Vorsicht beim Styling</strong>. Um die Kopfhaut nicht weiter zu reizen, sollte man besser auf Haarefärben, Lockenstab und Glätteisen verzichten. Auch Schaumfestiger und Haarspray sollte man besser meiden. </li></ul></p><p class="bodytext">Reichen diese Maßnahmen nicht aus, können spezielle Anti-Schuppen-Shampoos für trockene Kopfhaut aus der Apotheke helfen. Sie enthalten meist mehrere Wirkstoffe wie etwa Pirocton-Olamin, Salicylsäure oder Polidocanol. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Shampoos und Spülungen mit Pflanzenauszügen pflegen die Haare bei trockener, schuppender Kopfhaut. Beispiele sind Produkte mit Huflattich und Teebaumöl. </p><p class="bodytext"><strong>Fettige Kopfhaut als Schuppenquelle </strong></p><p class="bodytext">Fettige Kopfhaut kann ebenso zu Schuppen führen wie trockene. Die dann meist öligen Schuppen glänzen gelblich und lassen sich nur schwer von den Haaren lösen. Sie entstehen durch eine übermäßige Talgproduktion. Häufige Kopfwäschen (mindestens alle zwei Tage) mit entfettenden Shampoos aus der Apotheke vermindern die Schuppen. </p><p class="bodytext">Weil auf der fettigen, schuppenden Kopfhaut Hefepilze gut gedeihen, sind den Shampoos meist antimykotische Wirkstoffe wie Ketoconazol, Cotrimazol, Selendisulfid oder Ciclopirox-Olamin beigefügt. Je nach Produkt müssen die Shampoos mindestens drei bis zehn Minuten auf der Kopfhaut einwirken. Die Angaben der Packungsbeilage sind deshalb genau zu beachten.</p><p class="bodytext"> Alle Shampoos sollen zunächst zwei- bis dreimal pro Woche, später zur Vorbeugung einmal pro Woche angewendet werden. Weil ein Dauereinsatz die Hautflora verändert, dürfen antimykotische Shampoos nicht länger als vier Wochen eingesetzt werden. Nach Abklingen der Beschwerden verwendet man ein mildes Shampoo ohne Duft- oder Konservierungsstoffe. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Antimykotische Schuppenshampoos können graue und weiße Haare verfärben. Außerdem reizen sie die Augen, weshalb man diese beim Haarewaschen geschlossen halten sollte. Kinder halten sich bei der Haarwäsche am besten einen Waschlappen vor dass Gesicht.</p><p class="bodytext"><strong>Wenn die Schuppen nicht weichen</strong></p><p class="bodytext"> Manchmal sind Schuppen auch Hinweise für eine Hauterkrankung. Dann lassen sie sich durch die genannten Maßnahmen nicht lindern oder treten gemeinsam mit weiteren Beschwerden auf. Um abzuklären, was hinter den trockenen oder fettigen Schuppen steckt, ist deshalb in folgenden Fällen der Gang in die Hautarztpraxis erforderlich:</p><p class="bodytext"><ul><li>Die Schuppen werden trotz Basismaßnahmen und Anti-Schuppen-Shampoo nicht weniger oder treten immer wieder auf.</li><li>Die Kopfhaut juckt stark, brennt, ist stark gerötet oder sogar geschwollen. </li><li>Es finden sich nässende, entzündete oder verkrustete Stellen auf der Kopfhaut. </li></ul></p><p class="bodytext">In der Praxis inspiziert die Hautärzt*in nicht nur die Kopfhaut, sondern auch die Haut des gesamten Körpers gründlich. Denn es ist durchaus möglich, dass die Kopfbeschwerden ein Zeichen für eine allgemeine Hauterkrankung sind. Manchmal sind für eine Diagnose zusätzlich Blutuntersuchungen erforderlich oder eine mikroskopische Begutachtung von Hautschuppen oder Gewebeproben. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Bei Kindern sollte man Kopfschuppen immer von der Ärzt*in abklären lassen, denn oft ist eine ansteckende Pilzinfektion die Ursache. </p><p class="bodytext"><strong>Von Neurodermitis bis Pilzinfektion </strong></p><p class="bodytext">Die häufigsten Erkrankungen, die Schuppen verursachen, sind die Schuppenflechte, das seborrhoische Kopfhautekzem und die Neurodermitis.</p><p class="bodytext">Die <strong>Schuppenflechte</strong> macht sich am Kopf mit Juckreiz und roten, oft silbrig glänzenden Hautstellen bemerkbar. Diese Herde (auch Plaques genannt) breiten sich gern über die Haargrenze aus und lassen sich dann z.B. am Nacken gut erkennen. Durch die stark beschleunigte Reifung der Hautzellen kommt es zu einer ausgeprägten,meist trockenen, weißlichen Kopfschuppen. Es helfen keratolytische Shampoos mit Salicylsäure, Urea, aber auch Dicaprylyl-Carbonat, Dimeticon sowie Jojoba- und Olivenöl. Parallel dazu ist bei den meisten Patient*innen eine lokale Behandlung der Kopfhaut mit Kortisonpräparaten erforderlich. Diese werden als Shampoo, Schaum oder Lösung aufgetragen. Häufig verordnen die Hautärzt*innen auch einen Schaum mit Kortison und einem Vitamin D3-Analogon (Calcipotriol). Reicht die äußerliche Behandlung nicht aus, empfehlen die Leitlinien die Einnahme von spezifischen Wirkstoffen gegen die Schuppenflechte (Acitretin, Ciclosporin, Methotrexat oder auch TNF-alpha-Hemmer oder Interleukin-Blocker).</p><p class="bodytext">Die <strong>Neurodermitis</strong> tritt am Kopf mit extremem Juckreiz in Erscheinung. Oft kratzen sich die Betroffenen die Stellen sogar blutig. Die Schuppen sind bei der Neurodermitis weißlich, aber eher gering ausgeprägt. Um die Kopfhaut mit der nötigen Feuchtigkeit zu versorgen, sind feuchtigkeitsbindende Harnstoff (Urea-)-Shampoos ohne Silikon, Duftstoffe oder Konservierungsmittel ratsam. In der Apotheke gibt es zudem lindernde Intensivtonika, z.B. mit Urea, Lactat, Licochalcone A oder Polidocanol. Sie beruhigen die Kopfhaut und reduzieren den Juckreiz. Ist das atopische Ekzem stark ausgeprägt, verschreibt die Ärzt*in entzündungshemmende Kortisonlösungen. In besonders schweren Fällen kommen auch Ciclosporin, Januskinasehemmer oder monoklonale Antikörper zum Einsatz. </p><p class="bodytext">Das <strong>seborrhoische Kopfhautekzem</strong> entwickelt sich aus der fettigen Kopfhaut mit Schuppen (siehe oben), wobei die Übergänge fließend sind. Die starke Talgbildung begünstigt das übermäßige Wachstum eines zur normalen Hautflora des Menschen gehörenden Pilzes: Malessezia furfur. Dieser Pilz besiedelt die Haarfollikel und zersetzt den Talg. Vermehren sich jedoch Pilz und Talg, reiztdas dier Kopfhaut. Neben entzündeten, nässenden und juckenden Hautstellen finden sich ölig-glänzende, gelbe Schuppen. Diese bleiben meistens am Kopf kleben. Oft ist zudem nicht nur die Kopfhaut betroffen, sondern die nässenden Stellen finden sich auch um die Nase herum, am Kinn und an den Augenbrauen. Die Behandlung besteht aus antimykotischen Shampoos (siehe fettige Kopfhaut) und, im akuten Krankheitsschub, entzündungs- und juckreizhemmende Kortisontinkturen. </p><p class="bodytext">Malessezia kann auf der fettigen Haut auch die Kleienpilzflechte auslösen. Hierbei kommt es zu runden, münzgroßen, entweder hellen oder dunklen Flecken mit weißen Schuppen am Rand. Zur Behandlung dienen antimykotische Lösungen, die man auf die Kopfhaut aufträgt und einwirken lässt. Je nach Präparat wird die Anwendung mehrmals wiederholt.</p><p class="bodytext">Schuppen treten auch bei ansteckenden Pilzerkrankungen auf. Eine solche <strong>Tinea capitis</strong> ist z.B. bei Kindern häufig. Die Pilze werden durch Haustiere, von Mensch zu Mensch oder auch über Autositze oder Plüschspielzeug übertragen. Der Befall macht sich durch kreisrunde Herde mit gräulichen Schuppen bemerkbar, außerdem brechen die Haare kurz über der Kopfhaut ab. In ausgeprägteren Fällen finden sich hochrote, nässende und entzündete Herde. Für eine erfolgreiche Therapie muss die Hausärzt*in anhand von Hautproben auf Pilzsuche gehen. Das passende Anti-Pilzmittel wird parallel auf zwei Wegen verabreicht, und zwar lokal mit Lösungen oder Shampoo und systemisch als Tabletten. Die Therapie ist langwierig und darf erst beendet werden, wenn keine Erreger mehr nachweisbar sind. <br /> </p><p class="bodytext">Quelle: Winterhagen I, 2022, Deutsche Apotheker Zeitung 12:36 </p>

<p class="bodytext">Häufiger Harndrang, nächtliches Wasserlassen und ein schwacher Harnstrahl sind die typischen Beschwerden bei einer vergrößerten Prostata. In frühen Stadien helfen Allgemeinmaßnahmen, Medikamente und Pflanzenextrakte. Doch was kann man von der konservativen Therapie erwarten? Und wann muss operiert werden? </p><p class="bodytext"><strong>Sie wächst und wächst und wächst … </strong></p><p class="bodytext">Die Prostata oder auch Vorsteherdrüse gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie sitzt direkt unter der Blase und umschließt die daraus abgehende Harnröhre. Von dort aus gibt sie ein Sekret ab, das die Spermien nährt und sie vor dem sauren Sekret in der Scheide schützt. Außerdem ziehen sich die Muskelzellen der Prostata beim Orgasmus zusammen. Dadurch wird der Samenerguss ruckartig durch die Harnröhre ausgestoßen. Die Kontraktion der Prostata verhindert gleichzeitig, dass das Sperma in die falsche Richtung, nämlich in die Blase fließt. </p><p class="bodytext">Beim gesunden jungen Mann ist die Prostata mit einem Durchmesser von 3,5 cm etwa kastaniengroß. Doch ab dem 30. Lebensjahr beginnt die Drüse, sich bei vielen Männern zu vergrößern. Die Ursache dafür ist noch unklar. Von einer solchen gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahypertrophie, BPH) sind bei den 60-Jährigen etwa 45% betroffen, bei den 70-Jährigen etwa 70% und bei den 80-Jährigen sogar 80%.</p><p class="bodytext">Eine leichte BPH muss keine Beschwerden machen. Ab einem gewissen Volumen engt eine vergrößerte Prostata jedoch die Harnröhre ein. Das stört das Wasserlassen, die Blase lässt sich irgendwann nicht mehr komplett entleeren. In diesem Stadium spricht man vom gutartigen (benignen) Prostata-Syndrom (BPS). Dies sind die typischen Beschwerden:</p><p class="bodytext"><ul><li>lästiger Harndrang</li><li>häufiges, auch vermehrt nächtliches Wasserlassen</li><li>schwacher bis tröpfelnder Harnstrahl, Nachträufeln</li><li>erschwertes, manchmal schmerzhaftes Wasserlassen</li><li>Gefühl, dass die Blase nicht vollständig entleert wird (Restharn). </li></ul></p><p class="bodytext"></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> In sehr seltenen Fällen löst eine vergrößerte Prostata einen kompletten Harnverhalt aus. Dann kann man trotz hohem Blasendruck und starken Schmerzen kein Wasser lassen. Bei diesem Notfall legt die Ärzt*in zunächst einen Urinkatheter durch die Harnröhre und lässt den Harn so aus der Blase ab. Einige Tage später wird dann meist die Prostata operativ verkleinert. </p><p class="bodytext"><strong>Erst die Diagnose!</strong></p><p class="bodytext"> Kommt es zu den oben genannten Beschwerden, sollten diese – auch wenn sie nur mild sind - ärztlich abgeklärt werden. Zwar steckt sehr häufig eine gutartige Prostatavergrößerung dahinter. Probleme beim Wasserlassen können aber andere Ursachen haben. Dazu gehören z.B. Harnsteine, Harnwegsinfektionen und die Entzündung der Prostata (Prostatitis), aber auch bösartige Prostatageschwülste wie der Prostatakrebs. </p><p class="bodytext">Steht die Diagnose BPS, wird sie je nach Beschwerden in verschiedene Stadien eingeteilt. Danach richten sich dann auch die Behandlungsoptionen.</p><p class="bodytext"><ul><li>Im Stadium 1 (Reizblasenstadium) kommt es nur zu ausgeprägtem Harndrang und häufigem Wasserlassen, auch nachts. </li><li>Im Stadium 2 (Restharnstadium) ist die Harnröhre schon so verengt, dass immer Restharn in der Blase bleibt. Hier drohen Blaseninfektionen und Blasensteine.</li><li>Im Stadium 3 (Dekompensationsstadium) ist der Harnabfluss aus der Blase so stark gestört, dass sich der Urin von der Blase zurück in Harnleitern und Niere staut. Deshalb spricht man auch von einer Überlaufblase. Der Rückstau bringt die Niere in Gefahr, im schlimmsten Fall droht ein Nierenversagen.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Vom Beobachten bis zur Operation </strong></p><p class="bodytext">Die Behandlung der vergrößerten Prostata richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden und reicht vom „aktiven Beobachten“ mit regelmäßigen Kontrollen über die Einnahme pflanzlicher Arzneimittel und Medikamente bis zur Operation. In allen Stadien sind folgende Allgemeinmaßnahmen sinnvoll:</p><p class="bodytext"><ul><li>Vor dem Schlafengehen weniger trinken. Die empfohlene Trinkmenge von 1,5 Litern über den Tag verteilen.</li><li>Alkohol, Kaffee und grünen/schwarzen Tee nur in Maßen konsumieren. Sie entwässern stark und fördern dadurch den Harndrang.</li><li>Direkt nach dem Wasserlassen einen kurzen Moment warten und dann noch einmal versuchen, zu urinieren. Damit entleert sich die Blase besser. </li><li>Die Harnröhre nach dem Urinieren ausstreichen. </li><li>Die Blase trainieren. Die Speicherfähigkeit der Blase lässt sich erhöhen, indem man den Toilettengang beim Harndrang etwas hinauszögert. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Manche für andere Erkrankungen eingenommenen Medikamente verstärken die Prostatabeschwerden, indem sie (ungewünscht) entwässern oder auf die Blase wirken. Es macht deshalb Sinn, alle einzunehmenden Präparate von der Ärzt*in darauf zu prüfen zu lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Chemisch oder pflanzlich? </strong></p><p class="bodytext">In Stadium 1 und bei leichten Formen des Restharnstadiums (Stadium 2) reicht ergänzend zu den oben genannten Allgemeinmaßnahmen eine konservative Therapie mit Medikamenten meist aus. Bei den verschreibungspflichtigen Wirkstoffen unterscheidet man folgende Gruppen: </p><p class="bodytext"><strong>Alpha-1-Blocker </strong>entspannen die Muskulatur an Prostata und Harnröhre und verbessern dadurch den Urinabfluss. Sie wirken deshalb relativ schnell. Die Größe der Prostata verändern sie nicht. Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen sind ihre typischen Nebenwirkungen. </p><p class="bodytext"><strong>5-alpha-Reduktasehemmer </strong>hemmen den wachstumsfördernden Einfluss von Testosteron auf die Prostata. Die Prostata wird nicht größer, bei manchen Patienten schrumpft sie sogar wieder. Bis sich dadurch die Beschwerden bessern, dauert es bis zu einem Jahr. Wichtige Nebenwirkung dieser Substanzgruppe sind Libidoverlust und erektile Dysfunktion. </p><p class="bodytext">Da sich Alpha-1-Blocker und 5-alpha-Reduktasehemmer in ihrer Wirkung ergänzen, verordnet die Ärzt*in häufig eine Kombinationstherapie aus beiden Wirkstoffen. Auf diese Weise werden die Beschwerden rasch gelindert und das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufgehalten. </p><p class="bodytext">Zu den weiteren chemischen Wirkstoffen gehören <strong>Antimuskarinika</strong>. Sie entspannen die Blasenmuskulatur und bessern Beschwerden wie Harndrang und häufiges Wasserlassen. Als Nebenwirkung verursachen sie Mundtrockenheit. Auch <strong>Phosphodiesterase-Typ 5-Hemmer</strong> sind effektiv bei BPS. Sie entspannen die Muskelzellen des unteren Harntrakt und lindern dadurch die Beschwerden. Ob sie einen Einfluss auf die Prostatagröße haben, ist noch nicht bekannt. Häufige unerwünschte Wirkungen bei Phosphodiesterasehemmern sind Kopfschmerzen und Hitzewallungen. </p><p class="bodytext">Manche Männer mit BPS möchten keine chemischen Medikamente einnehmen, sondern lieber natürliche Wirkstoffe. In Deutschland werden bei Prostatabeschwerden vor allem Extrakte aus folgenden Pflanzen eingesetzt:</p><p class="bodytext"><ul><li>Sägepalmenfrüchte</li><li>Brennnesselwurzeln </li><li>Kürbissamen </li><li>Gräserpollen, Roggenpollen. </li></ul></p><p class="bodytext">Wie gut pflanzliche Extrake bei BPS helfen, wird unterschiedlich beurteilt. Zumindest in Laborversuchen konnten verschiedene Wirkungen nachgewiesen werden. Dazu gehörten z.B. entzündungshemmende und antihormonelle Effekte. Sägepalmenextrakt hatte zudem einen Einfluss auf die glatte Muskulatur im Bereich von Prostata und Blasenmuske, Kürbiskerne waren antioxidativ. In klinischen Studien mit Patienten waren die Ergebnisse jedoch unterschiedlich. So zeigten sich in einigen Untersuchungen positive Effekte auf die Beschwerden des Wasserlassens und die Lebensqualität. Für keines der pflanzlichen Extrakte konnte jedoch nachgewiesen werden, dass sie das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufhalten. Aufgrund der unbefriedigenden Datenlage werden seit 2004 pflanzliche Extrakte zur Behandlung des BPS von den allermeisten Krankenkassen nicht mehr erstattet. </p><p class="bodytext">Die Extrakte sind alle gut verträglich. Deswegen spricht nichts dagegen, es bei sehr milden BPS-Beschwerden zunächst mit einer pflanzlichen Behandlung versuchen. Die Wirkstoffe stehen als Monotherapie und als Kombinationspräparate (z.B. Extrakte aus Sägepalmenfrüchten und Brennnesselwurzel) zur Verfügung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Pflanzliche Extrakte für die Prostata gibt es in einer großen Vielzahl. Für die bestmögliche Auswahl sollte man sich in der Apotheke beraten lassen.</p><p class="bodytext"><strong>Wenn Medikamente nicht ausreichen </strong></p><p class="bodytext">Um drohende Blasen- und Nierenschäden abzuwenden, muss spätestens im Stadium 3 die Prostata mit einer Operation verkleinert werden. Auch im Stadium 2 ist dies häufig ratsam, z.B. wenn die Restharnmenge zu groß wird oder der Blasenauslassmuskel zu dick. </p><p class="bodytext">Für die operative Therapie gibt es verschiedene Verfahren. Am häufigsten nutzt man dabei den Weg über die Harnröhre. Die Chirurg*in geht also mit einem Endoskop in die Harnröhre ein und trägt von dort die Prostata mithilfe von Strom, Mikrowellen oder einem Laser schichtweise ab. Manchmal wird das Prostatagewebe auch nur eingeschnitten, um der Harnröhre mehr Platz zu verschaffen. </p><p class="bodytext">Ist die Prostata sehr groß, muss offen operiert werden. Das heißt, dass der Chirurg sich über einen Schnitt Zugang zur Prostata verschafft. Entweder wird die Prostata dann komplett entfernt oder nur ein Teil des Gewebes. Ein neueres Verfahren ist der künstliche Verschluss (Embolisation) der Prostatagefäße (Prostata-Arterien-Embolisation, PAE). Durch die verminderte Blutversorgung sterben Teile der Prostata ab, wodurch diese schrumpft. </p><p class="bodytext">Quellen: Jenett-Siems K, DAZ 2022, 14:32, Leitlinien Konservative und medikamentöse Therapie des benignen Prostatasyndroms </p>

<p class="bodytext">Häufiger Harndrang, nächtliches Wasserlassen und ein schwacher Harnstrahl sind die typischen Beschwerden bei einer vergrößerten Prostata. In frühen Stadien helfen Allgemeinmaßnahmen, Medikamente und Pflanzenextrakte. Doch was kann man von der konservativen Therapie erwarten? Und wann muss operiert werden? </p><p class="bodytext"><strong>Sie wächst und wächst und wächst … </strong></p><p class="bodytext">Die Prostata oder auch Vorsteherdrüse gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie sitzt direkt unter der Blase und umschließt die daraus abgehende Harnröhre. Von dort aus gibt sie ein Sekret ab, das die Spermien nährt und sie vor dem sauren Sekret in der Scheide schützt. Außerdem ziehen sich die Muskelzellen der Prostata beim Orgasmus zusammen. Dadurch wird der Samenerguss ruckartig durch die Harnröhre ausgestoßen. Die Kontraktion der Prostata verhindert gleichzeitig, dass das Sperma in die falsche Richtung, nämlich in die Blase fließt. </p><p class="bodytext">Beim gesunden jungen Mann ist die Prostata mit einem Durchmesser von 3,5 cm etwa kastaniengroß. Doch ab dem 30. Lebensjahr beginnt die Drüse, sich bei vielen Männern zu vergrößern. Die Ursache dafür ist noch unklar. Von einer solchen gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahypertrophie, BPH) sind bei den 60-Jährigen etwa 45% betroffen, bei den 70-Jährigen etwa 70% und bei den 80-Jährigen sogar 80%.</p><p class="bodytext">Eine leichte BPH muss keine Beschwerden machen. Ab einem gewissen Volumen engt eine vergrößerte Prostata jedoch die Harnröhre ein. Das stört das Wasserlassen, die Blase lässt sich irgendwann nicht mehr komplett entleeren. In diesem Stadium spricht man vom gutartigen (benignen) Prostata-Syndrom (BPS). Dies sind die typischen Beschwerden:</p><p class="bodytext"><ul><li>lästiger Harndrang</li><li>häufiges, auch vermehrt nächtliches Wasserlassen</li><li>schwacher bis tröpfelnder Harnstrahl, Nachträufeln</li><li>erschwertes, manchmal schmerzhaftes Wasserlassen</li><li>Gefühl, dass die Blase nicht vollständig entleert wird (Restharn). </li></ul></p><p class="bodytext"></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> In sehr seltenen Fällen löst eine vergrößerte Prostata einen kompletten Harnverhalt aus. Dann kann man trotz hohem Blasendruck und starken Schmerzen kein Wasser lassen. Bei diesem Notfall legt die Ärzt*in zunächst einen Urinkatheter durch die Harnröhre und lässt den Harn so aus der Blase ab. Einige Tage später wird dann meist die Prostata operativ verkleinert. </p><p class="bodytext"><strong>Erst die Diagnose!</strong></p><p class="bodytext"> Kommt es zu den oben genannten Beschwerden, sollten diese – auch wenn sie nur mild sind - ärztlich abgeklärt werden. Zwar steckt sehr häufig eine gutartige Prostatavergrößerung dahinter. Probleme beim Wasserlassen können aber andere Ursachen haben. Dazu gehören z.B. Harnsteine, Harnwegsinfektionen und die Entzündung der Prostata (Prostatitis), aber auch bösartige Prostatageschwülste wie der Prostatakrebs. </p><p class="bodytext">Steht die Diagnose BPS, wird sie je nach Beschwerden in verschiedene Stadien eingeteilt. Danach richten sich dann auch die Behandlungsoptionen.</p><p class="bodytext"><ul><li>Im Stadium 1 (Reizblasenstadium) kommt es nur zu ausgeprägtem Harndrang und häufigem Wasserlassen, auch nachts. </li><li>Im Stadium 2 (Restharnstadium) ist die Harnröhre schon so verengt, dass immer Restharn in der Blase bleibt. Hier drohen Blaseninfektionen und Blasensteine.</li><li>Im Stadium 3 (Dekompensationsstadium) ist der Harnabfluss aus der Blase so stark gestört, dass sich der Urin von der Blase zurück in Harnleitern und Niere staut. Deshalb spricht man auch von einer Überlaufblase. Der Rückstau bringt die Niere in Gefahr, im schlimmsten Fall droht ein Nierenversagen.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Vom Beobachten bis zur Operation </strong></p><p class="bodytext">Die Behandlung der vergrößerten Prostata richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden und reicht vom „aktiven Beobachten“ mit regelmäßigen Kontrollen über die Einnahme pflanzlicher Arzneimittel und Medikamente bis zur Operation. In allen Stadien sind folgende Allgemeinmaßnahmen sinnvoll:</p><p class="bodytext"><ul><li>Vor dem Schlafengehen weniger trinken. Die empfohlene Trinkmenge von 1,5 Litern über den Tag verteilen.</li><li>Alkohol, Kaffee und grünen/schwarzen Tee nur in Maßen konsumieren. Sie entwässern stark und fördern dadurch den Harndrang.</li><li>Direkt nach dem Wasserlassen einen kurzen Moment warten und dann noch einmal versuchen, zu urinieren. Damit entleert sich die Blase besser. </li><li>Die Harnröhre nach dem Urinieren ausstreichen. </li><li>Die Blase trainieren. Die Speicherfähigkeit der Blase lässt sich erhöhen, indem man den Toilettengang beim Harndrang etwas hinauszögert. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Manche für andere Erkrankungen eingenommenen Medikamente verstärken die Prostatabeschwerden, indem sie (ungewünscht) entwässern oder auf die Blase wirken. Es macht deshalb Sinn, alle einzunehmenden Präparate von der Ärzt*in darauf zu prüfen zu lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Chemisch oder pflanzlich? </strong></p><p class="bodytext">In Stadium 1 und bei leichten Formen des Restharnstadiums (Stadium 2) reicht ergänzend zu den oben genannten Allgemeinmaßnahmen eine konservative Therapie mit Medikamenten meist aus. Bei den verschreibungspflichtigen Wirkstoffen unterscheidet man folgende Gruppen: </p><p class="bodytext"><strong>Alpha-1-Blocker </strong>entspannen die Muskulatur an Prostata und Harnröhre und verbessern dadurch den Urinabfluss. Sie wirken deshalb relativ schnell. Die Größe der Prostata verändern sie nicht. Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen sind ihre typischen Nebenwirkungen. </p><p class="bodytext"><strong>5-alpha-Reduktasehemmer </strong>hemmen den wachstumsfördernden Einfluss von Testosteron auf die Prostata. Die Prostata wird nicht größer, bei manchen Patienten schrumpft sie sogar wieder. Bis sich dadurch die Beschwerden bessern, dauert es bis zu einem Jahr. Wichtige Nebenwirkung dieser Substanzgruppe sind Libidoverlust und erektile Dysfunktion. </p><p class="bodytext">Da sich Alpha-1-Blocker und 5-alpha-Reduktasehemmer in ihrer Wirkung ergänzen, verordnet die Ärzt*in häufig eine Kombinationstherapie aus beiden Wirkstoffen. Auf diese Weise werden die Beschwerden rasch gelindert und das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufgehalten. </p><p class="bodytext">Zu den weiteren chemischen Wirkstoffen gehören <strong>Antimuskarinika</strong>. Sie entspannen die Blasenmuskulatur und bessern Beschwerden wie Harndrang und häufiges Wasserlassen. Als Nebenwirkung verursachen sie Mundtrockenheit. Auch <strong>Phosphodiesterase-Typ 5-Hemmer</strong> sind effektiv bei BPS. Sie entspannen die Muskelzellen des unteren Harntrakt und lindern dadurch die Beschwerden. Ob sie einen Einfluss auf die Prostatagröße haben, ist noch nicht bekannt. Häufige unerwünschte Wirkungen bei Phosphodiesterasehemmern sind Kopfschmerzen und Hitzewallungen. </p><p class="bodytext">Manche Männer mit BPS möchten keine chemischen Medikamente einnehmen, sondern lieber natürliche Wirkstoffe. In Deutschland werden bei Prostatabeschwerden vor allem Extrakte aus folgenden Pflanzen eingesetzt:</p><p class="bodytext"><ul><li>Sägepalmenfrüchte</li><li>Brennnesselwurzeln </li><li>Kürbissamen </li><li>Gräserpollen, Roggenpollen. </li></ul></p><p class="bodytext">Wie gut pflanzliche Extrake bei BPS helfen, wird unterschiedlich beurteilt. Zumindest in Laborversuchen konnten verschiedene Wirkungen nachgewiesen werden. Dazu gehörten z.B. entzündungshemmende und antihormonelle Effekte. Sägepalmenextrakt hatte zudem einen Einfluss auf die glatte Muskulatur im Bereich von Prostata und Blasenmuske, Kürbiskerne waren antioxidativ. In klinischen Studien mit Patienten waren die Ergebnisse jedoch unterschiedlich. So zeigten sich in einigen Untersuchungen positive Effekte auf die Beschwerden des Wasserlassens und die Lebensqualität. Für keines der pflanzlichen Extrakte konnte jedoch nachgewiesen werden, dass sie das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufhalten. Aufgrund der unbefriedigenden Datenlage werden seit 2004 pflanzliche Extrakte zur Behandlung des BPS von den allermeisten Krankenkassen nicht mehr erstattet. </p><p class="bodytext">Die Extrakte sind alle gut verträglich. Deswegen spricht nichts dagegen, es bei sehr milden BPS-Beschwerden zunächst mit einer pflanzlichen Behandlung versuchen. Die Wirkstoffe stehen als Monotherapie und als Kombinationspräparate (z.B. Extrakte aus Sägepalmenfrüchten und Brennnesselwurzel) zur Verfügung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Pflanzliche Extrakte für die Prostata gibt es in einer großen Vielzahl. Für die bestmögliche Auswahl sollte man sich in der Apotheke beraten lassen.</p><p class="bodytext"><strong>Wenn Medikamente nicht ausreichen </strong></p><p class="bodytext">Um drohende Blasen- und Nierenschäden abzuwenden, muss spätestens im Stadium 3 die Prostata mit einer Operation verkleinert werden. Auch im Stadium 2 ist dies häufig ratsam, z.B. wenn die Restharnmenge zu groß wird oder der Blasenauslassmuskel zu dick. </p><p class="bodytext">Für die operative Therapie gibt es verschiedene Verfahren. Am häufigsten nutzt man dabei den Weg über die Harnröhre. Die Chirurg*in geht also mit einem Endoskop in die Harnröhre ein und trägt von dort die Prostata mithilfe von Strom, Mikrowellen oder einem Laser schichtweise ab. Manchmal wird das Prostatagewebe auch nur eingeschnitten, um der Harnröhre mehr Platz zu verschaffen. </p><p class="bodytext">Ist die Prostata sehr groß, muss offen operiert werden. Das heißt, dass der Chirurg sich über einen Schnitt Zugang zur Prostata verschafft. Entweder wird die Prostata dann komplett entfernt oder nur ein Teil des Gewebes. Ein neueres Verfahren ist der künstliche Verschluss (Embolisation) der Prostatagefäße (Prostata-Arterien-Embolisation, PAE). Durch die verminderte Blutversorgung sterben Teile der Prostata ab, wodurch diese schrumpft. </p><p class="bodytext">Quellen: Jenett-Siems K, DAZ 2022, 14:32, Leitlinien Konservative und medikamentöse Therapie des benignen Prostatasyndroms </p>

<p class="bodytext">Auch wenn eine chronische Verstopfung nicht lebensbedrohlich ist: Völlegefühl, Blähungen und schmerzhafte Toilettengänge schränken die Lebensqualität der Betroffenen oft erheblich ein. Entsprechend viele Selbsthilfe-Tipps kursieren - von Ballaststoffen über Bewegung, Biofeedback und Medikamente. Doch was hilft wirklich, um den Darm in Schwung zu bringen? </p><p class="bodytext"><strong>Frauen und Ältere besonders betroffen </strong></p><p class="bodytext">Die chronische Verstopfung (Obstipation) ist weit verbreitet. Etwa 15% der Bevölkerung sollen darunter leiden, besonders häufig betroffen sind Frauen und ältere Menschen. Bis vor kurzem wurde die Erkrankung vor allem nach der Häufigkeit der Stuhlentleerung pro Woche definiert. Heute orientiert sich die Diagnose gleichermaßen an subjektiven Beschwerden und objektiven Kriterien. Als chronisch verstopft gilt, wer seit mindestens drei Monaten ohne Abführmittel nur selten weiche Stühle hat und unter zwei oder mehr der folgenden Beschwerden leidet:</p><p class="bodytext"><ul><li>klumpiger oder harter Stuhl (bei mehr als 25% der Stuhlentleerungen, gilt ebenso bei den folgenden Beschwerden)</li><li>starkes Pressen</li><li>subjektive unvollständige Entleerung</li><li>subjektive Obstruktion (das Gefühl eines Hindernisses im Darm)</li><li>Erleichterung der Entleerung mit den Fingern</li><li>weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Was bremst den Darm</strong>? </p><p class="bodytext">Warum der Darm bei manchen Menschen so träge ist, wird bisher nur in Ansätzen verstanden. Eine eindeutige Ursache liegt vor, wenn der Auslöser eine Krankheit ist. Dann spricht man von einer sekundären Obstipation. Das ist etwa der Fall bei</p><p class="bodytext"><ul><li>neurologischen Erkrankungen. Dazu gehören Nervenschädigungen, wie sie beim Diabetes vorkommen oder die Verletzung von Nervenbahnen durch Querschnittslähmung.</li><li> hormonellen Erkrankungen. Dazu zählen hormonelle Schwankungen in der Schwangerschaft oder der zweiten Zyklushälfte oder auch Hormonstörungen der Schilddrüse</li><li> chronischen Krankheiten wie Amyloidose oder Kollagenosen, die sich auch auf den Darm ausbreiten und ihn dadurch bremsen</li><li>Veränderungen, die die Entleerung direkt am Darmausgang erschweren. Dazu gehören Beckenbodenstörungen, der Analprolaps oder die Rektozele.</li></ul></p><p class="bodytext"> Liegt der Verstopfung keine Erkrankung zu Grunde, ist der Fall komplizierter. Theorien gibt es viele: So sollen faserarmen Kost oder Bewegungsmangel die Verstopfung verursachen. Auch eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme oder abrupte Änderungen der Lebensumstände werden oft für die Beschwerden verantwortlich gemacht. Allerdings gibt es bisher keine Studien, die diese Annahmen beweisen. Expert*innen gehen davon aus, dass die genannten Faktoren vor allem dann ein Auslöser sind, wenn Betroffene sowieso eine Veranlagung zur Verstopfung haben. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Verstopfung ist oft eine Nebenwirkung von Medikamenten. Das ist etwa der Fall bei einigen Antidepressiva (z. B. Amitryptilin, Moclobemid, Citalopram und Duloxetin), Hochdruckmedikamenten wie Betablocker und Kalziumkanalblocker, Entwässerungsmitteln und Opioiden. Auch Eisenpräparate und Protonenpumpenhemmer können verstopfen. Es lohnt sich also, die Präparate mit der Apotheker*in oder Hausärzt*in durchzugehen. </p><p class="bodytext"><strong>Was bringt den Darm in Schwung? </strong></p><p class="bodytext">Auch wenn die Ursache für die Verstopfung nicht immer klar ist, gibt es doch erprobte Praxistipps gegen die Beschwerden. Die Basismaßnahme gegen Verstopfung ist ein geregelter Tagesablauf. Morgens sollte man in Ruhe frühstücken und danach den Toilettengang einplanen. Der Stuhlgang soll möglichst nicht unterdrückt werden – auch wenn es bisher keine Beweise dafür gibt, dass dies zu einer chronischen Verstopfung führt. An weiteren Allgemeinmaßnahmen empfehlen die Leitlinien:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Ausreichend trinken</strong>. Dafür reichen 1,5 bis 2 Liter am Tag. Mehr bringt nicht mehr, d.h. eine größeren Trinkmenge hat kein Effekt auf die Verstopfung.</li><li><strong>Ausgewogen ernähren</strong>. Dazu gehören Quell- und Ballaststoffe, wie sie in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten vorkommen. Sie lockern den Stuhl und beschleunigen die Darmpassage. Ein etablierter Richtwert sind etwa 30 g Ballaststoffe/Tag. In einem mittelgroßen Apfel stecken davon etwa 3 g.</li><li><strong>Inaktivität vermeiden</strong>. Das gilt besonders für ältere Menschen. Dabei reichen die üblichen Alltagsaktivitäten aus, um den Darm in Schwung zu halten. D.h., nach dem Essen einen kleinen Spaziergang einzulegen, jede Möglichkeit zu gehen zu nutzen und nicht zu viel herumzusitzen. Mehr Bewegung mag aus anderen Gründen empfehlenswert sein, hat aber keine Auswirkung auf die Darmtätigkeit. </li></ul></p><p class="bodytext">In vielen Fällen reichen diese Maßnahmen aber nicht aus, um den Darm bei chronischer Verstopfung wieder in Schwung zu bringen. Viele Menschen schaffen es auch nicht, die erforderliche Menge an Ballaststoffen über die Nahrung zu sich zu nehmen – die durchschnittliche Aufnahme liegt in Deutschland bei etwa 20 g. In diesen Fällen kommen zusätzliche Ballaststoffe wie Flohsamenschalen und Weizenkleie ins Spiel. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Flohsamenschalen </strong>sollte man täglich ein bis zwei Teelöffel zu sich nehmen. Diese werden in 200 bis 400 ml Wasser oder Saft angerührt. Man trinkt sie direkt oder nach kurzem Vorquellen. Eine Alternative sind pulverisierte Flohsamenschalen aus der Apotheke. Das Pulver ist feiner, leichter zu dosieren und z.T. mit Geschmacksstoffen angesetzt. </li><li>Auch <strong>Weizenkleie </strong>enthält viele Ballaststoffe. Pur schmeckt sie allerdings recht bitter. Am besten rührt man sie deswegen in Müsli, Quark oder Joghurt ein und lässt sie kurz quellen. 70 g Weizenkleie haben etwa 30 g Ballaststoffe in sich – also die empfohlene Tagesration. Bei der Dosierung sollten allerdings die über den Rest der Nahrung aufgenommenen Ballaststoffe berücksichtigt werden. </li></ul></p><p class="bodytext">Sowohl für Weizenkleie als auch für Flohsamenschalen gilt: Die Ballaststoff-Booster müssen immer mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden, damit sie nicht den gegenteiligen Effekt haben! Bei manchen Betroffenen lösen die ungewohnten Ballaststoffe außerdem Blähungen und Bauchschmerzen aus. In diesem Fall sollte man mit einer geringen Dosis starten und diese Tag für Tag steigern. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Auch ballaststoffreiches Obst kann die Verstopfung lindern. Besonders geeignet sind Kiwi, Mango oder Pflaumen. Voraussetzung ist allerdings, dass davon täglich zwei Portionen (insgesamt 300 g) verzehrt werden. </p><p class="bodytext">Einen anderen Ansatzpunkt bieten Probiotika, also Präparate mit Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien. Diese sollen die Zusammensetzung der körpereigenen Darmbakterien (Darmflora) verbessern und so die Verdauung verbessern. Tatsächlich unterscheidet sich die Darmflora von Patienten mit Verstopfung von der Darmflora gesunder Menschen. Dennoch ist unklar, ob dieser Ansatz wirklich funktioniert. In einigen Studien konnten Probiotika die Häufigkeit der Darmentleerung zwar steigern und die Stuhlkonsistenz verbessern. Insgesamt ist die Studienlage allerdings widersprüchlich. Ein Versuch mit Probiotika schadet jedoch nicht und ist deshalb durchaus zu erwägen. Ein Erfolg sollte sich spätestens nach vier- bis sechswöchiger Einnahme einstellen </p><p class="bodytext"><strong>Wenn Flohsamen und Kleie nicht reichen </strong></p><p class="bodytext">Wenn „sanfte“ Methoden nicht greifen, helfen oft nur Medikamente. Welche Präparate sich eignen, ist zum Beispiel davon abhängig, ob die Betroffene unter Entleerungsstörungen leidet. Das bedeutet, dass der Stuhl zwar den Enddarm erreicht, der Stuhl aber nicht problemlos abgesetzt werden kann (z.B. durch Beckenbodenstörungen). Ist das nicht der Fall, sind Abführmitteln wie Makrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat die erste Wahl:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Macrogol </strong>ist osmotisch wirksam (es zieht Wasser in den Darm) und wirkt auf diese Weise abführend. Es wird unverändert ausgeschieden und gilt als besonders verträglich.</li><li> </li><li><strong>Natriumpicosulfat </strong>und <strong>Bisacodyl </strong>regen die Darmbewegungen an. Außerdem fördern sie die Ansammlung von Wasser und Elektrolyten im Darm und machen dadurch den Stuhl weicher. Ihre Wirkung tritt sechs bis zwölf Stunden nach Einnahme ein. Für die Unterstützung des morgendlichen Stuhlgangs nimmt man sie abends zu sich. Als Nebenwirkung sind krampfartige Bauchschmerzen möglich. </li></ul></p><p class="bodytext">Die genaue Dosierung ist sehr vom Einzelfall abhängig. Eine ausführliche und individuelle Beratung gibt es in der Apotheke. Übrigens: Auch eine Langzeittherapie ist Expert*innen zufolge ausdrücklich möglich. Zu der früher gefürchteten Gewöhnung mit Wirkverlust kommt es nur äußerst selten. </p><p class="bodytext">Bringen die genannten Präparate kein Ergebnis, empfehlen die Leitlinien folgende Wirkstoffe:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Anthrachinone </strong>stimulieren den Darm wie Bisacodyl. Bei ihrer Anwendung kann es zu starken krampfartigen Bauchschmerzen kommen, häufig verfärbt sich auch der Urin.</li><li>Zucker und Zuckeralkohole wie z. B. <strong>Lactulose </strong>wirken osmotisch und dadurch abführend. Bei manchen Menschen lösen sie starke Blähungen und Bauchschmerzen aus. Langfristig angewendet, können sie zu Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt führen. </li></ul></p><p class="bodytext">Abführmittel lassen sich übrigens auch miteinander kombinieren. Vor allem bei Präparaten mit unterschiedlichen Wirkprinzipien sind die Erfolgschancen gut. Zur Frage, welche Kombinationen sinnvoll sind, gibt es Rat in der Apotheke oder bei der behandelnden Ärzt*in. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Alte Hausmittel wie Glaubersalz oder Bittersalz sollte man besser meiden. Hier drohen schwere Nebenwirkungen wie Darmlähmung oder Nierenschäden. Paraffinöl ist gefährlich, weil es oft versehentlich in die Lunge gelangt und dann schwere Lungenentzündungen auslöst. </p><p class="bodytext"><strong>Abführhilfe über den Enddarm </strong></p><p class="bodytext">Lässt sich bei Entleerungsstörungen der Stuhl nicht problemlos absetzen, helfen Zäpfchen oder Klistieren. Zäpfchen werden dafür über den Anus eingeführt. Bei Klistieren gelangt der Wirkstoff als Einlauf über ein Kunststoffröhrchen in den Enddarm. Je nach Menge entstammt er einer kleinen Tube oder einer Flasche. </p><p class="bodytext">Bei Zäpfchen und Klistieren gibt es verschiedene Inhaltsstoffe. Sie alle wirken schnell, d.h. innerhalb von 15 Minuten bis einer Stunde nach Anwendung, haben aber unterschiedliche Ansatzpunkte:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Bisacodyl </strong>erhöht die Wandspannung im Enddarm und unterstützt dadurch die Entleerung.</li><li><strong>Sorbitol </strong>wirkt osmotisch (wasseranziehend) und erweicht harten Stuhl.</li><li><strong>CO2-Bildne</strong>r und <strong>Glycerol </strong>stimulieren den Entleerungsreflex direkt.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Zäpfchen und Klysmen eignen sich nicht nur bei Entleerungsstörungen. Sie nützen auch bei der „normalen“ idiopathischen Verstopfung, vor allem in der Kombination mit Abführmitteln. </p><p class="bodytext"><strong>Verschreibungspflichtige Medikamente </strong></p><p class="bodytext">Für schwere Fälle von Verstopfung gibt es verschreibungspflichtige Medikamente. Eines davon ist <strong>Prucaloprid</strong>, das die Darmbewegungen anregt. Es erleichtert damit die Stuhlentleerung und reduziert Blähungen. Als Nebenwirkungen drohen vor allem am ersten Behandlungstag Kopfschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Dies legt sich ab dem zweiten Behandlungstag meist wieder. </p><p class="bodytext">Bei Patient*innen, bei denen selbst Prucaloprid nicht wirksam ist oder das Präparat nicht vertragen wird, kommt <strong>Linaclotid </strong>zum Einsatz. Dieser Wirkstoff führt dazu, dass die Darmschleimhaut Wasser und Chlorid in den Darm sezerniert. Dadurch wird der Stuhl weicher und leichter ausgeschieden. Außerdem lindert Linaclotid Bauchschmerzen und bessert Blähungen. Nebenwirkung sind milde bis mittelschwere Durchfälle. Linaclotid ist zur Behandlung der Verstopfung zugelassen, wird aber von den Kassen nicht erstattet. Die Patient*in muss die Behandlung deshalb selbst bezahlen. </p><p class="bodytext">Ebenfalls verschreibungspflichtig sind <strong>Naloxon </strong>und <strong>Methylnaltrexon</strong>. Diese Substanzen verordnet die Ärzt*in, wenn die Verstopfung auf einer Schmerztherapie mit Opioiden beruht und andere Maßnahmen nicht ausreichend helfen. Sie blockieren die (unerwünschte) verstopfende Wirkung der Opiate am Darm, ohne die schmerzlindernde zentrale Wirkung aufzuheben. </p><p class="bodytext"><strong>Biofeedback und andere komplementäre Verfahren</strong></p><p class="bodytext"> Nicht immer müssen es übrigens Medikamente oder andere Präparate zum Einnehmen sein. Beruht die Verstopfung auf Beckenbodenstörungen, empfehlen Expert*innen das Biofeedback. Hierbei lernt die Patient*in, den Schließmuskel besser zu koordinieren, d.h. zum richtigen Zeitpunkt zu entspannen. Mithilfe einer Analsonde und eines angeschlossenen Messgeräts lässt sich erkennen, ob der Schließmuskel entspannt (grünes Licht) oder angespannt (rotes Licht) ist, so dass die Patient*in lernt, beide Zustände bewusst herbeizuführen. </p><p class="bodytext">Und auch die Alternativmedizin hat einiges im Angebot, etwa die Akupunktur. Ob sie wirklich hilft, ist allerdings nicht ganz klar. Zumindest die Ohrakupunktur, elektrische Akupunktur und traditionelle Akupunktur waren in einigen Studien erfolgreich. Da keine ernsten Nebenwirkungen zu erwarten sind, spricht nichts dagegen, das Nadeln auszuprobieren. </p><p class="bodytext">Bauchdecken- und Kolonmassagen werden ebenso immer wieder zur Behandlung chronischer Verstopfung empfohlen. Man massiert dabei in Richtung Darmpassage, also unterhalb des Brustkorbes entlang des Dickdarms von rechts nach links und dann nach unten. Ergebnisse aus Studien legen allerdings nahe, dass die Massagen eher subjektiv wohltuend sind und keine messbare Wirkung auf die Stuhlentleerung haben. Beruht die Verstopfung auf einer Querschnittslähmung oder einer Multiplen Sklerose, können Kolonmassagen aber durchaus hilfreich sein. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Häufig wird die externe Elektrostimulation zur Behandlung von Verstopfung angeboten. Die aktuellen Leitlinien geben dazu aufgrund der eingeschränkten Datenlage jedoch keine Empfehlung. </p><p class="bodytext"><strong>Verstopfung mit dem Skalpell lösen? </strong></p><p class="bodytext">Chirurgische Maßnahmen kommen nur bei schwerster Verstopfung in Frage. Der Eingriff ist drastisch: Chirurg*innen entfernen dabei den Dickdarm und verbinden den Dünndarm direkt mit dem Enddarm (Kolektomie mit ileorektaler Anastomose). Noch seltener eingesetzt wird die Sakralnervenstimulation über einen eingepflanzten „Darmschrittmacher“. Ob und welche Patient*innen von dieser Therapie profitieren, ist noch unklar.</p><p class="bodytext"> Quellen: Leitlinie Obstipation </p>

<p class="bodytext">Auch wenn eine chronische Verstopfung nicht lebensbedrohlich ist: Völlegefühl, Blähungen und schmerzhafte Toilettengänge schränken die Lebensqualität der Betroffenen oft erheblich ein. Entsprechend viele Selbsthilfe-Tipps kursieren - von Ballaststoffen über Bewegung, Biofeedback und Medikamente. Doch was hilft wirklich, um den Darm in Schwung zu bringen? </p><p class="bodytext"><strong>Frauen und Ältere besonders betroffen </strong></p><p class="bodytext">Die chronische Verstopfung (Obstipation) ist weit verbreitet. Etwa 15% der Bevölkerung sollen darunter leiden, besonders häufig betroffen sind Frauen und ältere Menschen. Bis vor kurzem wurde die Erkrankung vor allem nach der Häufigkeit der Stuhlentleerung pro Woche definiert. Heute orientiert sich die Diagnose gleichermaßen an subjektiven Beschwerden und objektiven Kriterien. Als chronisch verstopft gilt, wer seit mindestens drei Monaten ohne Abführmittel nur selten weiche Stühle hat und unter zwei oder mehr der folgenden Beschwerden leidet:</p><p class="bodytext"><ul><li>klumpiger oder harter Stuhl (bei mehr als 25% der Stuhlentleerungen, gilt ebenso bei den folgenden Beschwerden)</li><li>starkes Pressen</li><li>subjektive unvollständige Entleerung</li><li>subjektive Obstruktion (das Gefühl eines Hindernisses im Darm)</li><li>Erleichterung der Entleerung mit den Fingern</li><li>weniger als 3 Stuhlgänge pro Woche. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Was bremst den Darm</strong>? </p><p class="bodytext">Warum der Darm bei manchen Menschen so träge ist, wird bisher nur in Ansätzen verstanden. Eine eindeutige Ursache liegt vor, wenn der Auslöser eine Krankheit ist. Dann spricht man von einer sekundären Obstipation. Das ist etwa der Fall bei</p><p class="bodytext"><ul><li>neurologischen Erkrankungen. Dazu gehören Nervenschädigungen, wie sie beim Diabetes vorkommen oder die Verletzung von Nervenbahnen durch Querschnittslähmung.</li><li> hormonellen Erkrankungen. Dazu zählen hormonelle Schwankungen in der Schwangerschaft oder der zweiten Zyklushälfte oder auch Hormonstörungen der Schilddrüse</li><li> chronischen Krankheiten wie Amyloidose oder Kollagenosen, die sich auch auf den Darm ausbreiten und ihn dadurch bremsen</li><li>Veränderungen, die die Entleerung direkt am Darmausgang erschweren. Dazu gehören Beckenbodenstörungen, der Analprolaps oder die Rektozele.</li></ul></p><p class="bodytext"> Liegt der Verstopfung keine Erkrankung zu Grunde, ist der Fall komplizierter. Theorien gibt es viele: So sollen faserarmen Kost oder Bewegungsmangel die Verstopfung verursachen. Auch eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme oder abrupte Änderungen der Lebensumstände werden oft für die Beschwerden verantwortlich gemacht. Allerdings gibt es bisher keine Studien, die diese Annahmen beweisen. Expert*innen gehen davon aus, dass die genannten Faktoren vor allem dann ein Auslöser sind, wenn Betroffene sowieso eine Veranlagung zur Verstopfung haben. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Verstopfung ist oft eine Nebenwirkung von Medikamenten. Das ist etwa der Fall bei einigen Antidepressiva (z. B. Amitryptilin, Moclobemid, Citalopram und Duloxetin), Hochdruckmedikamenten wie Betablocker und Kalziumkanalblocker, Entwässerungsmitteln und Opioiden. Auch Eisenpräparate und Protonenpumpenhemmer können verstopfen. Es lohnt sich also, die Präparate mit der Apotheker*in oder Hausärzt*in durchzugehen. </p><p class="bodytext"><strong>Was bringt den Darm in Schwung? </strong></p><p class="bodytext">Auch wenn die Ursache für die Verstopfung nicht immer klar ist, gibt es doch erprobte Praxistipps gegen die Beschwerden. Die Basismaßnahme gegen Verstopfung ist ein geregelter Tagesablauf. Morgens sollte man in Ruhe frühstücken und danach den Toilettengang einplanen. Der Stuhlgang soll möglichst nicht unterdrückt werden – auch wenn es bisher keine Beweise dafür gibt, dass dies zu einer chronischen Verstopfung führt. An weiteren Allgemeinmaßnahmen empfehlen die Leitlinien:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Ausreichend trinken</strong>. Dafür reichen 1,5 bis 2 Liter am Tag. Mehr bringt nicht mehr, d.h. eine größeren Trinkmenge hat kein Effekt auf die Verstopfung.</li><li><strong>Ausgewogen ernähren</strong>. Dazu gehören Quell- und Ballaststoffe, wie sie in Obst, Gemüse und Vollkornprodukten vorkommen. Sie lockern den Stuhl und beschleunigen die Darmpassage. Ein etablierter Richtwert sind etwa 30 g Ballaststoffe/Tag. In einem mittelgroßen Apfel stecken davon etwa 3 g.</li><li><strong>Inaktivität vermeiden</strong>. Das gilt besonders für ältere Menschen. Dabei reichen die üblichen Alltagsaktivitäten aus, um den Darm in Schwung zu halten. D.h., nach dem Essen einen kleinen Spaziergang einzulegen, jede Möglichkeit zu gehen zu nutzen und nicht zu viel herumzusitzen. Mehr Bewegung mag aus anderen Gründen empfehlenswert sein, hat aber keine Auswirkung auf die Darmtätigkeit. </li></ul></p><p class="bodytext">In vielen Fällen reichen diese Maßnahmen aber nicht aus, um den Darm bei chronischer Verstopfung wieder in Schwung zu bringen. Viele Menschen schaffen es auch nicht, die erforderliche Menge an Ballaststoffen über die Nahrung zu sich zu nehmen – die durchschnittliche Aufnahme liegt in Deutschland bei etwa 20 g. In diesen Fällen kommen zusätzliche Ballaststoffe wie Flohsamenschalen und Weizenkleie ins Spiel. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Flohsamenschalen </strong>sollte man täglich ein bis zwei Teelöffel zu sich nehmen. Diese werden in 200 bis 400 ml Wasser oder Saft angerührt. Man trinkt sie direkt oder nach kurzem Vorquellen. Eine Alternative sind pulverisierte Flohsamenschalen aus der Apotheke. Das Pulver ist feiner, leichter zu dosieren und z.T. mit Geschmacksstoffen angesetzt. </li><li>Auch <strong>Weizenkleie </strong>enthält viele Ballaststoffe. Pur schmeckt sie allerdings recht bitter. Am besten rührt man sie deswegen in Müsli, Quark oder Joghurt ein und lässt sie kurz quellen. 70 g Weizenkleie haben etwa 30 g Ballaststoffe in sich – also die empfohlene Tagesration. Bei der Dosierung sollten allerdings die über den Rest der Nahrung aufgenommenen Ballaststoffe berücksichtigt werden. </li></ul></p><p class="bodytext">Sowohl für Weizenkleie als auch für Flohsamenschalen gilt: Die Ballaststoff-Booster müssen immer mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen werden, damit sie nicht den gegenteiligen Effekt haben! Bei manchen Betroffenen lösen die ungewohnten Ballaststoffe außerdem Blähungen und Bauchschmerzen aus. In diesem Fall sollte man mit einer geringen Dosis starten und diese Tag für Tag steigern. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Auch ballaststoffreiches Obst kann die Verstopfung lindern. Besonders geeignet sind Kiwi, Mango oder Pflaumen. Voraussetzung ist allerdings, dass davon täglich zwei Portionen (insgesamt 300 g) verzehrt werden. </p><p class="bodytext">Einen anderen Ansatzpunkt bieten Probiotika, also Präparate mit Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien. Diese sollen die Zusammensetzung der körpereigenen Darmbakterien (Darmflora) verbessern und so die Verdauung verbessern. Tatsächlich unterscheidet sich die Darmflora von Patienten mit Verstopfung von der Darmflora gesunder Menschen. Dennoch ist unklar, ob dieser Ansatz wirklich funktioniert. In einigen Studien konnten Probiotika die Häufigkeit der Darmentleerung zwar steigern und die Stuhlkonsistenz verbessern. Insgesamt ist die Studienlage allerdings widersprüchlich. Ein Versuch mit Probiotika schadet jedoch nicht und ist deshalb durchaus zu erwägen. Ein Erfolg sollte sich spätestens nach vier- bis sechswöchiger Einnahme einstellen </p><p class="bodytext"><strong>Wenn Flohsamen und Kleie nicht reichen </strong></p><p class="bodytext">Wenn „sanfte“ Methoden nicht greifen, helfen oft nur Medikamente. Welche Präparate sich eignen, ist zum Beispiel davon abhängig, ob die Betroffene unter Entleerungsstörungen leidet. Das bedeutet, dass der Stuhl zwar den Enddarm erreicht, der Stuhl aber nicht problemlos abgesetzt werden kann (z.B. durch Beckenbodenstörungen). Ist das nicht der Fall, sind Abführmitteln wie Makrogol, Bisacodyl und Natriumpicosulfat die erste Wahl:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Macrogol </strong>ist osmotisch wirksam (es zieht Wasser in den Darm) und wirkt auf diese Weise abführend. Es wird unverändert ausgeschieden und gilt als besonders verträglich.</li><li> </li><li><strong>Natriumpicosulfat </strong>und <strong>Bisacodyl </strong>regen die Darmbewegungen an. Außerdem fördern sie die Ansammlung von Wasser und Elektrolyten im Darm und machen dadurch den Stuhl weicher. Ihre Wirkung tritt sechs bis zwölf Stunden nach Einnahme ein. Für die Unterstützung des morgendlichen Stuhlgangs nimmt man sie abends zu sich. Als Nebenwirkung sind krampfartige Bauchschmerzen möglich. </li></ul></p><p class="bodytext">Die genaue Dosierung ist sehr vom Einzelfall abhängig. Eine ausführliche und individuelle Beratung gibt es in der Apotheke. Übrigens: Auch eine Langzeittherapie ist Expert*innen zufolge ausdrücklich möglich. Zu der früher gefürchteten Gewöhnung mit Wirkverlust kommt es nur äußerst selten. </p><p class="bodytext">Bringen die genannten Präparate kein Ergebnis, empfehlen die Leitlinien folgende Wirkstoffe:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Anthrachinone </strong>stimulieren den Darm wie Bisacodyl. Bei ihrer Anwendung kann es zu starken krampfartigen Bauchschmerzen kommen, häufig verfärbt sich auch der Urin.</li><li>Zucker und Zuckeralkohole wie z. B. <strong>Lactulose </strong>wirken osmotisch und dadurch abführend. Bei manchen Menschen lösen sie starke Blähungen und Bauchschmerzen aus. Langfristig angewendet, können sie zu Störungen im Wasser- und Elektrolythaushalt führen. </li></ul></p><p class="bodytext">Abführmittel lassen sich übrigens auch miteinander kombinieren. Vor allem bei Präparaten mit unterschiedlichen Wirkprinzipien sind die Erfolgschancen gut. Zur Frage, welche Kombinationen sinnvoll sind, gibt es Rat in der Apotheke oder bei der behandelnden Ärzt*in. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Alte Hausmittel wie Glaubersalz oder Bittersalz sollte man besser meiden. Hier drohen schwere Nebenwirkungen wie Darmlähmung oder Nierenschäden. Paraffinöl ist gefährlich, weil es oft versehentlich in die Lunge gelangt und dann schwere Lungenentzündungen auslöst. </p><p class="bodytext"><strong>Abführhilfe über den Enddarm </strong></p><p class="bodytext">Lässt sich bei Entleerungsstörungen der Stuhl nicht problemlos absetzen, helfen Zäpfchen oder Klistieren. Zäpfchen werden dafür über den Anus eingeführt. Bei Klistieren gelangt der Wirkstoff als Einlauf über ein Kunststoffröhrchen in den Enddarm. Je nach Menge entstammt er einer kleinen Tube oder einer Flasche. </p><p class="bodytext">Bei Zäpfchen und Klistieren gibt es verschiedene Inhaltsstoffe. Sie alle wirken schnell, d.h. innerhalb von 15 Minuten bis einer Stunde nach Anwendung, haben aber unterschiedliche Ansatzpunkte:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Bisacodyl </strong>erhöht die Wandspannung im Enddarm und unterstützt dadurch die Entleerung.</li><li><strong>Sorbitol </strong>wirkt osmotisch (wasseranziehend) und erweicht harten Stuhl.</li><li><strong>CO2-Bildne</strong>r und <strong>Glycerol </strong>stimulieren den Entleerungsreflex direkt.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Zäpfchen und Klysmen eignen sich nicht nur bei Entleerungsstörungen. Sie nützen auch bei der „normalen“ idiopathischen Verstopfung, vor allem in der Kombination mit Abführmitteln. </p><p class="bodytext"><strong>Verschreibungspflichtige Medikamente </strong></p><p class="bodytext">Für schwere Fälle von Verstopfung gibt es verschreibungspflichtige Medikamente. Eines davon ist <strong>Prucaloprid</strong>, das die Darmbewegungen anregt. Es erleichtert damit die Stuhlentleerung und reduziert Blähungen. Als Nebenwirkungen drohen vor allem am ersten Behandlungstag Kopfschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Dies legt sich ab dem zweiten Behandlungstag meist wieder. </p><p class="bodytext">Bei Patient*innen, bei denen selbst Prucaloprid nicht wirksam ist oder das Präparat nicht vertragen wird, kommt <strong>Linaclotid </strong>zum Einsatz. Dieser Wirkstoff führt dazu, dass die Darmschleimhaut Wasser und Chlorid in den Darm sezerniert. Dadurch wird der Stuhl weicher und leichter ausgeschieden. Außerdem lindert Linaclotid Bauchschmerzen und bessert Blähungen. Nebenwirkung sind milde bis mittelschwere Durchfälle. Linaclotid ist zur Behandlung der Verstopfung zugelassen, wird aber von den Kassen nicht erstattet. Die Patient*in muss die Behandlung deshalb selbst bezahlen. </p><p class="bodytext">Ebenfalls verschreibungspflichtig sind <strong>Naloxon </strong>und <strong>Methylnaltrexon</strong>. Diese Substanzen verordnet die Ärzt*in, wenn die Verstopfung auf einer Schmerztherapie mit Opioiden beruht und andere Maßnahmen nicht ausreichend helfen. Sie blockieren die (unerwünschte) verstopfende Wirkung der Opiate am Darm, ohne die schmerzlindernde zentrale Wirkung aufzuheben. </p><p class="bodytext"><strong>Biofeedback und andere komplementäre Verfahren</strong></p><p class="bodytext"> Nicht immer müssen es übrigens Medikamente oder andere Präparate zum Einnehmen sein. Beruht die Verstopfung auf Beckenbodenstörungen, empfehlen Expert*innen das Biofeedback. Hierbei lernt die Patient*in, den Schließmuskel besser zu koordinieren, d.h. zum richtigen Zeitpunkt zu entspannen. Mithilfe einer Analsonde und eines angeschlossenen Messgeräts lässt sich erkennen, ob der Schließmuskel entspannt (grünes Licht) oder angespannt (rotes Licht) ist, so dass die Patient*in lernt, beide Zustände bewusst herbeizuführen. </p><p class="bodytext">Und auch die Alternativmedizin hat einiges im Angebot, etwa die Akupunktur. Ob sie wirklich hilft, ist allerdings nicht ganz klar. Zumindest die Ohrakupunktur, elektrische Akupunktur und traditionelle Akupunktur waren in einigen Studien erfolgreich. Da keine ernsten Nebenwirkungen zu erwarten sind, spricht nichts dagegen, das Nadeln auszuprobieren. </p><p class="bodytext">Bauchdecken- und Kolonmassagen werden ebenso immer wieder zur Behandlung chronischer Verstopfung empfohlen. Man massiert dabei in Richtung Darmpassage, also unterhalb des Brustkorbes entlang des Dickdarms von rechts nach links und dann nach unten. Ergebnisse aus Studien legen allerdings nahe, dass die Massagen eher subjektiv wohltuend sind und keine messbare Wirkung auf die Stuhlentleerung haben. Beruht die Verstopfung auf einer Querschnittslähmung oder einer Multiplen Sklerose, können Kolonmassagen aber durchaus hilfreich sein. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Häufig wird die externe Elektrostimulation zur Behandlung von Verstopfung angeboten. Die aktuellen Leitlinien geben dazu aufgrund der eingeschränkten Datenlage jedoch keine Empfehlung. </p><p class="bodytext"><strong>Verstopfung mit dem Skalpell lösen? </strong></p><p class="bodytext">Chirurgische Maßnahmen kommen nur bei schwerster Verstopfung in Frage. Der Eingriff ist drastisch: Chirurg*innen entfernen dabei den Dickdarm und verbinden den Dünndarm direkt mit dem Enddarm (Kolektomie mit ileorektaler Anastomose). Noch seltener eingesetzt wird die Sakralnervenstimulation über einen eingepflanzten „Darmschrittmacher“. Ob und welche Patient*innen von dieser Therapie profitieren, ist noch unklar.</p><p class="bodytext"> Quellen: Leitlinie Obstipation </p>

<p class="bodytext">Eigentlich ist die Mundrose eine harmlose, nicht ansteckende Erkrankung. Trotzdem ist sie tückisch: Denn wer versucht, die roten Papeln und Pusteln um Mund oder Nase mit Pflegecremes oder gar Kortison zu vertreiben, verschärft das Problem. Stattdessen ist bei der Mundrose konsequente Nulltherapie angesagt. Wie die aussieht und wann zusätzlich Antibiotika oder Vitamin-A-Säure erforderlich sind, erfahren Sie im aktuellen Ratgeber. </p><p class="bodytext"><strong>Papeln und Pusteln um Nase und Mund </strong></p><p class="bodytext">Eine Mundrose ist nicht zu übersehen: Sie sitzt mitten im Gesicht und wird von den Betroffenen deshalb als überaus störend empfunden. Meist bilden sich die Papeln und Pusteln rund um den Mund (lateinisch „perioral“), weshalb die Erkrankung medizinisch „Dermatitis (für Hautentzündung) perioralis “ heißt. Manchmal sind aber auch die Bereiche neben der Nase oder den Augen betroffen. Bei schwerer Ausprägung verbreiten sich die Hauterscheinungen sogar bis hinter die Ohren oder unter das Kinn. </p><p class="bodytext">Die Papeln der Mundrose sind rötliche und wenige Millimeter große Knötchen, die unter der meist geröteteten, geschwollenen oder geschuppten Haut sitzen. Zu den Papeln gesellen sich gern Pusteln, d.h. kleine Hohlräume, die manchmal auch mit Eiter gefüllt sind. Ganz typisch für die Erkrankung ist der weiße Randsaum um den Mund. Er entsteht dadurch, dass um das Lippenrot herum ein etwa zwei Millimeter breiter Streifen von den Papeln verschont bleibt. Leider kann man die Mundrose nicht nur sehen, sondern auch spüren: Die betroffene Haut spannt und brennt, und manchmal juckt sie auch. </p><p class="bodytext">Was die Mundrose verursacht, ist unklar. Wichtigster Faktor ist wahrscheinlich eine Hautreizung durch übermäßigen Gebrauch von Hautpflegeprodukten, Kosmetika oder Sonnenschutzmitteln. Dadurch wird ein Teufelskreis ausgelöst: Die Pflegeprodukte stören die Hautbarriere, was letztlich zu einer Entzündungsreaktion führt. Dem versuchen die Betroffenen mit vermehrter Hautpflege entgegenzuwirken – und verstärken die Reizung und damit die Beschwerden weiter. </p><p class="bodytext">Frauen zwischen 16 und 45 Jahren sind besonders gefährdet, an Mundrose zu erkranken. Denn vor allem diese Altersgruppe greift häufig zu Hautpflegeprodukten und Kosmetika. Bei Stewardessen und Mannequins ist die Mundrose fast schon eine „Berufskrankheit“. deshalb ist sie auch unter dem Namen Stewardessen- oder Mannequinkrankheit bekannt. Neben einem Zuviel an Kosmetika soll aber auch eine allergische Veranlagung die Mundrose begünstigen. </p><p class="bodytext">Meist verläuft die Erkrankung schubweise über mehrere Monate. Mal blüht sie mehr auf, mal wird sie weniger. Das hängt auch von äußeren Faktoren ab: Sonnenlicht etwa verstärkt die die Beschwerden oft. Und in Coronazeiten triggern Mund-Nasen-Masken die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Kortison kann eine Mundrose auslösen. Die Erkrankung tritt gar nicht so selten nach der Behandlung von Gesichtsekzemen mit Kortisoncremes auf. </p><p class="bodytext"><strong>Ist es überhaupt eine Mundrose? </strong></p><p class="bodytext">Ob es sich bei den störenden Papeln tatsächlich nur um eine Mundrose handelt, muss die Hautärzt*in entscheiden. Meist reichen Krankengeschichte und das Erscheinungsbild mit dem typischen Randsaum aus, um die Mundrose von anderen, ähnlich aussehenden Krankheiten abzugrenzen. Dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li>Rosazea. Hier findet man meist zusätzlich erweiterte und geplatzte Äderchen und vergrößerte Talgdrüsen.</li><li>Neurodermitis (atopisches Ekzem). Hier überwiegt der Juckreiz und meist wird die Erkrankung bei Pollenflug oder Tierhaarkontakt schlimmer.</li><li>Milbenbefall. Der ist in der Regel nur einseitig, außerdem lassen sich winzige Milbengänge erkennen.</li><li><strong>Lippenleckekzem.</strong> Hier reichen die nässenden Hautveränderungen bis an das Lippenrot heran. Außerdem sind meist Säuglinge oder Kleinkinder mit bekannter Neurodermitis betroffen. </li><li><strong>Seborrhoisches Ekzem.</strong> Dabei dominieren gelblich-fettige Schuppen, zudem tritt die Erkrankung meist auch an den Augenbrauen und am Kopf auf. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nur in seltenen Fällen ist es erforderlich, eine Gewebeprobe aus der befallenen Haut zu entnehmen und diese unter dem Mikroskop zu untersuchen. </p><p class="bodytext"><strong>Stufentherapie nach Schweregrad </strong></p><p class="bodytext">Steht die Diagnose, misst die Ärzt*in den Schweregrad der Erkrankung mit einem speziellen Score, dem PODSI. Bewertet werden dabei Hautrötung, Papeln und Schuppung in 0,5-er Schritten von 0 (nicht vorhanden) bis 3 (stark ausgeprägt). Zählt man die Punkte zusammen, ergibt sich der Gesamtwert und damit der Grad der Mundrose. Bei Werten von 0,5–2,5 spricht man von einer leichten Mundrose, bei 3–5,5 Punkten handelt es sich um eine mittelschwere, bei 6-9 um eine schwere Form. Der Schweregrad ist wichtig für die Therapie, die in Stufen erfolgt:</p><p class="bodytext"><ul><li>leichte Mundrose: Nulltherapie (1. Stufe)</li><li>mittelschwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung mit Salben, Gelen oder Cremes (2. Stufe)</li><li>schwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung plus Einnahme von Tabletten (3. Stufe). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Mit dem PODSI lässt sich auch der Therapieerfolg prüfen. Bessert sich der Wert nach drei Wochen Behandlung nicht, wird die nächst höhere Therapiestufe empfohlen. </p><p class="bodytext"><strong>1.Stufe: Nulltherapie</strong> Nulltherapie heißt tatsächlich, alle Kosmetika zu meiden. Dazu gehören Hautpflegeprodukte, Peelings, Masken, Make-up und tönende Cremes genauso wie Parfüm und sogar Raumdüfte. Einfach „nichts“ zu tun ist für die Betroffenen oft eine besondere Herausforderung. Trotzdem sollte man sich daran halten, denn nur dann besteht Aussicht auf Erfolg. Allerdings braucht man eine gehörige Portion Geduld: die Abheilung dauert im Regelfall mehrere Wochen. </p><p class="bodytext">Für die Reinigung der Gesichtshaut empfehlen Hautärzt*innen, nur klares, lauwarmes Wasser zu verwenden. Nützlich ist dabei ein Mikrofasertuch. Wer gar nicht auf eine Waschsubstanz verzichten möchte, kann statt zur Seife zu einem Syndet greifen. Diese waschaktiven Substanzen werden chemisch hergestellt, haben einen günstigeren pH-Wert und lösen seltener Allergien aus. Bei der Auswahl des geeigneten Präparates hilft Ihre Apotheker*in gerne. </p><p class="bodytext">Um die gestresste Haut nicht zusätzlich zu reizen, darf sie nach dem Waschen nur vorsichtig trockengetupft werden. Sind die Spannungsgefühle sehr stark, können Schwarzteeumschläge helfen. Dazu tränkt man Kompressen mit schwarzem Tee (stark aufgebrüht, aber abgekühlt!) und legt sie mehrmals täglich für 10 bis 15 Minuten auf die Haut. </p><p class="bodytext">Ist trotzdem noch eine Pflege erforderlich, sind nur einzelne, gut verträgliche medizinische Hautpflegemittel erlaubt. Sie müssen komplett frei von Emulgatoren, Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen sein. Solche Produkte sind in der Apotheke erhältlich, hier gibt es auch Rat, welches für Sie am besten geeignet ist. </p><p class="bodytext">Zusätzlich ist es wichtig, die Gesichtspartie vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Weil Sonnenschutzmittel die Mundrose triggern können, sind diese natürlich verboten. Stattdessen heißt es Sonne meiden oder eine weiche, nicht reizende Mund-Nasen-Maske tragen.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Bei der Nulltherapie kann sich das Hautbild zuerst verschlechtern. Davon sollte man sich nicht entmutigen lassen – denn nur durch die Kosmetikaabstinenz kann sich die Haut dauerhaft regenerieren. </p><p class="bodytext"><strong>Zweite Stufe mit Lokalbehandlung</strong></p><p class="bodytext"> Bei mittelschwerer Mundrose (PODSI 3–5,5) kommen lokal Salben, Gele oder Lösungen zum Einsatz. Das Gleiche gilt, wenn bei leichter Mundrose die Nulltherapie nicht greift. Drei Wirkstoffe werden dabei am häufigsten verwendet: Die Antibiotika Metronidazol als Gel und Erythromycin als Lösung oder der Immunmodulator Pimecrolimus als Salbe. Bei all diesen verschreibungspflichtigen Präparaten sind Nebenwirkungen zu beachten. So ist zum Beispiel bei Metronidazol ein guter UV-Schutz wichtig, weil das Präparat sonst an Wirksamkeit verliert. Alle können zudem Hautirritationen und Kontaktallergien auslösen. </p><p class="bodytext">Bevor bei Nicht-Ansprechen der oben genannten Wirkstoffe die Stufe-3-Therapie gewählt wird, verordnen die Ärzt*innen manchmal auch Azelainsäure, Ichthyol oder eine Photodynamische Therapie mit 4-Aminolävulinsäure. Diese Wirkstoffe haben in kleineren Studien gute klinische Effekte gezeigt. Allerdings können sie auch eine Reihe unerwünschter Wirkungen auslösen. Ob sie generell als Therapie empfohlen werden können, müssen größere Studien noch zeigen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auf keinen Fall sollten Betroffene eine Selbsttherapie mit Kortisoncremes starten. Kortison bessert wegen seinem antientzündlichen Effekt zwar scheinbar zunächst das Hautbild. Weil es die Hautbarriere jedoch stark beeinträchtigt kehren die Symptome bald zurück – und zwar meist noch schlimmer als zuvor. Nicht umsonst gilt eine Kortisontherapie auch als Trigger, also Auslöser, für die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 3: Therapie von innen </strong></p><p class="bodytext">Bei schwerer Mundrose mit dunkelroter Haut, vielen roten, in Gruppen stehenden Papeln und ausgeprägter Schuppung reicht die äußere Behandlung oft nicht aus. Dann verschreiben die Ärzt*innen Medikamente zum Einnehmen, etwa Antibiotika oder den Vitamin-A-Abkömmling Isotretinoin. </p><p class="bodytext">Bei den Antibiotika stehen für Kinder ab 8 Jahren und Erwachsene z. B. Doxycyclin und Minocyclin zur Auswahl. Für kleinere Kinder und in der Schwangerschaft kommen Makrolide zum Einsatz. Wichtig ist es, die Tabletten nach der ärztlichen Verordnung regelmäßig einzunehmen. </p><p class="bodytext">Das Vitamin-A-Säure-Derivat Isotretinoin ist ein starker Wirkstoff, der aber leider zahlreiche Nebenwirkungen hat. Deshalb sind während der Einnahme regelmäßig Blutbild und Leberwerte zu kontrollieren. Auch die Psyche leidet manchmal unter dem Medikament: Bei einigen Patient*innen löst Isotretinoin Aggressivität, Angst, Stimmungsschwankungen oder Depressionen aus. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Isotretinoin ist in der Schwangerschaft absolut tabu, da es das ungeborene Kind im Mutterleib schwer schädigt. Gebärfähige Frauen, die Isotretinoin benötigen, müssen deswegen unbedingt sicher verhüten – und zwar im gesamten Zeitraum von einem Monat vor Therapiebeginn bis einen Monat nach Therapieende. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugen ist besser als heilen </strong></p><p class="bodytext">Die Behandlung einer Mundrose ist langwierig. Die beste Therapie ist deshalb vorbeugen. Wichtig ist vor allem eine gut verträgliche, reizfreie Hautpflege . Je weniger Inhaltsstoffe eine Creme oder Waschlotion hat, desto besser. Für empfindliche Haut besonders geeignete Pflegeserien gibt es in der Apotheke, dort erhält man auch Proben, um die Verträglichkeit zu testen. Außerdem empfiehlt es sich, der Haut immer wieder Zeiten ohne Make-up zu gönnen. Wer dann noch Peelings, mechanische Manipulationen an der Gesichtshaut oder aggressive Masken meidet, hat gute Chancen, von der Mundrose verschont zu bleiben. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ 2020, Nr. 8, S. 32, www.amboss.de </p>

<p class="bodytext">Eigentlich ist die Mundrose eine harmlose, nicht ansteckende Erkrankung. Trotzdem ist sie tückisch: Denn wer versucht, die roten Papeln und Pusteln um Mund oder Nase mit Pflegecremes oder gar Kortison zu vertreiben, verschärft das Problem. Stattdessen ist bei der Mundrose konsequente Nulltherapie angesagt. Wie die aussieht und wann zusätzlich Antibiotika oder Vitamin-A-Säure erforderlich sind, erfahren Sie im aktuellen Ratgeber. </p><p class="bodytext"><strong>Papeln und Pusteln um Nase und Mund </strong></p><p class="bodytext">Eine Mundrose ist nicht zu übersehen: Sie sitzt mitten im Gesicht und wird von den Betroffenen deshalb als überaus störend empfunden. Meist bilden sich die Papeln und Pusteln rund um den Mund (lateinisch „perioral“), weshalb die Erkrankung medizinisch „Dermatitis (für Hautentzündung) perioralis “ heißt. Manchmal sind aber auch die Bereiche neben der Nase oder den Augen betroffen. Bei schwerer Ausprägung verbreiten sich die Hauterscheinungen sogar bis hinter die Ohren oder unter das Kinn. </p><p class="bodytext">Die Papeln der Mundrose sind rötliche und wenige Millimeter große Knötchen, die unter der meist geröteteten, geschwollenen oder geschuppten Haut sitzen. Zu den Papeln gesellen sich gern Pusteln, d.h. kleine Hohlräume, die manchmal auch mit Eiter gefüllt sind. Ganz typisch für die Erkrankung ist der weiße Randsaum um den Mund. Er entsteht dadurch, dass um das Lippenrot herum ein etwa zwei Millimeter breiter Streifen von den Papeln verschont bleibt. Leider kann man die Mundrose nicht nur sehen, sondern auch spüren: Die betroffene Haut spannt und brennt, und manchmal juckt sie auch. </p><p class="bodytext">Was die Mundrose verursacht, ist unklar. Wichtigster Faktor ist wahrscheinlich eine Hautreizung durch übermäßigen Gebrauch von Hautpflegeprodukten, Kosmetika oder Sonnenschutzmitteln. Dadurch wird ein Teufelskreis ausgelöst: Die Pflegeprodukte stören die Hautbarriere, was letztlich zu einer Entzündungsreaktion führt. Dem versuchen die Betroffenen mit vermehrter Hautpflege entgegenzuwirken – und verstärken die Reizung und damit die Beschwerden weiter. </p><p class="bodytext">Frauen zwischen 16 und 45 Jahren sind besonders gefährdet, an Mundrose zu erkranken. Denn vor allem diese Altersgruppe greift häufig zu Hautpflegeprodukten und Kosmetika. Bei Stewardessen und Mannequins ist die Mundrose fast schon eine „Berufskrankheit“. deshalb ist sie auch unter dem Namen Stewardessen- oder Mannequinkrankheit bekannt. Neben einem Zuviel an Kosmetika soll aber auch eine allergische Veranlagung die Mundrose begünstigen. </p><p class="bodytext">Meist verläuft die Erkrankung schubweise über mehrere Monate. Mal blüht sie mehr auf, mal wird sie weniger. Das hängt auch von äußeren Faktoren ab: Sonnenlicht etwa verstärkt die die Beschwerden oft. Und in Coronazeiten triggern Mund-Nasen-Masken die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Kortison kann eine Mundrose auslösen. Die Erkrankung tritt gar nicht so selten nach der Behandlung von Gesichtsekzemen mit Kortisoncremes auf. </p><p class="bodytext"><strong>Ist es überhaupt eine Mundrose? </strong></p><p class="bodytext">Ob es sich bei den störenden Papeln tatsächlich nur um eine Mundrose handelt, muss die Hautärzt*in entscheiden. Meist reichen Krankengeschichte und das Erscheinungsbild mit dem typischen Randsaum aus, um die Mundrose von anderen, ähnlich aussehenden Krankheiten abzugrenzen. Dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li>Rosazea. Hier findet man meist zusätzlich erweiterte und geplatzte Äderchen und vergrößerte Talgdrüsen.</li><li>Neurodermitis (atopisches Ekzem). Hier überwiegt der Juckreiz und meist wird die Erkrankung bei Pollenflug oder Tierhaarkontakt schlimmer.</li><li>Milbenbefall. Der ist in der Regel nur einseitig, außerdem lassen sich winzige Milbengänge erkennen.</li><li><strong>Lippenleckekzem.</strong> Hier reichen die nässenden Hautveränderungen bis an das Lippenrot heran. Außerdem sind meist Säuglinge oder Kleinkinder mit bekannter Neurodermitis betroffen. </li><li><strong>Seborrhoisches Ekzem.</strong> Dabei dominieren gelblich-fettige Schuppen, zudem tritt die Erkrankung meist auch an den Augenbrauen und am Kopf auf. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nur in seltenen Fällen ist es erforderlich, eine Gewebeprobe aus der befallenen Haut zu entnehmen und diese unter dem Mikroskop zu untersuchen. </p><p class="bodytext"><strong>Stufentherapie nach Schweregrad </strong></p><p class="bodytext">Steht die Diagnose, misst die Ärzt*in den Schweregrad der Erkrankung mit einem speziellen Score, dem PODSI. Bewertet werden dabei Hautrötung, Papeln und Schuppung in 0,5-er Schritten von 0 (nicht vorhanden) bis 3 (stark ausgeprägt). Zählt man die Punkte zusammen, ergibt sich der Gesamtwert und damit der Grad der Mundrose. Bei Werten von 0,5–2,5 spricht man von einer leichten Mundrose, bei 3–5,5 Punkten handelt es sich um eine mittelschwere, bei 6-9 um eine schwere Form. Der Schweregrad ist wichtig für die Therapie, die in Stufen erfolgt:</p><p class="bodytext"><ul><li>leichte Mundrose: Nulltherapie (1. Stufe)</li><li>mittelschwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung mit Salben, Gelen oder Cremes (2. Stufe)</li><li>schwere Mundrose: Nulltherapie plus Lokalbehandlung plus Einnahme von Tabletten (3. Stufe). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Mit dem PODSI lässt sich auch der Therapieerfolg prüfen. Bessert sich der Wert nach drei Wochen Behandlung nicht, wird die nächst höhere Therapiestufe empfohlen. </p><p class="bodytext"><strong>1.Stufe: Nulltherapie</strong> Nulltherapie heißt tatsächlich, alle Kosmetika zu meiden. Dazu gehören Hautpflegeprodukte, Peelings, Masken, Make-up und tönende Cremes genauso wie Parfüm und sogar Raumdüfte. Einfach „nichts“ zu tun ist für die Betroffenen oft eine besondere Herausforderung. Trotzdem sollte man sich daran halten, denn nur dann besteht Aussicht auf Erfolg. Allerdings braucht man eine gehörige Portion Geduld: die Abheilung dauert im Regelfall mehrere Wochen. </p><p class="bodytext">Für die Reinigung der Gesichtshaut empfehlen Hautärzt*innen, nur klares, lauwarmes Wasser zu verwenden. Nützlich ist dabei ein Mikrofasertuch. Wer gar nicht auf eine Waschsubstanz verzichten möchte, kann statt zur Seife zu einem Syndet greifen. Diese waschaktiven Substanzen werden chemisch hergestellt, haben einen günstigeren pH-Wert und lösen seltener Allergien aus. Bei der Auswahl des geeigneten Präparates hilft Ihre Apotheker*in gerne. </p><p class="bodytext">Um die gestresste Haut nicht zusätzlich zu reizen, darf sie nach dem Waschen nur vorsichtig trockengetupft werden. Sind die Spannungsgefühle sehr stark, können Schwarzteeumschläge helfen. Dazu tränkt man Kompressen mit schwarzem Tee (stark aufgebrüht, aber abgekühlt!) und legt sie mehrmals täglich für 10 bis 15 Minuten auf die Haut. </p><p class="bodytext">Ist trotzdem noch eine Pflege erforderlich, sind nur einzelne, gut verträgliche medizinische Hautpflegemittel erlaubt. Sie müssen komplett frei von Emulgatoren, Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen sein. Solche Produkte sind in der Apotheke erhältlich, hier gibt es auch Rat, welches für Sie am besten geeignet ist. </p><p class="bodytext">Zusätzlich ist es wichtig, die Gesichtspartie vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen. Weil Sonnenschutzmittel die Mundrose triggern können, sind diese natürlich verboten. Stattdessen heißt es Sonne meiden oder eine weiche, nicht reizende Mund-Nasen-Maske tragen.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Bei der Nulltherapie kann sich das Hautbild zuerst verschlechtern. Davon sollte man sich nicht entmutigen lassen – denn nur durch die Kosmetikaabstinenz kann sich die Haut dauerhaft regenerieren. </p><p class="bodytext"><strong>Zweite Stufe mit Lokalbehandlung</strong></p><p class="bodytext"> Bei mittelschwerer Mundrose (PODSI 3–5,5) kommen lokal Salben, Gele oder Lösungen zum Einsatz. Das Gleiche gilt, wenn bei leichter Mundrose die Nulltherapie nicht greift. Drei Wirkstoffe werden dabei am häufigsten verwendet: Die Antibiotika Metronidazol als Gel und Erythromycin als Lösung oder der Immunmodulator Pimecrolimus als Salbe. Bei all diesen verschreibungspflichtigen Präparaten sind Nebenwirkungen zu beachten. So ist zum Beispiel bei Metronidazol ein guter UV-Schutz wichtig, weil das Präparat sonst an Wirksamkeit verliert. Alle können zudem Hautirritationen und Kontaktallergien auslösen. </p><p class="bodytext">Bevor bei Nicht-Ansprechen der oben genannten Wirkstoffe die Stufe-3-Therapie gewählt wird, verordnen die Ärzt*innen manchmal auch Azelainsäure, Ichthyol oder eine Photodynamische Therapie mit 4-Aminolävulinsäure. Diese Wirkstoffe haben in kleineren Studien gute klinische Effekte gezeigt. Allerdings können sie auch eine Reihe unerwünschter Wirkungen auslösen. Ob sie generell als Therapie empfohlen werden können, müssen größere Studien noch zeigen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auf keinen Fall sollten Betroffene eine Selbsttherapie mit Kortisoncremes starten. Kortison bessert wegen seinem antientzündlichen Effekt zwar scheinbar zunächst das Hautbild. Weil es die Hautbarriere jedoch stark beeinträchtigt kehren die Symptome bald zurück – und zwar meist noch schlimmer als zuvor. Nicht umsonst gilt eine Kortisontherapie auch als Trigger, also Auslöser, für die Mundrose. </p><p class="bodytext"><strong>Stufe 3: Therapie von innen </strong></p><p class="bodytext">Bei schwerer Mundrose mit dunkelroter Haut, vielen roten, in Gruppen stehenden Papeln und ausgeprägter Schuppung reicht die äußere Behandlung oft nicht aus. Dann verschreiben die Ärzt*innen Medikamente zum Einnehmen, etwa Antibiotika oder den Vitamin-A-Abkömmling Isotretinoin. </p><p class="bodytext">Bei den Antibiotika stehen für Kinder ab 8 Jahren und Erwachsene z. B. Doxycyclin und Minocyclin zur Auswahl. Für kleinere Kinder und in der Schwangerschaft kommen Makrolide zum Einsatz. Wichtig ist es, die Tabletten nach der ärztlichen Verordnung regelmäßig einzunehmen. </p><p class="bodytext">Das Vitamin-A-Säure-Derivat Isotretinoin ist ein starker Wirkstoff, der aber leider zahlreiche Nebenwirkungen hat. Deshalb sind während der Einnahme regelmäßig Blutbild und Leberwerte zu kontrollieren. Auch die Psyche leidet manchmal unter dem Medikament: Bei einigen Patient*innen löst Isotretinoin Aggressivität, Angst, Stimmungsschwankungen oder Depressionen aus. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Isotretinoin ist in der Schwangerschaft absolut tabu, da es das ungeborene Kind im Mutterleib schwer schädigt. Gebärfähige Frauen, die Isotretinoin benötigen, müssen deswegen unbedingt sicher verhüten – und zwar im gesamten Zeitraum von einem Monat vor Therapiebeginn bis einen Monat nach Therapieende. </p><p class="bodytext"><strong>Vorbeugen ist besser als heilen </strong></p><p class="bodytext">Die Behandlung einer Mundrose ist langwierig. Die beste Therapie ist deshalb vorbeugen. Wichtig ist vor allem eine gut verträgliche, reizfreie Hautpflege . Je weniger Inhaltsstoffe eine Creme oder Waschlotion hat, desto besser. Für empfindliche Haut besonders geeignete Pflegeserien gibt es in der Apotheke, dort erhält man auch Proben, um die Verträglichkeit zu testen. Außerdem empfiehlt es sich, der Haut immer wieder Zeiten ohne Make-up zu gönnen. Wer dann noch Peelings, mechanische Manipulationen an der Gesichtshaut oder aggressive Masken meidet, hat gute Chancen, von der Mundrose verschont zu bleiben. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ 2020, Nr. 8, S. 32, www.amboss.de </p>

<p class="bodytext">Mit Ausschlag, Kribbeln, Jucken und Schmerzen kann eine Gürtelrose ganz schön unangenehm werden. In jedem zehnten Fall drohen sogar langfristige Nervenschmerzen, die Schlaf und Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Lesen Sie, wo die Gürtelrose herkommt, wie sich akute und chronische Beschwerden am besten behandeln lassen und wie man sich mit der Zosterimpfung schützt. </p><p class="bodytext"><strong>Viren auf Wanderschaft </strong></p><p class="bodytext">Plötzliche Schmerzen und ein roter, gürtelförmiger Ausschlag am Rumpf —die Symptome einer Gürtelrose sind leicht zu erkennen. Verantwortlich für den Spuk ist das Windpocken- oder Varizellenvirus (lateinisch Varizella-Zoster-Virus). Es gehört zu der Gruppe der Herpesviren, weshalb die Erkrankung medizinisch auch Herpes zoster genannt wird. </p><p class="bodytext">Das Varizellenvirus hat ganz besondere Eigenschaften. Infiziert man sich damit, erkrankt man zunächst an Windpocken. Nach dem Abheilen des juckenden Ausschlags verschwinden die Viren aber nicht. Stattdessen wandern sie in bestimmte Nervenzellen, die Ganglienzellen von Hirn- oder Spinalnerven. Dort lassen sie sich lebenslang nieder – in Schach gehalten vom körpereigenen Immunssystem. Schwächelt das Immunsystem, werden die Viren reaktiviert und befallen den Körper „von innen“ erneut. Geschwächt wird das Immunssystem z. B. durch</p><p class="bodytext"><ul><li>seelischen und körperlichen Stress</li><li>normale Alterungsprozesse</li><li>immunsuppressive Therapien, also Therapien die das Immunsystem gezielt unterdrücken (z. B. zur Behandlung von Krebs oder einer rheumatoiden Arthritis)</li><li>Immunerkrankungen, z.B. eine HIV-Infektion. </li></ul></p><p class="bodytext">Manchmal tritt die Gürtelrose aber auch auf, ohne dass sich ein spezieller Grund dafür feststellen lässt. </p><p class="bodytext"><strong>Die typische Gürtelrose </strong></p><p class="bodytext">Werden die Viren reaktiviert, wandern sie die Nervenfaser entlang in Richtung Körperoberfläche. Am häufigsten geschieht das im Bereich von Brustkorb und Rumpf. Auf der Haut lösen sie dann einen gürtelförmigen Ausschlag mit gleichförmigen Papeln und Bläschen auf rotem Grund aus. Zum charakteristischen Muster des Ausschlages kommt es, weil die Viren sich nicht frei, sondern entlang der Nervenfaser ausbreiten. Diese Nervenfasern sind wiederum gürtelförmig, also quer von der Wirbelsäule bis zur Vorderseite angeordnet. Der gürtelförmige Ausschlag ist so typisch, dass meist keine weitere Diagnostik erforderlich ist. Im Zweifel lassen sich die Viren aber auch durch Laboruntersuchungen von Blut oder Hirnflüssigkeit nachweisen. </p><p class="bodytext">Manchmal macht sich die Gürtelrose schon vor dem Hautausschlag durch Kribbeln oder Taubheitsgefühl bemerkbar. Ist sie voll erblüht, leiden die Erkrankten je nach Ausmaß unter</p><p class="bodytext"><ul><li>Fieber und starkem Krankheitsgefühl</li><li>Wundschmerzen im Bereich des Ausschlags</li><li>Nervenschmerzen im Bereich des befallenen Nervens, z. B. starke Missempfindungen (Ameisenlaufen, Juckreiz) und bohrende oder stechende Schmerzen. </li></ul></p><p class="bodytext">Normalerweise heilt der Ausschlag innerhalb von zwei bis vier Wochen folgenlos aus. Bei jeder zehnten Patient*in dauern Schmerzen und Missempfindungen jedoch auch nach Abheilen des Hautausschlags an oder flackern nach einem beschwerdefreien Intervall wieder auf. In diesen Fällen spricht man von der Post-Zoster-Neuralgie. Deren Prognose ist nicht besonders gut: Bei einem Drittel der Betroffenen greift die Schmerztherapie nicht, und manche haben lebenslang mit den Beschwerden zu kämpfen (mehr dazu siehe unten). </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Achtung, ansteckend! In den Bläschen des Ausschlags befinden sich massenweise Varizellenviren. Gürtelrose-Patient*innen können durch Schmierinfektionen andere infizieren. Ganz besonders gefährdet sind Schwangere, die noch keine Windpocken hatten. Bei einer Infektion kann das ungeborene Kind schwer geschädigt werden. Um jede Ansteckung zu vermeiden sollte der Ausschlag bis zum Abheilen gut abgedeckt (passende Pflaster dafür gibt es in der Apotheke) und der Kontakt zu Ungeimpften bzw. noch nicht an Windpocken Erkrankten vermieden werden. </p><p class="bodytext"><strong>Zoster in Ohr und Auge </strong></p><p class="bodytext">Neben der typischen Gürtelrose gibt es auch andere Formen des Herpes zoster. Besonders unangenehm wird es, wenn die Varizellen in den Ganglienzellen der Hirnnerven sitzen und dort reaktiviert werden. Dann wandern sie die Nervenfasern entlang in Richtung Kopfhaut vor. Ist der Trigeminalnerv betroffen, kommt es zu einem Zoster ophthalmicus mit Ausschlag und Schmerzen im Bereich von Stirn, Nasenwurzel und Nasenrücken, meist begleitet von Fieber und einem starken Krankheitsgefühl. Es droht die Infektion des Auges mit Bindehautentzündung, Hornhautentzündung, Augenmuskellähmung und sogar der Gefahr der Erblindung. Ein Befall der Nerven, die für das Ohr zuständig sind, macht sich als Zoster oticus mit Ohrenschmerzen, Hörminderung, Schwindel und schmerzhafte Bläschen am Gehörgang bemerkbar. </p><p class="bodytext">Schwerste Formen des Herpes zoster sind der Befall des Gehirns (Zoster-Enzephalitis) oder die Ausbreitung der Varizellenviren über den gesamten Körper inklusive innerer Organe (Zoster generalisatus). Diese lebensbedrohlichen Varianten kommen bei Menschen vor, deren Immunsystem sehr geschwächt ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Eine weitere seltene Sonderform des Herpes zoster ist der „Zoster sine herpete“. Hier leiden die Betroffenen unter heftigen Schmerzen in einem Dermatom, es fehlt aber der typische bläschenförmige Ausschlag. </p><p class="bodytext"><strong>Wen kann es treffen? </strong></p><p class="bodytext">Jeder, der einmal an Windpocken erkrankt war, beherbergt die Viren und kann Monate, Jahre oder Jahrzehnte später an einer Gürtelrose oder einer anderen Form des Herpes zoster erkranken. Allerdings steigt das Risiko mit dem Alter, weil das Immunsystem dann allgemein weniger gut arbeitet. Ab 50 ist jedoch nicht nur die Gefahr einer Virusreaktivierung erhöht. Auch die Schwere der Erkrankung nimmt zu. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur durchgemachte Windpocken lassen eine Gürtelrose erblühen.&nbsp;Auch Menschen, die gegen Windpocken geimpft wurden, können an einem Herpes zoster erkranken. Denn das abgeschwächte Impfvirus zieht sich ebenso wie das „echte“ Virus in Ganglienzellen der Spinal- oder Hirnnerven zurück. Weil das Impfvirus sich jedoch weniger leicht reaktivieren lässt als sein natürlicher Verwandter tritt ein Zoster nach Impfung sehr selten auf. Und kommt es doch einmal dazu, verläuft die Erkrankung deutlich milder als der Herpes zoster durch das echte Virus. </p><p class="bodytext"><strong>Akut gegen Virus, Schmerz und Krusten </strong></p><p class="bodytext">Die normale Gürtelrose ist zwar unangenehm, hat aber eine relativ gute Prognose. Etwa 70–80% der Fälle heilen mithilfe der passenden Therapie folgenlos aus. Diese ruht auf drei Säulen: Die Viren zu bekämpfen, Schmerzen und Juckreiz einzudämmen und das Abheilen der Bläschen zu fördern. </p><p class="bodytext"><strong>Antivirale Medikamente. </strong>Mit ihnen wird der Verlauf der Erkrankung abgemildert und die Ansteckungsgefahr reduziert. Deshalb wird auf die antivirale Therapie nur bei sehr leichten Verläufen darauf verzichtet. Zwingend erforderlich ist sie bei</p><p class="bodytext"><ul><li>Patient*innen über 50 Jahren</li><li>Zoster im Kopfbereich</li><li>stark ausgeprägtem Zoster, z. B. beim Befall mehrerer Dermatome am Rumpf</li><li>kompliziertem Verlauf</li><li>Immunschwäche. </li></ul></p><p class="bodytext">Zum Einsatz kommen die Wirkstoffe Aciclovir, Valaciclovir, Famcicluvir und Brivudin. Je nach Präparat werden die antiviralen Medikamente drei- bis fünfmal täglich als Tabletten eingenommen. In schweren Fällen gibt man sie auch intravenös. Dies ist bei Zoster ophthalmicus oder Zoster oticus der Fall. Hier kombinieren die Ärzt*innen das Virostatikum auch oft mit Kortison, um das Risiko für gefährliche Komplikationen wie Seh- oder Hörverlust zu reduzieren. </p><p class="bodytext"><strong>Schmerztherapie. </strong>D<strong></strong>er entzündliche Ausschlag verursacht oft unangenehme Wundschmerzen. Diesen begegnet man mit entzündungs- und schmerzlindernden Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Paracetamol. Bei sehr starken Schmerzen kommen auch Opioide zum Zug, beispielsweise Oxycodon-Tabletten oder intravenös verabreichtes Morphin. </p><p class="bodytext">Ist der Nerv angegriffen, entwickeln sich zusätzlich neuropathische Schmerzen. Sie reichen von Kribbeln oder Taubheitsgefühl bis zum ausgeprägten Brennen, Bohren oder Stechen. Hier können Wirkstoffe helfen, die auch bei der Post-Zoster-Neuralgie eingesetzt werden, so zum Beispiel Gabapentin, Pregabalin oder auch das Antidepressivum Amitryptilin.</p><p class="bodytext"> <strong>Lokaltherapie</strong>. Die lokale Therapie fördert die Abheilung und reduziert das Risiko einer bakteriellen Infektion des Ausschlags. Polihexanid-Gele beispielsweise wirken antiseptisch und helfen, die Verkrustungen zu lösen. Lösungen aus Polihexanid oder Octenidin sind ebenfalls antiseptisch und lindern Schmerzen und Missempfindungen durch ihren kühlenden Effekt. Synthetische Gerbstoffe verringern ebenfalls den Juckreiz und lassen die Läsionen abtrocknen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Zur lokalen Therapie keine Schüttelmixtur mit Zink verwenden! Diese lindert zwar den Juckreiz, fördert jedoch neuen Untersuchungen zufolge eine bakterielle Infektion der Läsionen. Außerdem lässt sich unter der weißlichen Schicht das Abheilen des Ausschlags nicht gut kontrollieren. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn die Post-Zoster-Neuralgie zubeißt </strong></p><p class="bodytext">In etwa 10% der Fälle entwickeln die Betroffenen eine Post-Zoster-Neuralgie. Dabei bleiben die Nervenschmerzen länger als vier Wochen bestehen, obwohl der Hautausschlag längst abgeklungen ist. Manchmal entwickeln sie sich aber auch erst nach einem beschwerdefreien Intervall. Typisch sind Missempfindungen und starke brennende, bohrende oder stechende Schmerzen. Oft ist die Region auch besonders berührungsempfindlich, was beispielsweise das Scheuern von Gürteln oder BH-Trägern unerträglich machen kann. </p><p class="bodytext">Die Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie ist kompliziert, oft müssen verschiedene Wirkstoffe probiert und kombiniert werden. Etwa 30% der Patient*innen werden auch durch intensive Maßnahmen nicht schmerzfrei. Zum Einsatz kommen</p><p class="bodytext"><ul><li>Antikonvulsiva (Medikamente gegen Krampfanfälle) wie Gabapentin, Pregabalin</li><li>Antidepressiva wie Amitryptilin</li><li>Opioide wie Tramadol oder Morphin</li><li>Lidocain-Pflaster</li><li>Pflaster mit Capsaicin</li><li>als Ersatzmedikamente Carbamazepin oder Duloxetin. </li></ul></p><p class="bodytext">Wenn die Hautempfindlichkeit des betroffenen Dermatoms intakt ist, empfehlen manche Ärzt*innen auch die Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS). Die elektrische Stimulation des betroffenen Gebietes verursacht (gewünschte) Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl, wodurch die Schmerzempfindung selbst verringert wird. Daneben können auch andere Verfahren der physikalischen Therapie, z. B. Kälte- oder Wärmeanwendungen helfen, die Beschwerden der Post-Zoster-Neuralgie abzumildern. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Eine Post-Zoster-Neuralgie kann psychisch sehr belastend sein. In manchen Fällen sind Verhaltens- oder Psychotherapien hilfreich, um besser mit den chronischen Schmerzen umzugehen. </p><p class="bodytext"><strong>Stärkste Waffe: Impfung </strong></p><p class="bodytext">Ein besonders starkes Mittel gegen die Gürtelrose und ihre Komplikationen ist die Zosterimpfung. Es gibt sie mit einem abgeschwächten Virus als Lebendimpfstoff und als Totimpfstoff. Letzterer soll effektiver sein und einen längeren Impfschutz bieten, weshalb dieser von der STIKO vorgezogen wird. Sie empfiehlt die Zosterimpfung mit dem Totimpfstoff</p><p class="bodytext"><ul><li>allen Personen über 60</li><li>Menschen ab 50 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für Herpes zoster haben (z.B. aufgrund einer immunsuppressiven Therapie oder einer Grunderkrankungen wie Diabetes, COPD, oder rheumatoider Arthritis). </li></ul></p><p class="bodytext">Die Impfung erhöht die zelluläre Immunabwehr und unterstützt dadurch den Körper, die in den Nervenzellen sitzenden Varizellenviren weiter in Schach zu halten. </p><p class="bodytext">Für einen vollständigen Schutz sind zwei Impfungen mit einem Abstand von zwei bis sechs Monaten erforderlich. Ob eine Auffrischung nötig ist, wird noch diskutiert. Bis jetzt gehen die Expert*innen davon aus, dass Geimpfte etwa zehn Jahre lang vor einer Gürtelrose bewahrt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Die Zoster-Impfung verträgt sich gut mit anderen Impfungen. Auch eine Covid-19-Impfung ist kein Grund, darauf zu verzichten. Zur Sicherheit empfiehlt die STIKO bei der Zoster-Impfung lediglich, vor und nach der Covid-19-Impfung 14 Tage Abstand einzuhalten. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ 2021, Nr. 18, S. 38; RKI </p>

<p class="bodytext">Mit Ausschlag, Kribbeln, Jucken und Schmerzen kann eine Gürtelrose ganz schön unangenehm werden. In jedem zehnten Fall drohen sogar langfristige Nervenschmerzen, die Schlaf und Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Lesen Sie, wo die Gürtelrose herkommt, wie sich akute und chronische Beschwerden am besten behandeln lassen und wie man sich mit der Zosterimpfung schützt. </p><p class="bodytext"><strong>Viren auf Wanderschaft </strong></p><p class="bodytext">Plötzliche Schmerzen und ein roter, gürtelförmiger Ausschlag am Rumpf —die Symptome einer Gürtelrose sind leicht zu erkennen. Verantwortlich für den Spuk ist das Windpocken- oder Varizellenvirus (lateinisch Varizella-Zoster-Virus). Es gehört zu der Gruppe der Herpesviren, weshalb die Erkrankung medizinisch auch Herpes zoster genannt wird. </p><p class="bodytext">Das Varizellenvirus hat ganz besondere Eigenschaften. Infiziert man sich damit, erkrankt man zunächst an Windpocken. Nach dem Abheilen des juckenden Ausschlags verschwinden die Viren aber nicht. Stattdessen wandern sie in bestimmte Nervenzellen, die Ganglienzellen von Hirn- oder Spinalnerven. Dort lassen sie sich lebenslang nieder – in Schach gehalten vom körpereigenen Immunssystem. Schwächelt das Immunsystem, werden die Viren reaktiviert und befallen den Körper „von innen“ erneut. Geschwächt wird das Immunssystem z. B. durch</p><p class="bodytext"><ul><li>seelischen und körperlichen Stress</li><li>normale Alterungsprozesse</li><li>immunsuppressive Therapien, also Therapien die das Immunsystem gezielt unterdrücken (z. B. zur Behandlung von Krebs oder einer rheumatoiden Arthritis)</li><li>Immunerkrankungen, z.B. eine HIV-Infektion. </li></ul></p><p class="bodytext">Manchmal tritt die Gürtelrose aber auch auf, ohne dass sich ein spezieller Grund dafür feststellen lässt. </p><p class="bodytext"><strong>Die typische Gürtelrose </strong></p><p class="bodytext">Werden die Viren reaktiviert, wandern sie die Nervenfaser entlang in Richtung Körperoberfläche. Am häufigsten geschieht das im Bereich von Brustkorb und Rumpf. Auf der Haut lösen sie dann einen gürtelförmigen Ausschlag mit gleichförmigen Papeln und Bläschen auf rotem Grund aus. Zum charakteristischen Muster des Ausschlages kommt es, weil die Viren sich nicht frei, sondern entlang der Nervenfaser ausbreiten. Diese Nervenfasern sind wiederum gürtelförmig, also quer von der Wirbelsäule bis zur Vorderseite angeordnet. Der gürtelförmige Ausschlag ist so typisch, dass meist keine weitere Diagnostik erforderlich ist. Im Zweifel lassen sich die Viren aber auch durch Laboruntersuchungen von Blut oder Hirnflüssigkeit nachweisen. </p><p class="bodytext">Manchmal macht sich die Gürtelrose schon vor dem Hautausschlag durch Kribbeln oder Taubheitsgefühl bemerkbar. Ist sie voll erblüht, leiden die Erkrankten je nach Ausmaß unter</p><p class="bodytext"><ul><li>Fieber und starkem Krankheitsgefühl</li><li>Wundschmerzen im Bereich des Ausschlags</li><li>Nervenschmerzen im Bereich des befallenen Nervens, z. B. starke Missempfindungen (Ameisenlaufen, Juckreiz) und bohrende oder stechende Schmerzen. </li></ul></p><p class="bodytext">Normalerweise heilt der Ausschlag innerhalb von zwei bis vier Wochen folgenlos aus. Bei jeder zehnten Patient*in dauern Schmerzen und Missempfindungen jedoch auch nach Abheilen des Hautausschlags an oder flackern nach einem beschwerdefreien Intervall wieder auf. In diesen Fällen spricht man von der Post-Zoster-Neuralgie. Deren Prognose ist nicht besonders gut: Bei einem Drittel der Betroffenen greift die Schmerztherapie nicht, und manche haben lebenslang mit den Beschwerden zu kämpfen (mehr dazu siehe unten). </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Achtung, ansteckend! In den Bläschen des Ausschlags befinden sich massenweise Varizellenviren. Gürtelrose-Patient*innen können durch Schmierinfektionen andere infizieren. Ganz besonders gefährdet sind Schwangere, die noch keine Windpocken hatten. Bei einer Infektion kann das ungeborene Kind schwer geschädigt werden. Um jede Ansteckung zu vermeiden sollte der Ausschlag bis zum Abheilen gut abgedeckt (passende Pflaster dafür gibt es in der Apotheke) und der Kontakt zu Ungeimpften bzw. noch nicht an Windpocken Erkrankten vermieden werden. </p><p class="bodytext"><strong>Zoster in Ohr und Auge </strong></p><p class="bodytext">Neben der typischen Gürtelrose gibt es auch andere Formen des Herpes zoster. Besonders unangenehm wird es, wenn die Varizellen in den Ganglienzellen der Hirnnerven sitzen und dort reaktiviert werden. Dann wandern sie die Nervenfasern entlang in Richtung Kopfhaut vor. Ist der Trigeminalnerv betroffen, kommt es zu einem Zoster ophthalmicus mit Ausschlag und Schmerzen im Bereich von Stirn, Nasenwurzel und Nasenrücken, meist begleitet von Fieber und einem starken Krankheitsgefühl. Es droht die Infektion des Auges mit Bindehautentzündung, Hornhautentzündung, Augenmuskellähmung und sogar der Gefahr der Erblindung. Ein Befall der Nerven, die für das Ohr zuständig sind, macht sich als Zoster oticus mit Ohrenschmerzen, Hörminderung, Schwindel und schmerzhafte Bläschen am Gehörgang bemerkbar. </p><p class="bodytext">Schwerste Formen des Herpes zoster sind der Befall des Gehirns (Zoster-Enzephalitis) oder die Ausbreitung der Varizellenviren über den gesamten Körper inklusive innerer Organe (Zoster generalisatus). Diese lebensbedrohlichen Varianten kommen bei Menschen vor, deren Immunsystem sehr geschwächt ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Eine weitere seltene Sonderform des Herpes zoster ist der „Zoster sine herpete“. Hier leiden die Betroffenen unter heftigen Schmerzen in einem Dermatom, es fehlt aber der typische bläschenförmige Ausschlag. </p><p class="bodytext"><strong>Wen kann es treffen? </strong></p><p class="bodytext">Jeder, der einmal an Windpocken erkrankt war, beherbergt die Viren und kann Monate, Jahre oder Jahrzehnte später an einer Gürtelrose oder einer anderen Form des Herpes zoster erkranken. Allerdings steigt das Risiko mit dem Alter, weil das Immunsystem dann allgemein weniger gut arbeitet. Ab 50 ist jedoch nicht nur die Gefahr einer Virusreaktivierung erhöht. Auch die Schwere der Erkrankung nimmt zu. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur durchgemachte Windpocken lassen eine Gürtelrose erblühen.&nbsp;Auch Menschen, die gegen Windpocken geimpft wurden, können an einem Herpes zoster erkranken. Denn das abgeschwächte Impfvirus zieht sich ebenso wie das „echte“ Virus in Ganglienzellen der Spinal- oder Hirnnerven zurück. Weil das Impfvirus sich jedoch weniger leicht reaktivieren lässt als sein natürlicher Verwandter tritt ein Zoster nach Impfung sehr selten auf. Und kommt es doch einmal dazu, verläuft die Erkrankung deutlich milder als der Herpes zoster durch das echte Virus. </p><p class="bodytext"><strong>Akut gegen Virus, Schmerz und Krusten </strong></p><p class="bodytext">Die normale Gürtelrose ist zwar unangenehm, hat aber eine relativ gute Prognose. Etwa 70–80% der Fälle heilen mithilfe der passenden Therapie folgenlos aus. Diese ruht auf drei Säulen: Die Viren zu bekämpfen, Schmerzen und Juckreiz einzudämmen und das Abheilen der Bläschen zu fördern. </p><p class="bodytext"><strong>Antivirale Medikamente. </strong>Mit ihnen wird der Verlauf der Erkrankung abgemildert und die Ansteckungsgefahr reduziert. Deshalb wird auf die antivirale Therapie nur bei sehr leichten Verläufen darauf verzichtet. Zwingend erforderlich ist sie bei</p><p class="bodytext"><ul><li>Patient*innen über 50 Jahren</li><li>Zoster im Kopfbereich</li><li>stark ausgeprägtem Zoster, z. B. beim Befall mehrerer Dermatome am Rumpf</li><li>kompliziertem Verlauf</li><li>Immunschwäche. </li></ul></p><p class="bodytext">Zum Einsatz kommen die Wirkstoffe Aciclovir, Valaciclovir, Famcicluvir und Brivudin. Je nach Präparat werden die antiviralen Medikamente drei- bis fünfmal täglich als Tabletten eingenommen. In schweren Fällen gibt man sie auch intravenös. Dies ist bei Zoster ophthalmicus oder Zoster oticus der Fall. Hier kombinieren die Ärzt*innen das Virostatikum auch oft mit Kortison, um das Risiko für gefährliche Komplikationen wie Seh- oder Hörverlust zu reduzieren. </p><p class="bodytext"><strong>Schmerztherapie. </strong>D<strong></strong>er entzündliche Ausschlag verursacht oft unangenehme Wundschmerzen. Diesen begegnet man mit entzündungs- und schmerzlindernden Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Paracetamol. Bei sehr starken Schmerzen kommen auch Opioide zum Zug, beispielsweise Oxycodon-Tabletten oder intravenös verabreichtes Morphin. </p><p class="bodytext">Ist der Nerv angegriffen, entwickeln sich zusätzlich neuropathische Schmerzen. Sie reichen von Kribbeln oder Taubheitsgefühl bis zum ausgeprägten Brennen, Bohren oder Stechen. Hier können Wirkstoffe helfen, die auch bei der Post-Zoster-Neuralgie eingesetzt werden, so zum Beispiel Gabapentin, Pregabalin oder auch das Antidepressivum Amitryptilin.</p><p class="bodytext"> <strong>Lokaltherapie</strong>. Die lokale Therapie fördert die Abheilung und reduziert das Risiko einer bakteriellen Infektion des Ausschlags. Polihexanid-Gele beispielsweise wirken antiseptisch und helfen, die Verkrustungen zu lösen. Lösungen aus Polihexanid oder Octenidin sind ebenfalls antiseptisch und lindern Schmerzen und Missempfindungen durch ihren kühlenden Effekt. Synthetische Gerbstoffe verringern ebenfalls den Juckreiz und lassen die Läsionen abtrocknen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Zur lokalen Therapie keine Schüttelmixtur mit Zink verwenden! Diese lindert zwar den Juckreiz, fördert jedoch neuen Untersuchungen zufolge eine bakterielle Infektion der Läsionen. Außerdem lässt sich unter der weißlichen Schicht das Abheilen des Ausschlags nicht gut kontrollieren. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn die Post-Zoster-Neuralgie zubeißt </strong></p><p class="bodytext">In etwa 10% der Fälle entwickeln die Betroffenen eine Post-Zoster-Neuralgie. Dabei bleiben die Nervenschmerzen länger als vier Wochen bestehen, obwohl der Hautausschlag längst abgeklungen ist. Manchmal entwickeln sie sich aber auch erst nach einem beschwerdefreien Intervall. Typisch sind Missempfindungen und starke brennende, bohrende oder stechende Schmerzen. Oft ist die Region auch besonders berührungsempfindlich, was beispielsweise das Scheuern von Gürteln oder BH-Trägern unerträglich machen kann. </p><p class="bodytext">Die Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie ist kompliziert, oft müssen verschiedene Wirkstoffe probiert und kombiniert werden. Etwa 30% der Patient*innen werden auch durch intensive Maßnahmen nicht schmerzfrei. Zum Einsatz kommen</p><p class="bodytext"><ul><li>Antikonvulsiva (Medikamente gegen Krampfanfälle) wie Gabapentin, Pregabalin</li><li>Antidepressiva wie Amitryptilin</li><li>Opioide wie Tramadol oder Morphin</li><li>Lidocain-Pflaster</li><li>Pflaster mit Capsaicin</li><li>als Ersatzmedikamente Carbamazepin oder Duloxetin. </li></ul></p><p class="bodytext">Wenn die Hautempfindlichkeit des betroffenen Dermatoms intakt ist, empfehlen manche Ärzt*innen auch die Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS). Die elektrische Stimulation des betroffenen Gebietes verursacht (gewünschte) Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl, wodurch die Schmerzempfindung selbst verringert wird. Daneben können auch andere Verfahren der physikalischen Therapie, z. B. Kälte- oder Wärmeanwendungen helfen, die Beschwerden der Post-Zoster-Neuralgie abzumildern. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Eine Post-Zoster-Neuralgie kann psychisch sehr belastend sein. In manchen Fällen sind Verhaltens- oder Psychotherapien hilfreich, um besser mit den chronischen Schmerzen umzugehen. </p><p class="bodytext"><strong>Stärkste Waffe: Impfung </strong></p><p class="bodytext">Ein besonders starkes Mittel gegen die Gürtelrose und ihre Komplikationen ist die Zosterimpfung. Es gibt sie mit einem abgeschwächten Virus als Lebendimpfstoff und als Totimpfstoff. Letzterer soll effektiver sein und einen längeren Impfschutz bieten, weshalb dieser von der STIKO vorgezogen wird. Sie empfiehlt die Zosterimpfung mit dem Totimpfstoff</p><p class="bodytext"><ul><li>allen Personen über 60</li><li>Menschen ab 50 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für Herpes zoster haben (z.B. aufgrund einer immunsuppressiven Therapie oder einer Grunderkrankungen wie Diabetes, COPD, oder rheumatoider Arthritis). </li></ul></p><p class="bodytext">Die Impfung erhöht die zelluläre Immunabwehr und unterstützt dadurch den Körper, die in den Nervenzellen sitzenden Varizellenviren weiter in Schach zu halten. </p><p class="bodytext">Für einen vollständigen Schutz sind zwei Impfungen mit einem Abstand von zwei bis sechs Monaten erforderlich. Ob eine Auffrischung nötig ist, wird noch diskutiert. Bis jetzt gehen die Expert*innen davon aus, dass Geimpfte etwa zehn Jahre lang vor einer Gürtelrose bewahrt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Die Zoster-Impfung verträgt sich gut mit anderen Impfungen. Auch eine Covid-19-Impfung ist kein Grund, darauf zu verzichten. Zur Sicherheit empfiehlt die STIKO bei der Zoster-Impfung lediglich, vor und nach der Covid-19-Impfung 14 Tage Abstand einzuhalten. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ 2021, Nr. 18, S. 38; RKI </p>

<p class="bodytext">Beim Gemüseschneiden den Finger erwischt, beim Schreibtischaufräumen am Papier geschnitten oder auf der Treppe gestolpert und das Knie aufgeschürft: Kleine Schnitt- oder Schürfwunden sind im Alltag häufig. Zum Glück kommt der Körper mit kleinen Wunden meist selbst gut zurecht. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie man die Haut mit Pflaster, Desinfektionsmittel &amp; Co. bei der Wundheilung unterstützt und was es mit den modernen hydroaktiven Wundauflagen aus der Apotheke auf sich hat. </p><p class="bodytext"><strong>Lieber doch zum Arzt? </strong></p><p class="bodytext">Kleine Schnitt- und Schürwunden sind in der Regel kein Fall für den Arzt – sie lassen sich mit den üblichen Utensilien aus der Hausapotheke meist selbst gut behandeln. In manchen Fällen jedoch sollte man lieber die Finger von der Wunde lassen, diese lediglich mit einer Kompresse steril bedecken und ärztlich Rat einholen, z.B. bei</p><p class="bodytext"><ul><li>Tiefen und ausgedehnten Wunden</li><li>Andauernder, nicht stillbarer Blutung</li><li>Klaffenden Wundrändern</li><li>Fremdkörpern in der Wunde</li><li>Gestörter Sensibilität und /oder Bewegung (Verdacht auf Verletzung von Sehnen, Muskeln, Nerven). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Denken Sie auch bei kleinen Verletzungen an Ihren Tetanusschutz! Liegt die letzte Auffrischung über 10 Jahre zurück, suchen Sie Ihren Arzt auf und lassen Sie sich zur Sicherheit erneut impfen. </p><p class="bodytext"><strong>Das macht der Körper </strong></p><p class="bodytext">Wird gesunde Haut verletzt, muss der Organismus die Wunde wieder verschließen. Je nachdem, wie tief der Schaden ist, heilt die Wunde mit oder ohne Narbe ab. Ist nur die Epidermis betroffen und die Basalschicht, also die unterste der insgesamt 5 Epidermisschichten, unversehrt, produzieren die dort ansässigen Basalzellen neue Hautzellen, die den Defekt von unten nach oben auffüllen. Bei dieser Art der Wundheilung („epitheliale Wundheilung“) entstehen keine Narben. </p><p class="bodytext">Reicht der Defekt über die Epidermis bis in die darunter liegende Lederhaut hinein, bildet sich statt richtigen Hautzellen eine bindegewebige Ersatzschicht und es entsteht eine mehr oder weniger große Narbe. Diese Art der Wundheilung („reparative Wundheilung“) läuft in 3 Heilungsphasen ab:</p><p class="bodytext"><ul><li>In der etwa 3 Tage dauernden Reinigungsphase werden Keime, Fremdkörper und Zelltrümmer aus der Wunde ausgeschwemmt und treten mit Plasma und Abwehrzellen als Wundsekret an die Oberfläche.</li><li>In der Proliferations- oder Granulationsphase füllt der Organismus den entstandenen Defekt wieder auf. Dafür wandern ab dem 4. Tag nach Verletzung Bindegewebszellen in die Wunde ein und bilden mit Kollagenfasern neues Gewebe. Außerdem sprießen kleine Gefäße ein, die über das Blut Sauerstoff und Nährstoffe an den Ort des Geschehens bringen. Diese Vorgänge laufen besonders gut in einem feuchten Milieu ab. Trocknet die Wunde aus und bildet sich Schorf, ist das heilende Zellwachstum gehemmt.</li><li>Zwischen dem 5. und 10. Tag nach Verletzung beginnt die Epithelisierungsphase, in der von den unverletzten Rändern der Wunde Epithelzellen in die Wunde einwandern und eine neue „Haut“ auf der Oberfläche bilden. Parallel dazu produzieren die darunter liegenden Bindegewebszellen weiter Kollagen, um die Wunde als Narbe zu verfestigen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Was die Heilung stört </strong></p><p class="bodytext">Bei glatten, dicht aneinander liegenden Wundrändern ist die Narbe oft kaum zu erkennen. Sind die Wunden größer oder liegen Wundheilungsstörungen vor, entsteht oft ausgedehntes Narbengewebe. Gestört wird das Heilen einer Wunde durch</p><p class="bodytext"><ul><li>Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, chronisch venöse Insuffizienz oder Durchblutungsstörung wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)</li><li>Infektionen der Wunde, eingedrungene Fremdkörper</li><li>Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen (z. B. bei Krebserkrankungen oder Infektionskrankheiten)</li><li>Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem schwächen, etwa Kortison oder Zytostatika (Krebsmedikamente). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Suchen Sie bei zu langsamer Heilung oder beim geringsten Zeichen einer Infektion der Wunde (Rötung, Schmerzen, Schwellung) zur Sicherheit Ihren Arzt auf. Das gilt besonders, wenn Sie an oben genannten Stoffwechselerkrankungen leiden oder ein geschwächtes Immunsystem haben. </p><p class="bodytext"><strong>Reinigen ist das A und O </strong></p><p class="bodytext">Je sauberer eine Wunde ist, desto schneller und ungestörter kann sie verheilen und desto besser ist das kosmetische Endergebnis. Deshalb müssen sowohl Schnitt- als auch Schürfwunden gereinigt werden. Bei Schnittwunden unterstützt schon das Ausbluten die Wundreinigung, bei Schürfwunden haften dagegen meist kleine Partikel in der Wunde. Die beste Form der Reinigung ist das Ausspülen der Wunde mit steriler physiologischer Kochsalzlösung. Hier ist wichtig zu wissen, dass die Kochsalzlösung nach Anbruch des Behälters nicht mehr steril ist und die Reste deshalb entsorgt werden müssen. Alternative ist steriles Kochsalzlösungsspray, das bei korrekter Verwendung bis Ablauf des Verfalldatums haltbar ist (zum Beispiel Urgo<sup>®</sup> steriles Kochsalzlösungsspray). Auch fertige Wundspüllösungen sind in der Apotheke erhältlich, zum Beispiel Prontosan<sup>®</sup> Wound Spray oder Hansaplast<sup>®</sup> Wundspray antiseptische Wundreinigung, die beide zusätzlich antiseptische, also die Keimbelastung reduzierende Eigenschaften haben. </p><p class="bodytext">Bei akuten Verletzungen ist die ideale Wundspüllösung jedoch nicht immer zur Hand. In solchen Fällen darf auch fließendes, klares, handwarmes Leitungswasser in Trinkwasserqualität zum Säubern einer Wunde verwendet werden. Um keine Keime aus der Rohrleitung in die Wunde zu spülen, sollte das Wasser erst 20 bis 30 Sekunden aus der Leitung fließen, bevor man die Wunde darunter hält. Kleine Steinchen oder Glassplitter, die sich durch das Spülen nicht lösen, lassen sich vorsichtig mit einer sauberen Pinzette entfernen. Bei größeren oder tiefsitzenden Fremdkörpern ist jedoch der Arzt zuständig. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch wenn es ein beruhigendes Ritual bei kleinen Kindern ist: Pusten Sie nicht auf die Wunde! Damit bringen Sie nur Keime aus Ihrem Atem und Speichel in die Wunde und riskieren, dass diese sich entzündet. Zum noch besseren Schutz vor Keimen ist es außerdem sinnvoll, vor der Wundversorgung die eigenen Hände mit einem Hand-Desinfektionsmittel zu desinfizieren. </p><p class="bodytext"><strong>Desinfizieren – aber richtig </strong></p><p class="bodytext">Nach dem Reinigen der Wunde sollte diese auch desinfiziert werden. Als Desinfektionsmittel erster Wahl bieten sich für die Selbstversorgung die farblosen Wirkstoffe Octenidin (zum Beispiel Octenisept<sup>®</sup> Wund-Desinfektion Spray oder Octenilin<sup>®</sup> Wundgel) und Polihexanid (zum Beispiel Hansaplast<sup>®</sup> Wundspray oder Hemo Sept Wundspray) an. Beide Wirkstoffe wirken gegen Bakterien und Pilze, Octenidin hat zusätzlich eine (begrenzte) Wirkung gegen Viren. Polihexanid fördert zudem die Wundheilung. Auch Tyrothricin wirkt antibakteriell, es ist vor allem für kleine, oberflächliche Wunden geeignet (zum Beispiel Tyrosur<sup>®</sup>Wundgel). Desinfektionsmittel sollen gleichmäßig und gründlich auf die gesamte Wunde aufgetragen werden und vor dem Abdecken mit einem Pflaster oder einer Kompresse mindestens 60 Sekunden lang einwirken. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Obsolet ist die Behandlung von Wunden mit Wasserstoffperoxid, Chlorhexidin, Iodoform, Gentianaviolett und Borsäure. Diese Mittel töten zwar Erreger ab, hemmen aber die Wundheilung. </p><p class="bodytext"><strong>Wundabdeckung: Trocken, feucht oder gesprüht? </strong></p><p class="bodytext">Um optimal heilen zu können, benötigt eine Wunde Schutz vor weiterer mechanischer Beeinträchtigung und Krankheitserregern. Für diese „Wundruhe“ sorgen Wundauflagen oder -verbände, die die Wunde abdecken und in trockener oder feuchter Form in zahlreichen Varianten zur Verfügung stehen. </p><p class="bodytext"><strong>Trockene Wundabdeckung. </strong>Pflaster sind sogenannte Wundschnellverbände, die sich vor allem für Schnittwunden und kleine Schürfwunden eignen. Es gibt sie in vielen Varianten und Formen: steril und unsteril, wasserdicht, besonders hautfreundlich oder besonders klebeintensiv. Für Fingerkuppen eignen sich schmetterlingsförmige Pflaster (zum Beispiel DracoPlast<sup>®</sup> waterproof Fingerkuppenpflaster oder Gothaplast<sup>®</sup> Fingerkuppenpflaster), für Verletzungen an den Fingern Spezialpflaster mit einer deutlichen längeren Klebefläche auf einer Seite der Wundauflage (zum Beispiel Curaplast<sup>®</sup> Fingerverband sensitiv oder DracoPlast<sup>®</sup> Fingerstrips elastic). </p><p class="bodytext">Speziell für Schnittwunden wurden die als Klammerpflaster bezeichneten Wundverschlussstreifen entwickelt (zum Beispiel Dermaplast<sup>®</sup> Medical Schnitt- und Platzwunden oder GoTa-Por<sup>®</sup> Wundnahtstreifen). Sie werden folgendermaßen verwendet:</p><p class="bodytext"><ul><li>Wunde reinigen</li><li>Blutung mit steriler Kompresse stillen</li><li>Haut um die Wunde trocknen</li><li>Wundrand vorsichtig zusammendrücken</li><li>Einen oder mehrere Streifen quer zur Wunde aufkleben Wundauflage aufbringen und befestigen. </li></ul></p><p class="bodytext">Weitere trockene Wundauflagen sind Kompressen, die mit einer Mullbinde fixiert werden. Sie sollten steril sein, um die Wunde nicht unnötig mit Keimen zu belasten. Kompressen bestehen aus Verbandmull (zum Beispiel Gazin<sup>®</sup> oder DracoFix<sup>®</sup>) oder Vlies mit Zellstoffkern (zum Beispiel Zetuvit<sup>®</sup> oder Zemuko<sup>®</sup>) und müssen mit einer Fixierbinde befestigt werden. Zur Erstversorgung eignen sich Verbandpäckchen, bei denen die Wundauflage schon an der Mullbinde angebracht ist. </p><p class="bodytext"><strong>Feuchte Wundversorgung.</strong> Vor allem bei größeren oder nässenden Schürfwunden ist eine feuchte, wasserregulierende (sogenannte hydroaktive) Wundauflage hilfreich. Die in diesen Wundauflagen verwendeten Substanzen (Hydrogele, Alginate, Hydrokolloide) bilden ein Gel, das je nach Zusammensetzung Wundsekrete aufsaugt und für ein feuchtes Wundklima sorgt. Letzteres verbessert die Heilung und bewirkt, dass auch die Immunzellen in der Wunde gut arbeiten können. Vorteil der feuchten Wundauflage ist zudem, dass sie nicht mit der Wunde verklebt. Somit ist der Verbandswechsel nicht nur schmerzfrei, beim Abziehen der Auflage wird das neu gebildete Gewebe auch nicht wieder zerstört. Zur Selbstmedikation stehen feuchte Wundauflagen mit Hydrogelen, Hydrokolloiden oder Polyurethan-Gel in Pflasterform zur Verfügung.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Hydrogele</strong> wie zum Beispiel GoTac<sup>®</sup> HydroGel Pflaster oder Ratioline<sup>®</sup> Protect Gelpflaster eignen sich vor allem für trockene Wunden, da sie sehr viel Feuchtigkeit spenden, aber wenig Sekret aufnehmen können. Sie haben einen Kleberand und müssen faltenfrei aufgeklebt werden.</li><li><strong>Polyurethan-Gel w</strong>ie zum Beispiels Hansaplast <sup>®</sup> Sschnelle Heilung erzeugen ein feuchtes Milieu und sind für wenig nässende Wunden geeignet.</li><li><strong>Hydrokolloide</strong> spenden Flüssigkeit und saugen Sekrete auf, sie eignen sich deshalb sowohl für trockene als auch für nässende Wunden. Beispiele sind Blasen-, Hornhaut- und Herpespflaster sowie Dermaplast<sup>®</sup> Medical Schürfwunden für Schürfwunden. Hydrokolloidgele bilden mit dem Wundsekret ein gelbliches Sekret, das ähnlich wie Eiter aussieht und riecht, aber kein Eiter ist. </li></ul></p><p class="bodytext"><div><strong>Sprühpflaster.</strong> Für kleine, oberflächliche Schnitt- und Schürfwunden, die nicht bluten oder nässen, ist ein Sprühpflaster gut geeignet. (zum Beispiel Flint® Sprühpflaster oder Urgo® Sprühpflaster). Sie sorgen für einen wasserfesten, flexiblen und atmungsaktiven Schutzfilm, der sich nach Tagen von selbst auflöst und nicht entfernt werden muss. Nachteil des Sprühpflasters ist, das es keinen mechanischen Schutz durch Polsterung vermittelt - Vorteil, dass man auch schwer zugängliche Stellen gut erreicht.&nbsp;</div></p><p class="bodytext"><strong>Und was ist mit Silber? </strong></p><p class="bodytext">Silber wirkt antibakteriell, weshalb es in der klinischen Versorgung komplizierter Wunden häufig angewendet wird. Inzwischen gibt es auch für die Selbstmedikation Wundauflagen mit Silberionen (zum Beispiel Hansaplast<sup>®</sup> MED Sensitive Pflaster). Im Falle einer infizierten Wunde sollte Experten zufolge aber nicht einfach ein Silber-Pflaster aufgeklebt, sondern die Wunde unbedingt von einem Arzt begutachtet werden. Der kann dann entscheiden, ob eine Wundauflage mit Silber-Ionen zu empfehlen ist. Bei einfachen Bagatellverletzungen reicht in der Regel eine normale Wunddesinfektion und eine der oben genannten trockenen oder feuchten Wundauflagen aus. </p><p class="bodytext">Quelle: Karin Krämer, DAZ 2018, Nr. 40, S. 36; </p>

<p class="bodytext">Beim Gemüseschneiden den Finger erwischt, beim Schreibtischaufräumen am Papier geschnitten oder auf der Treppe gestolpert und das Knie aufgeschürft: Kleine Schnitt- oder Schürfwunden sind im Alltag häufig. Zum Glück kommt der Körper mit kleinen Wunden meist selbst gut zurecht. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie man die Haut mit Pflaster, Desinfektionsmittel &amp; Co. bei der Wundheilung unterstützt und was es mit den modernen hydroaktiven Wundauflagen aus der Apotheke auf sich hat. </p><p class="bodytext"><strong>Lieber doch zum Arzt? </strong></p><p class="bodytext">Kleine Schnitt- und Schürwunden sind in der Regel kein Fall für den Arzt – sie lassen sich mit den üblichen Utensilien aus der Hausapotheke meist selbst gut behandeln. In manchen Fällen jedoch sollte man lieber die Finger von der Wunde lassen, diese lediglich mit einer Kompresse steril bedecken und ärztlich Rat einholen, z.B. bei</p><p class="bodytext"><ul><li>Tiefen und ausgedehnten Wunden</li><li>Andauernder, nicht stillbarer Blutung</li><li>Klaffenden Wundrändern</li><li>Fremdkörpern in der Wunde</li><li>Gestörter Sensibilität und /oder Bewegung (Verdacht auf Verletzung von Sehnen, Muskeln, Nerven). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Denken Sie auch bei kleinen Verletzungen an Ihren Tetanusschutz! Liegt die letzte Auffrischung über 10 Jahre zurück, suchen Sie Ihren Arzt auf und lassen Sie sich zur Sicherheit erneut impfen. </p><p class="bodytext"><strong>Das macht der Körper </strong></p><p class="bodytext">Wird gesunde Haut verletzt, muss der Organismus die Wunde wieder verschließen. Je nachdem, wie tief der Schaden ist, heilt die Wunde mit oder ohne Narbe ab. Ist nur die Epidermis betroffen und die Basalschicht, also die unterste der insgesamt 5 Epidermisschichten, unversehrt, produzieren die dort ansässigen Basalzellen neue Hautzellen, die den Defekt von unten nach oben auffüllen. Bei dieser Art der Wundheilung („epitheliale Wundheilung“) entstehen keine Narben. </p><p class="bodytext">Reicht der Defekt über die Epidermis bis in die darunter liegende Lederhaut hinein, bildet sich statt richtigen Hautzellen eine bindegewebige Ersatzschicht und es entsteht eine mehr oder weniger große Narbe. Diese Art der Wundheilung („reparative Wundheilung“) läuft in 3 Heilungsphasen ab:</p><p class="bodytext"><ul><li>In der etwa 3 Tage dauernden Reinigungsphase werden Keime, Fremdkörper und Zelltrümmer aus der Wunde ausgeschwemmt und treten mit Plasma und Abwehrzellen als Wundsekret an die Oberfläche.</li><li>In der Proliferations- oder Granulationsphase füllt der Organismus den entstandenen Defekt wieder auf. Dafür wandern ab dem 4. Tag nach Verletzung Bindegewebszellen in die Wunde ein und bilden mit Kollagenfasern neues Gewebe. Außerdem sprießen kleine Gefäße ein, die über das Blut Sauerstoff und Nährstoffe an den Ort des Geschehens bringen. Diese Vorgänge laufen besonders gut in einem feuchten Milieu ab. Trocknet die Wunde aus und bildet sich Schorf, ist das heilende Zellwachstum gehemmt.</li><li>Zwischen dem 5. und 10. Tag nach Verletzung beginnt die Epithelisierungsphase, in der von den unverletzten Rändern der Wunde Epithelzellen in die Wunde einwandern und eine neue „Haut“ auf der Oberfläche bilden. Parallel dazu produzieren die darunter liegenden Bindegewebszellen weiter Kollagen, um die Wunde als Narbe zu verfestigen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Was die Heilung stört </strong></p><p class="bodytext">Bei glatten, dicht aneinander liegenden Wundrändern ist die Narbe oft kaum zu erkennen. Sind die Wunden größer oder liegen Wundheilungsstörungen vor, entsteht oft ausgedehntes Narbengewebe. Gestört wird das Heilen einer Wunde durch</p><p class="bodytext"><ul><li>Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, chronisch venöse Insuffizienz oder Durchblutungsstörung wie die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)</li><li>Infektionen der Wunde, eingedrungene Fremdkörper</li><li>Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen (z. B. bei Krebserkrankungen oder Infektionskrankheiten)</li><li>Einnahme von Medikamenten, die das Immunsystem schwächen, etwa Kortison oder Zytostatika (Krebsmedikamente). </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Suchen Sie bei zu langsamer Heilung oder beim geringsten Zeichen einer Infektion der Wunde (Rötung, Schmerzen, Schwellung) zur Sicherheit Ihren Arzt auf. Das gilt besonders, wenn Sie an oben genannten Stoffwechselerkrankungen leiden oder ein geschwächtes Immunsystem haben. </p><p class="bodytext"><strong>Reinigen ist das A und O </strong></p><p class="bodytext">Je sauberer eine Wunde ist, desto schneller und ungestörter kann sie verheilen und desto besser ist das kosmetische Endergebnis. Deshalb müssen sowohl Schnitt- als auch Schürfwunden gereinigt werden. Bei Schnittwunden unterstützt schon das Ausbluten die Wundreinigung, bei Schürfwunden haften dagegen meist kleine Partikel in der Wunde. Die beste Form der Reinigung ist das Ausspülen der Wunde mit steriler physiologischer Kochsalzlösung. Hier ist wichtig zu wissen, dass die Kochsalzlösung nach Anbruch des Behälters nicht mehr steril ist und die Reste deshalb entsorgt werden müssen. Alternative ist steriles Kochsalzlösungsspray, das bei korrekter Verwendung bis Ablauf des Verfalldatums haltbar ist (zum Beispiel Urgo<sup>®</sup> steriles Kochsalzlösungsspray). Auch fertige Wundspüllösungen sind in der Apotheke erhältlich, zum Beispiel Prontosan<sup>®</sup> Wound Spray oder Hansaplast<sup>®</sup> Wundspray antiseptische Wundreinigung, die beide zusätzlich antiseptische, also die Keimbelastung reduzierende Eigenschaften haben. </p><p class="bodytext">Bei akuten Verletzungen ist die ideale Wundspüllösung jedoch nicht immer zur Hand. In solchen Fällen darf auch fließendes, klares, handwarmes Leitungswasser in Trinkwasserqualität zum Säubern einer Wunde verwendet werden. Um keine Keime aus der Rohrleitung in die Wunde zu spülen, sollte das Wasser erst 20 bis 30 Sekunden aus der Leitung fließen, bevor man die Wunde darunter hält. Kleine Steinchen oder Glassplitter, die sich durch das Spülen nicht lösen, lassen sich vorsichtig mit einer sauberen Pinzette entfernen. Bei größeren oder tiefsitzenden Fremdkörpern ist jedoch der Arzt zuständig. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch wenn es ein beruhigendes Ritual bei kleinen Kindern ist: Pusten Sie nicht auf die Wunde! Damit bringen Sie nur Keime aus Ihrem Atem und Speichel in die Wunde und riskieren, dass diese sich entzündet. Zum noch besseren Schutz vor Keimen ist es außerdem sinnvoll, vor der Wundversorgung die eigenen Hände mit einem Hand-Desinfektionsmittel zu desinfizieren. </p><p class="bodytext"><strong>Desinfizieren – aber richtig </strong></p><p class="bodytext">Nach dem Reinigen der Wunde sollte diese auch desinfiziert werden. Als Desinfektionsmittel erster Wahl bieten sich für die Selbstversorgung die farblosen Wirkstoffe Octenidin (zum Beispiel Octenisept<sup>®</sup> Wund-Desinfektion Spray oder Octenilin<sup>®</sup> Wundgel) und Polihexanid (zum Beispiel Hansaplast<sup>®</sup> Wundspray oder Hemo Sept Wundspray) an. Beide Wirkstoffe wirken gegen Bakterien und Pilze, Octenidin hat zusätzlich eine (begrenzte) Wirkung gegen Viren. Polihexanid fördert zudem die Wundheilung. Auch Tyrothricin wirkt antibakteriell, es ist vor allem für kleine, oberflächliche Wunden geeignet (zum Beispiel Tyrosur<sup>®</sup>Wundgel). Desinfektionsmittel sollen gleichmäßig und gründlich auf die gesamte Wunde aufgetragen werden und vor dem Abdecken mit einem Pflaster oder einer Kompresse mindestens 60 Sekunden lang einwirken. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Obsolet ist die Behandlung von Wunden mit Wasserstoffperoxid, Chlorhexidin, Iodoform, Gentianaviolett und Borsäure. Diese Mittel töten zwar Erreger ab, hemmen aber die Wundheilung. </p><p class="bodytext"><strong>Wundabdeckung: Trocken, feucht oder gesprüht? </strong></p><p class="bodytext">Um optimal heilen zu können, benötigt eine Wunde Schutz vor weiterer mechanischer Beeinträchtigung und Krankheitserregern. Für diese „Wundruhe“ sorgen Wundauflagen oder -verbände, die die Wunde abdecken und in trockener oder feuchter Form in zahlreichen Varianten zur Verfügung stehen. </p><p class="bodytext"><strong>Trockene Wundabdeckung. </strong>Pflaster sind sogenannte Wundschnellverbände, die sich vor allem für Schnittwunden und kleine Schürfwunden eignen. Es gibt sie in vielen Varianten und Formen: steril und unsteril, wasserdicht, besonders hautfreundlich oder besonders klebeintensiv. Für Fingerkuppen eignen sich schmetterlingsförmige Pflaster (zum Beispiel DracoPlast<sup>®</sup> waterproof Fingerkuppenpflaster oder Gothaplast<sup>®</sup> Fingerkuppenpflaster), für Verletzungen an den Fingern Spezialpflaster mit einer deutlichen längeren Klebefläche auf einer Seite der Wundauflage (zum Beispiel Curaplast<sup>®</sup> Fingerverband sensitiv oder DracoPlast<sup>®</sup> Fingerstrips elastic). </p><p class="bodytext">Speziell für Schnittwunden wurden die als Klammerpflaster bezeichneten Wundverschlussstreifen entwickelt (zum Beispiel Dermaplast<sup>®</sup> Medical Schnitt- und Platzwunden oder GoTa-Por<sup>®</sup> Wundnahtstreifen). Sie werden folgendermaßen verwendet:</p><p class="bodytext"><ul><li>Wunde reinigen</li><li>Blutung mit steriler Kompresse stillen</li><li>Haut um die Wunde trocknen</li><li>Wundrand vorsichtig zusammendrücken</li><li>Einen oder mehrere Streifen quer zur Wunde aufkleben Wundauflage aufbringen und befestigen. </li></ul></p><p class="bodytext">Weitere trockene Wundauflagen sind Kompressen, die mit einer Mullbinde fixiert werden. Sie sollten steril sein, um die Wunde nicht unnötig mit Keimen zu belasten. Kompressen bestehen aus Verbandmull (zum Beispiel Gazin<sup>®</sup> oder DracoFix<sup>®</sup>) oder Vlies mit Zellstoffkern (zum Beispiel Zetuvit<sup>®</sup> oder Zemuko<sup>®</sup>) und müssen mit einer Fixierbinde befestigt werden. Zur Erstversorgung eignen sich Verbandpäckchen, bei denen die Wundauflage schon an der Mullbinde angebracht ist. </p><p class="bodytext"><strong>Feuchte Wundversorgung.</strong> Vor allem bei größeren oder nässenden Schürfwunden ist eine feuchte, wasserregulierende (sogenannte hydroaktive) Wundauflage hilfreich. Die in diesen Wundauflagen verwendeten Substanzen (Hydrogele, Alginate, Hydrokolloide) bilden ein Gel, das je nach Zusammensetzung Wundsekrete aufsaugt und für ein feuchtes Wundklima sorgt. Letzteres verbessert die Heilung und bewirkt, dass auch die Immunzellen in der Wunde gut arbeiten können. Vorteil der feuchten Wundauflage ist zudem, dass sie nicht mit der Wunde verklebt. Somit ist der Verbandswechsel nicht nur schmerzfrei, beim Abziehen der Auflage wird das neu gebildete Gewebe auch nicht wieder zerstört. Zur Selbstmedikation stehen feuchte Wundauflagen mit Hydrogelen, Hydrokolloiden oder Polyurethan-Gel in Pflasterform zur Verfügung.</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Hydrogele</strong> wie zum Beispiel GoTac<sup>®</sup> HydroGel Pflaster oder Ratioline<sup>®</sup> Protect Gelpflaster eignen sich vor allem für trockene Wunden, da sie sehr viel Feuchtigkeit spenden, aber wenig Sekret aufnehmen können. Sie haben einen Kleberand und müssen faltenfrei aufgeklebt werden.</li><li><strong>Polyurethan-Gel w</strong>ie zum Beispiels Hansaplast <sup>®</sup> Sschnelle Heilung erzeugen ein feuchtes Milieu und sind für wenig nässende Wunden geeignet.</li><li><strong>Hydrokolloide</strong> spenden Flüssigkeit und saugen Sekrete auf, sie eignen sich deshalb sowohl für trockene als auch für nässende Wunden. Beispiele sind Blasen-, Hornhaut- und Herpespflaster sowie Dermaplast<sup>®</sup> Medical Schürfwunden für Schürfwunden. Hydrokolloidgele bilden mit dem Wundsekret ein gelbliches Sekret, das ähnlich wie Eiter aussieht und riecht, aber kein Eiter ist. </li></ul></p><p class="bodytext"><div><strong>Sprühpflaster.</strong> Für kleine, oberflächliche Schnitt- und Schürfwunden, die nicht bluten oder nässen, ist ein Sprühpflaster gut geeignet. (zum Beispiel Flint® Sprühpflaster oder Urgo® Sprühpflaster). Sie sorgen für einen wasserfesten, flexiblen und atmungsaktiven Schutzfilm, der sich nach Tagen von selbst auflöst und nicht entfernt werden muss. Nachteil des Sprühpflasters ist, das es keinen mechanischen Schutz durch Polsterung vermittelt - Vorteil, dass man auch schwer zugängliche Stellen gut erreicht.&nbsp;</div></p><p class="bodytext"><strong>Und was ist mit Silber? </strong></p><p class="bodytext">Silber wirkt antibakteriell, weshalb es in der klinischen Versorgung komplizierter Wunden häufig angewendet wird. Inzwischen gibt es auch für die Selbstmedikation Wundauflagen mit Silberionen (zum Beispiel Hansaplast<sup>®</sup> MED Sensitive Pflaster). Im Falle einer infizierten Wunde sollte Experten zufolge aber nicht einfach ein Silber-Pflaster aufgeklebt, sondern die Wunde unbedingt von einem Arzt begutachtet werden. Der kann dann entscheiden, ob eine Wundauflage mit Silber-Ionen zu empfehlen ist. Bei einfachen Bagatellverletzungen reicht in der Regel eine normale Wunddesinfektion und eine der oben genannten trockenen oder feuchten Wundauflagen aus. </p><p class="bodytext">Quelle: Karin Krämer, DAZ 2018, Nr. 40, S. 36; </p>

<p class="bodytext">Der weibliche Intimbereich ist kein Kampfgebiet, auch wenn der Handel mit seiner Batterie an Lotionen, Deos, Sprays und Cremes für die Intimzone manchmal diesen Eindruck erweckt. Denn im Normalfall ist klares, warmes Wasser für die Reinigung der empfindlichen Region völlig ausreichend. Eine spezielle Pflege ist nur bei Beschwerden wie z. B. starker Scheidentrockenheit notwendig. Lesen Sie, was es Wissenswertes zur Intimpflege zu Hause und auf Reisen gibt. </p><p class="bodytext"><strong>Bloß nicht übertreiben </strong></p><p class="bodytext">Regelmäßig den Intimbereich mit klarem, lauwarmem Wasser duschen oder waschen und täglich die Unterwäsche wechseln – mehr ist in der Regel nicht nötig, um sich „untenrum“ frisch zu halten. Im Gegenteil, Frauenärzte warnen gerade bei der Intimpflege vor zu viel des Guten. Denn bei zu intensiver Pflege drohen Reizungen, Austrocknen der Haut oder allergische Reaktionen. Schon normale Seifen oder Duschgels enthalten Konservierungsstoffe, die die Haut im Intimbereich irritieren und dort besser nicht zum Einsatz kommen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vor allem Dusch-Gels mit dem „Frische-Kick“ haben im Intimbereich nichts zu suchen, weder bei Männern noch bei Frauen. Denn hinter dem Kick stecken meist Pflanzenextrakte aus Zitrusfrüchten, die die empfindliche Schleimhaut stark reizen können. </p><p class="bodytext"><strong>Sanfte Reinigung </strong></p><p class="bodytext">Wem klares Wasser nicht reicht, sollte Produkte wählen, die den sauren pH-Wert in der Scheide erhalten und die Haut nicht entfetten oder reizen. Die angebotenen Intimreinigungsprodukte gibt es als Schäume, Lotionen oder Gele, die sich sowohl für Frauen als auch für Männer eignen. Wichtig ist, sie nur im äußeren Intimbereich aufzutragen und mit reichlich lauwarmem Wasser gründlich abzuspülen. Beispiele für milde Intimreinigungsprodukte sind Bioturm Intim Wasch-Gel Nr. 26 oder auch Melvita Intimwaschgel, bei Beratungsbedarf hilft Ihnen Ihr Apotheker gerne weiter. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Unterwegs sind Reinigungstücher für den Intimbereich praktisch. Achten Sie besonders darauf, dass Sie spezielle Produkte für den Intimbereich benutzen und nicht etwa solche für die Handreinigung. </p><p class="bodytext"><strong>Scheidentrockenheit will Pflege&nbsp;</strong></p><p class="bodytext">Zur Pflege der zarten Intimhaut bietet die Industrie eine Vielzahl von Produkten an. Doch auch hier gilt: Die regelmäßige, sanfte Reinigung mit klarem Wasser reicht in der Regel aus, eine zusätzliche Pflege ist ohne Beschwerden nicht nötig. Anders sieht es aus bei Scheidentrockenheit. Sie tritt häufig nach den Wechseljahren auf, kommt aber auch unter Verhütung mit der „Pille“ oder bei Erkrankungen wie Diabetes oder Multipler Sklerose vor. Die Ursache der Scheidentrockenheit sollte vom Frauenarzt abgeklärt werden, in manchen Fällen ist die Behandlung mit rezeptpflichtigen Medikamenten, z. B. Hormonen, erforderlich. </p><p class="bodytext">Ist eine hormonfreie lokale Therapie möglich, stehen unter anderem Produkte mit Hyaluronsäure (z. B. Kadefungin<sup>®</sup> Hyaluronsäure oder Gynomunal Vaginalgel), Milchsäure (z. B. Remifemin<sup>®</sup>FeuchtCreme oder Lactofem<sup>®</sup>FeuchtCreme) oder Polycarbophil (z. B. Replens<sup>®</sup>sanol Vaginalgel) zur Verfügung. Sie werden mit dem Finger oder Applikatoren in die Scheide eingeführt und /oder außen auf den Intimbereich aufgetragen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Viele Frauen setzen Produkte gegen Scheidentrockenheit auch gerne als Gleitmittel beim Sex ein. Falls Sie beim Sex Kondome benutzen, achten Sie darauf, dass sich Ihr Pflegeprodukt mit dem Kondom verträgt! Vor allem Milchsäure kann Kondome schädigen und dadurch deren Sicherheit einschränken. Die entsprechende Information finden Sie im Beipackzettel des Produkts, im Zweifel berät Sie Ihr Apotheker. </p><p class="bodytext"><strong>Fluor albus ist normal </strong></p><p class="bodytext">Im Durchschnitt produziert eine Frau etwa 5 ml Vaginalsekret pro Tag, und zwar in der Scheidenschleimhaut selbst, den Drüsen des Muttermundes, den Scheidenvorhofdrüsen, den Bartholinischen Drüsen und den Paraurethraldrüsen neben der Harnröhre. Aufgabe des Vaginalsekrets ist der Schutz vor aufsteigenden Infektionen, die Selbstreinigung der Scheide und ihre Befeuchtung. Gesundes Vaginalsekret hat einen pH von 3,5 bis 5 und einen neutralen bis leicht säuerlichen Geruch. Es ist klar bis milchig-cremig, weshalb es auch Fluor albus genannt wird. Die Zusammensetzung hängt vom Alter und von der hormonellen Situation ab, zudem wird die Produktion bei sexueller Erregung angekurbelt. </p><p class="bodytext"><strong>Veränderter Ausfluss gehört zum Arzt </strong></p><p class="bodytext">Bei manchen Erkrankungen kommt es zu einem verstärkten oder veränderten Ausfluss. So entsteht bei bakteriellen Infekten oft ein Fisch-ähnlicher Geruch und der Ausfluss wird grünlich-gräulich. Schaumiger Ausfluss bei gleichzeitigem Juckreiz spricht für eine Infektion mit Trichomonas vaginalis, krümeliger, weißlicher Ausfluss mit Juckreiz für eine Infektion mit Hefepilzen (Candida). Ausflussbeschwerden sollten immer beim Frauenarzt abgeklärt werden, um eine erforderliche Therapie einzuleiten. Werden Infektionen im Genitalbereich nicht behandelt, droht durch Übergreifen der Entzündung auf die Eileiter im schlimmsten Fall die Unfruchtbarkeit. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Besprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt, ob bei wiederholten Beschwerden und typischem Hefepilz-Ausfluss für Sie die Selbsttestung und Selbstbehandlung mit rezeptfreien Anti-Pilzmitteln in Frage kommt (siehe unten). </p><p class="bodytext"><strong>Mit Pilzen auf Reisen … </strong></p><p class="bodytext">Wer immer wieder mit Pilzinfektionen in der Scheide zu tun hat, sollte entsprechende Präparate auch in seine Reiseapotheke packen. Selbsttest auf Candida-Infektionen wie z. B. Elanee<sup>®</sup> Vaginalpilz-Test lassen sich auch auf Reisen gut einsetzen. Im Falle einer Pilzinfektion sind zur Behandlung Pilzmittel mit einmaliger Anwendung praktisch, z. B. Fenizolan<sup>®</sup> Kombi 600 mg oder auch Canesten<sup>®</sup> Gyn Once Kombi. Beide Präparate bestehen aus einem einmal einzuführenden Ovulum und einer Creme für den äußeren Intimbereich, wobei sich die Creme auch zur Mitbehandlung des Partners eignet. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Lesen Sie die Gebrauchsanweisung des Selbsttest genau durch! Um genaue Ergebnisse zu erzielen, müssen zeitliche Abstände zu Toilettengang oder Geschlechtsverkehr eingehalten werden. Im Zweifel fragen Sie Ihren Apotheker, wie der Test angewendet wird – am besten schon vor der Reise. </p><p class="bodytext">Quellen: Dr. Claudia Bruhn, DAZ 2018, Nr. 47, Seite 50 und www.oekotest.de </p>

<p class="bodytext">Der weibliche Intimbereich ist kein Kampfgebiet, auch wenn der Handel mit seiner Batterie an Lotionen, Deos, Sprays und Cremes für die Intimzone manchmal diesen Eindruck erweckt. Denn im Normalfall ist klares, warmes Wasser für die Reinigung der empfindlichen Region völlig ausreichend. Eine spezielle Pflege ist nur bei Beschwerden wie z. B. starker Scheidentrockenheit notwendig. Lesen Sie, was es Wissenswertes zur Intimpflege zu Hause und auf Reisen gibt. </p><p class="bodytext"><strong>Bloß nicht übertreiben </strong></p><p class="bodytext">Regelmäßig den Intimbereich mit klarem, lauwarmem Wasser duschen oder waschen und täglich die Unterwäsche wechseln – mehr ist in der Regel nicht nötig, um sich „untenrum“ frisch zu halten. Im Gegenteil, Frauenärzte warnen gerade bei der Intimpflege vor zu viel des Guten. Denn bei zu intensiver Pflege drohen Reizungen, Austrocknen der Haut oder allergische Reaktionen. Schon normale Seifen oder Duschgels enthalten Konservierungsstoffe, die die Haut im Intimbereich irritieren und dort besser nicht zum Einsatz kommen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vor allem Dusch-Gels mit dem „Frische-Kick“ haben im Intimbereich nichts zu suchen, weder bei Männern noch bei Frauen. Denn hinter dem Kick stecken meist Pflanzenextrakte aus Zitrusfrüchten, die die empfindliche Schleimhaut stark reizen können. </p><p class="bodytext"><strong>Sanfte Reinigung </strong></p><p class="bodytext">Wem klares Wasser nicht reicht, sollte Produkte wählen, die den sauren pH-Wert in der Scheide erhalten und die Haut nicht entfetten oder reizen. Die angebotenen Intimreinigungsprodukte gibt es als Schäume, Lotionen oder Gele, die sich sowohl für Frauen als auch für Männer eignen. Wichtig ist, sie nur im äußeren Intimbereich aufzutragen und mit reichlich lauwarmem Wasser gründlich abzuspülen. Beispiele für milde Intimreinigungsprodukte sind Bioturm Intim Wasch-Gel Nr. 26 oder auch Melvita Intimwaschgel, bei Beratungsbedarf hilft Ihnen Ihr Apotheker gerne weiter. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Unterwegs sind Reinigungstücher für den Intimbereich praktisch. Achten Sie besonders darauf, dass Sie spezielle Produkte für den Intimbereich benutzen und nicht etwa solche für die Handreinigung. </p><p class="bodytext"><strong>Scheidentrockenheit will Pflege&nbsp;</strong></p><p class="bodytext">Zur Pflege der zarten Intimhaut bietet die Industrie eine Vielzahl von Produkten an. Doch auch hier gilt: Die regelmäßige, sanfte Reinigung mit klarem Wasser reicht in der Regel aus, eine zusätzliche Pflege ist ohne Beschwerden nicht nötig. Anders sieht es aus bei Scheidentrockenheit. Sie tritt häufig nach den Wechseljahren auf, kommt aber auch unter Verhütung mit der „Pille“ oder bei Erkrankungen wie Diabetes oder Multipler Sklerose vor. Die Ursache der Scheidentrockenheit sollte vom Frauenarzt abgeklärt werden, in manchen Fällen ist die Behandlung mit rezeptpflichtigen Medikamenten, z. B. Hormonen, erforderlich. </p><p class="bodytext">Ist eine hormonfreie lokale Therapie möglich, stehen unter anderem Produkte mit Hyaluronsäure (z. B. Kadefungin<sup>®</sup> Hyaluronsäure oder Gynomunal Vaginalgel), Milchsäure (z. B. Remifemin<sup>®</sup>FeuchtCreme oder Lactofem<sup>®</sup>FeuchtCreme) oder Polycarbophil (z. B. Replens<sup>®</sup>sanol Vaginalgel) zur Verfügung. Sie werden mit dem Finger oder Applikatoren in die Scheide eingeführt und /oder außen auf den Intimbereich aufgetragen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Viele Frauen setzen Produkte gegen Scheidentrockenheit auch gerne als Gleitmittel beim Sex ein. Falls Sie beim Sex Kondome benutzen, achten Sie darauf, dass sich Ihr Pflegeprodukt mit dem Kondom verträgt! Vor allem Milchsäure kann Kondome schädigen und dadurch deren Sicherheit einschränken. Die entsprechende Information finden Sie im Beipackzettel des Produkts, im Zweifel berät Sie Ihr Apotheker. </p><p class="bodytext"><strong>Fluor albus ist normal </strong></p><p class="bodytext">Im Durchschnitt produziert eine Frau etwa 5 ml Vaginalsekret pro Tag, und zwar in der Scheidenschleimhaut selbst, den Drüsen des Muttermundes, den Scheidenvorhofdrüsen, den Bartholinischen Drüsen und den Paraurethraldrüsen neben der Harnröhre. Aufgabe des Vaginalsekrets ist der Schutz vor aufsteigenden Infektionen, die Selbstreinigung der Scheide und ihre Befeuchtung. Gesundes Vaginalsekret hat einen pH von 3,5 bis 5 und einen neutralen bis leicht säuerlichen Geruch. Es ist klar bis milchig-cremig, weshalb es auch Fluor albus genannt wird. Die Zusammensetzung hängt vom Alter und von der hormonellen Situation ab, zudem wird die Produktion bei sexueller Erregung angekurbelt. </p><p class="bodytext"><strong>Veränderter Ausfluss gehört zum Arzt </strong></p><p class="bodytext">Bei manchen Erkrankungen kommt es zu einem verstärkten oder veränderten Ausfluss. So entsteht bei bakteriellen Infekten oft ein Fisch-ähnlicher Geruch und der Ausfluss wird grünlich-gräulich. Schaumiger Ausfluss bei gleichzeitigem Juckreiz spricht für eine Infektion mit Trichomonas vaginalis, krümeliger, weißlicher Ausfluss mit Juckreiz für eine Infektion mit Hefepilzen (Candida). Ausflussbeschwerden sollten immer beim Frauenarzt abgeklärt werden, um eine erforderliche Therapie einzuleiten. Werden Infektionen im Genitalbereich nicht behandelt, droht durch Übergreifen der Entzündung auf die Eileiter im schlimmsten Fall die Unfruchtbarkeit. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Besprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt, ob bei wiederholten Beschwerden und typischem Hefepilz-Ausfluss für Sie die Selbsttestung und Selbstbehandlung mit rezeptfreien Anti-Pilzmitteln in Frage kommt (siehe unten). </p><p class="bodytext"><strong>Mit Pilzen auf Reisen … </strong></p><p class="bodytext">Wer immer wieder mit Pilzinfektionen in der Scheide zu tun hat, sollte entsprechende Präparate auch in seine Reiseapotheke packen. Selbsttest auf Candida-Infektionen wie z. B. Elanee<sup>®</sup> Vaginalpilz-Test lassen sich auch auf Reisen gut einsetzen. Im Falle einer Pilzinfektion sind zur Behandlung Pilzmittel mit einmaliger Anwendung praktisch, z. B. Fenizolan<sup>®</sup> Kombi 600 mg oder auch Canesten<sup>®</sup> Gyn Once Kombi. Beide Präparate bestehen aus einem einmal einzuführenden Ovulum und einer Creme für den äußeren Intimbereich, wobei sich die Creme auch zur Mitbehandlung des Partners eignet. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Lesen Sie die Gebrauchsanweisung des Selbsttest genau durch! Um genaue Ergebnisse zu erzielen, müssen zeitliche Abstände zu Toilettengang oder Geschlechtsverkehr eingehalten werden. Im Zweifel fragen Sie Ihren Apotheker, wie der Test angewendet wird – am besten schon vor der Reise. </p><p class="bodytext">Quellen: Dr. Claudia Bruhn, DAZ 2018, Nr. 47, Seite 50 und www.oekotest.de </p>

<p class="bodytext">Bei Heuschnupfen und allergischer Rhinitis verschaffen Kortison-Nasensprays Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Luft. Doch das Thema Kortison verunsichert viele Menschen, immerhin wird bei einer Dauertherapie oft vor Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder einer erhöhten Infektionsgefahr gewarnt. Doch trifft das auch auf Kortison-Nasensprays zu? Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie Kortison-Nasenspray effektiv und sicher angewendet wird. </p><p class="bodytext"><strong>Erleichterung für die Heuschnupfen-Nase </strong></p><p class="bodytext">Kortison-Nasensprays sind aus der Heuschnupfen-Therapie (medizinisch auch allergische Rhinitis genannt) nicht mehr wegzudenken. In die Nase gesprüht reduziert es zuverlässig Juckreiz, Naselaufen, Niesen und das Gefühl der verstopften Nase. Deshalb wird Kortisonspray bei mittleren bis schweren Beschwerden empfohlen und von den behandelnden Ärzten sehr häufig verschrieben. </p><p class="bodytext">Doch vor allem Patienten, die Kortison von der Behandlung anderer Erkrankungen kennen, sind wegen möglicher Nebenwirkungen oft verunsichert. Immerhin kann eine Kortison-Langzeittherapie mit Tabletten zu einer ganzen Reihe unangenehmer Begleiterscheinungen führen. Viel zitiert wird das Cushing-Syndrom mit Stammfettsucht und Stiernacken. Daneben drohen Wassereinlagerungen, eine erhöhte Infektanfälligkeit, Schlafstörungen oder Bluthochdruck. Wie Sicherheit und Nebenwirkungsprofil beim Kortison-Nasenspray zu bewerten sind, haben jetzt Experten klargestellt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Die meisten Kortisonsprays sind rezeptpflichtig. Es sind jedoch auch Präparate auf dem Markt, die Patienten über 18 Jahren mit der ärztlichen Diagnose „allergische Rhinitis“ in der Apotheke rezeptfrei erwerben können. Dazu gehören ratioAllerg<sup>®</sup>, Rhinivict<sup>®</sup> nasal 0,05, Otrie-Allergie<sup>®</sup> und Mometahexal<sup>®</sup>Heuschnupfenspray. </p><p class="bodytext"><strong>Wie wird Kortisonspray am wirkungvollsten eingesetzt? </strong></p><p class="bodytext">Die beste Wirkung erzielen Kortison-Nasensprays, wenn man sie regelmäßig in die Nase sprüht - und zwar über den gesamten Zeitraum, in dem die allergischen Beschwerden auftreten. Sie werden je nach Wirkstoff ein- oder zweimal täglich verabreicht, und zwar nacheinander in beide Nasenlöcher. So gehen Sie dabei richtig vor: </p><p class="bodytext"><ol><li>Nase schneuzen </li><li>Kappe von der Flasche nehmen und Spray schütteln </li><li>Kopf nach vorn neigen </li><li>Düse in das Nasenloch führen und auf die Nasenmuschel richten </li><li>Ausatmen durch den Mund </li><li>Einatmen durch die Nase und gleichzeitig sprühen. </li></ol></p><p class="bodytext">Falls nach einer Woche keine Besserung eintritt, sollte das Präparat abgesetzt werden. In schweren Fällen ist die Kombination mit anderen Nasensprays oder -tropfen möglich, geeignet sind z. B. Antihistaminika als Spray. Das Kortison Fluticasonpropionat und das Antihistaminikum Azelastinhydrochlorid gibt es deshalb als Kombispray (zum Beispiel Dymista<sup>®</sup>). Von der Kombination mit abschwellenden Nasentropfen- oder -sprays wird abgeraten. Falls eine solche Kombination aufgrund schwerster Symptome unumgänglich ist, darf diese nur kurzzeitig über etwa 7 Tage verabreicht werden. Bei langfristiger Anwendung abschwellender Nasentropfen droht eine Arzneimittel-Rhinitis mit der Gefahr, von diesen Medikamenten abhängig zu werden. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp</strong>: Die Wirkung von Kortison setzt erst nach etwa 3 bis 36 Stunden ein. Sie können diesen Zeitraum mit einem Antihistaminikum überbrücken. Fragen Sie Ihren Apotheker, welches Präparat für Sie am besten geeignet ist. </p><p class="bodytext"><strong>Absetzen, wenn die Nase blutet? </strong></p><p class="bodytext">Bei allen Nasensprays droht Nasenbluten. Auch bei Kortisonsprays kommt es bei etwa jedem zehnten Anwender dazu. Meist ist das Nasenbluten nur leicht und hört von selbst wieder auf. Ein Therapieabbruch ist in diesen Fällen nicht notwendig. Mit folgenden Tipps lässt sich die Gefahr von Nasenbluten verringern: </p><p class="bodytext"><ul><li>Zielen Sie den Sprühstoß nicht in Richtung Nasendach, sondern nach außen, in Richtung Nasenmuscheln (siehe oben). </li><li>Pflegen Sie Ihre Nase mit Nasensalbe, wenn sie zu trockenen Nasenschleimhäuten oder Nasenbluten neigen. </li><li>Tritt Nasenbluten unter der Therapie wiederholt auf, kann der Wechsel auf ein anderes Kortisonspray helfen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Akutes Nasenbluten lässt sich stoppen, indem Sie die Nasenflügel für 5–10 Minuten zusammendrücken und einen kalten Lappen ins Genick legen. Stopfen Sie keine Watte oder Zellstoff in die Nase, denn beim Entfernen dieser Tamponade reißt die Wunde leicht wieder auf. Ist die Blutung nach 20 Minuten nicht gestillt, suchen Sie einen Arzt auf. </p><p class="bodytext"><strong>Erhöht Kortison-Nasenspray die Gefahr für Infekte?</strong></p><p class="bodytext"> Kortison wirkt antientzündlich und greift in das Immunsystem ein. Genau deshalb reduziert es auch die lästigen Heuschnupfen-Beschwerden (und wird in Tablettenform bei schweren entzündlichen Erkrankungen eingesetzt). Nimmt man Kortison als Tablette ein, besteht aufgrund dieser Wirkweise tatsächlich eine erhöhte Infektgefahr – immerhin reduziert im Blut befindliches Kortison alle entzündlichen Reaktionen des Körpers, also auch die, die eindringende Erreger abwehren. Wird Kortison aber als Nasenspray verabreicht, verbleibt der Löwenanteil der Substanz (&gt; 99%) in den Nasenschleimhäuten und wirkt nur dort. Der Übertritt von Kortison in das Blut ist deshalb so geringfügig, dass Experten nicht von einer erhöhten Infektanfälligkeit ausgehen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Ausnahmen in puncto Infektanfälligkeit sind Patienten, die gleichzeitig Immunsuppressiva einnehmen oder eine schwere, das Immunsystem schwächende Erkrankung haben. Hier ist von der gleichzeitigen Therapie mit Kortison-Nasensprays abzuraten. </p><p class="bodytext"><strong>Stiernacken durch Kortisonspray? </strong></p><p class="bodytext">Da in die Nase gesprühtes Kortison kaum in das Blut aufgenommen wird, sind auch andere, kortisontypische Nebenwirkungen nicht zu erwarten. Allerdings unterscheiden sich die verschiedenen Kortisonsprays in ihrer Aufnahmerate durch die Nasenschleimhaut. Bei einer Dauertherapie empfehlen sich etwa Budesonid (zum Beispiel Budes<sup>®</sup>Nasenspray oder Rhinocort<sup>®</sup>Topinasal), Fluticasonpropionat (zum Beispiel Otri-Allergie<sup>®</sup> oder Flutica-Teva<sup>®</sup>, Flutide nasal) oder Mometasonfuroat (zum Beispiel Nasonex<sup>®</sup> oder Mometahexal<sup>®</sup>Heuschnupfenspray). </p><p class="bodytext"><strong>Leidet die Nase unter der Dauertherapie? </strong></p><p class="bodytext">Eine Schädigung der Nasenschleimhaut oder gar ein Einriss der Nasenscheidewand (Perforation des Nasenseptums) ist unter der Dauertherapie mit Kortisonspray zwar möglich, aber überaus selten. Bei Patienten, die Kortisonspray 1 bis 5 Jahre lang angewendet hatten, zeigten sich keine Atrophien, also kein Gewebeschwund der Nasenschleimhaut. Im Gegenteil: Das Kortison Mometasonfuroat führte in einer anderen Studie zur Normalisierung der Nasenschleimhäute. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp</strong>: Auch wenn kein Schaden für die Nasenschleimhaut zu erwarten ist, sollten Sie sich bei einer jahrelangen Dauertherapie mit Kortison-Nasenspray zur Sicherheit regelmäßig vom Arzt in die Nase schauen lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Muss man Kortison-Nasensprays ausschleichen? </strong></p><p class="bodytext">Wer schon einmal Kortison zur Behandlung einer entzündlichen Erkrankung erhalten hat, weiß, dass der Wirkstoff nicht abrupt abgesetzt werden darf. Nur wenn man die Kortisontherapie vorsichtig reduziert, d.h. ausschleicht, kann der Körper seinen Kortison-Regelkreis wieder ins Gleichgewicht bringen. Beim Kortison-Nasenspray ist aufgrund der minimalen Aufnahme von Kortison in den Körperkreislauf ein solches Ausschleichen nicht nötig. Auch nach Langzeitanwendung kann es einfach abgesetzt werden, wenn die „persönliche Allergiesaison“ und damit die Zeit der Beschwerden vorüber ist. </p><p class="bodytext"><strong>Erhöht Kortison-Spray den Augeninnendruck? </strong></p><p class="bodytext">Oral eingenommenes Kortison kann als Nebenwirkung den Augeninnendruck erhöhen. Ob und wie sehr das auch auf Kortison-Sprays zutrifft, ist noch nicht völlig geklärt. Nach Analyse mehrerer Studien scheint intranasal verabreichtes Kortison einen bereits erhöhten Augeninnendruck weiterhin verschlechtern zu können. Bei Augengesunden gehen Experten jedoch davon aus, dass Kortisonspray nicht zu klinisch bedeutsamen Veränderungen am Auge führt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Falls Sie unter einem erhöhten Augeninnendruck leiden, fragen Sie Ihren Augenarzt, bevor Sie ein Kortisonspray anwenden. Auf jeden Fall sollten Sie bei erhöhtem Augeninnendruck nach Aufnahme der Therapie kontrollieren lassen, ob dieser weiter angestiegen ist. In diesem Fall ist der Wechsel auf ein kortisonfreies Nasenspray anzuraten. </p><p class="bodytext"><strong>Im Zweifel die Beratung suchen!</strong></p><p class="bodytext">Richtig angewendet, ist das Kortison-Nasenspray eine sichere und effektive Behandlung bei allergischer Rhinitis. Im Zweifel gibt es neben Kortison jedoch auch Alternativen wie Antihistaminika oder Mastzellstabilisatoren (zum Beispiel Cromoglicinsäure), um im Falle einer Allergie die laufende Nase, den Juckreiz und die Niesattacken zu beherrschen. Bei Fragen hilft Ihnen Ihr Apotheker gerne weiter. </p><p class="bodytext">Quelle: Rika Rausch, Die Allergie bekämpfen mit Cortison, DAZ 2019, Nr. 18, S. 26 </p>

<p class="bodytext">Bei Heuschnupfen und allergischer Rhinitis verschaffen Kortison-Nasensprays Kindern und Erwachsenen gleichermaßen Luft. Doch das Thema Kortison verunsichert viele Menschen, immerhin wird bei einer Dauertherapie oft vor Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme oder einer erhöhten Infektionsgefahr gewarnt. Doch trifft das auch auf Kortison-Nasensprays zu? Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie Kortison-Nasenspray effektiv und sicher angewendet wird. </p><p class="bodytext"><strong>Erleichterung für die Heuschnupfen-Nase </strong></p><p class="bodytext">Kortison-Nasensprays sind aus der Heuschnupfen-Therapie (medizinisch auch allergische Rhinitis genannt) nicht mehr wegzudenken. In die Nase gesprüht reduziert es zuverlässig Juckreiz, Naselaufen, Niesen und das Gefühl der verstopften Nase. Deshalb wird Kortisonspray bei mittleren bis schweren Beschwerden empfohlen und von den behandelnden Ärzten sehr häufig verschrieben. </p><p class="bodytext">Doch vor allem Patienten, die Kortison von der Behandlung anderer Erkrankungen kennen, sind wegen möglicher Nebenwirkungen oft verunsichert. Immerhin kann eine Kortison-Langzeittherapie mit Tabletten zu einer ganzen Reihe unangenehmer Begleiterscheinungen führen. Viel zitiert wird das Cushing-Syndrom mit Stammfettsucht und Stiernacken. Daneben drohen Wassereinlagerungen, eine erhöhte Infektanfälligkeit, Schlafstörungen oder Bluthochdruck. Wie Sicherheit und Nebenwirkungsprofil beim Kortison-Nasenspray zu bewerten sind, haben jetzt Experten klargestellt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Die meisten Kortisonsprays sind rezeptpflichtig. Es sind jedoch auch Präparate auf dem Markt, die Patienten über 18 Jahren mit der ärztlichen Diagnose „allergische Rhinitis“ in der Apotheke rezeptfrei erwerben können. Dazu gehören ratioAllerg<sup>®</sup>, Rhinivict<sup>®</sup> nasal 0,05, Otrie-Allergie<sup>®</sup> und Mometahexal<sup>®</sup>Heuschnupfenspray. </p><p class="bodytext"><strong>Wie wird Kortisonspray am wirkungvollsten eingesetzt? </strong></p><p class="bodytext">Die beste Wirkung erzielen Kortison-Nasensprays, wenn man sie regelmäßig in die Nase sprüht - und zwar über den gesamten Zeitraum, in dem die allergischen Beschwerden auftreten. Sie werden je nach Wirkstoff ein- oder zweimal täglich verabreicht, und zwar nacheinander in beide Nasenlöcher. So gehen Sie dabei richtig vor: </p><p class="bodytext"><ol><li>Nase schneuzen </li><li>Kappe von der Flasche nehmen und Spray schütteln </li><li>Kopf nach vorn neigen </li><li>Düse in das Nasenloch führen und auf die Nasenmuschel richten </li><li>Ausatmen durch den Mund </li><li>Einatmen durch die Nase und gleichzeitig sprühen. </li></ol></p><p class="bodytext">Falls nach einer Woche keine Besserung eintritt, sollte das Präparat abgesetzt werden. In schweren Fällen ist die Kombination mit anderen Nasensprays oder -tropfen möglich, geeignet sind z. B. Antihistaminika als Spray. Das Kortison Fluticasonpropionat und das Antihistaminikum Azelastinhydrochlorid gibt es deshalb als Kombispray (zum Beispiel Dymista<sup>®</sup>). Von der Kombination mit abschwellenden Nasentropfen- oder -sprays wird abgeraten. Falls eine solche Kombination aufgrund schwerster Symptome unumgänglich ist, darf diese nur kurzzeitig über etwa 7 Tage verabreicht werden. Bei langfristiger Anwendung abschwellender Nasentropfen droht eine Arzneimittel-Rhinitis mit der Gefahr, von diesen Medikamenten abhängig zu werden. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp</strong>: Die Wirkung von Kortison setzt erst nach etwa 3 bis 36 Stunden ein. Sie können diesen Zeitraum mit einem Antihistaminikum überbrücken. Fragen Sie Ihren Apotheker, welches Präparat für Sie am besten geeignet ist. </p><p class="bodytext"><strong>Absetzen, wenn die Nase blutet? </strong></p><p class="bodytext">Bei allen Nasensprays droht Nasenbluten. Auch bei Kortisonsprays kommt es bei etwa jedem zehnten Anwender dazu. Meist ist das Nasenbluten nur leicht und hört von selbst wieder auf. Ein Therapieabbruch ist in diesen Fällen nicht notwendig. Mit folgenden Tipps lässt sich die Gefahr von Nasenbluten verringern: </p><p class="bodytext"><ul><li>Zielen Sie den Sprühstoß nicht in Richtung Nasendach, sondern nach außen, in Richtung Nasenmuscheln (siehe oben). </li><li>Pflegen Sie Ihre Nase mit Nasensalbe, wenn sie zu trockenen Nasenschleimhäuten oder Nasenbluten neigen. </li><li>Tritt Nasenbluten unter der Therapie wiederholt auf, kann der Wechsel auf ein anderes Kortisonspray helfen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Akutes Nasenbluten lässt sich stoppen, indem Sie die Nasenflügel für 5–10 Minuten zusammendrücken und einen kalten Lappen ins Genick legen. Stopfen Sie keine Watte oder Zellstoff in die Nase, denn beim Entfernen dieser Tamponade reißt die Wunde leicht wieder auf. Ist die Blutung nach 20 Minuten nicht gestillt, suchen Sie einen Arzt auf. </p><p class="bodytext"><strong>Erhöht Kortison-Nasenspray die Gefahr für Infekte?</strong></p><p class="bodytext"> Kortison wirkt antientzündlich und greift in das Immunsystem ein. Genau deshalb reduziert es auch die lästigen Heuschnupfen-Beschwerden (und wird in Tablettenform bei schweren entzündlichen Erkrankungen eingesetzt). Nimmt man Kortison als Tablette ein, besteht aufgrund dieser Wirkweise tatsächlich eine erhöhte Infektgefahr – immerhin reduziert im Blut befindliches Kortison alle entzündlichen Reaktionen des Körpers, also auch die, die eindringende Erreger abwehren. Wird Kortison aber als Nasenspray verabreicht, verbleibt der Löwenanteil der Substanz (&gt; 99%) in den Nasenschleimhäuten und wirkt nur dort. Der Übertritt von Kortison in das Blut ist deshalb so geringfügig, dass Experten nicht von einer erhöhten Infektanfälligkeit ausgehen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Ausnahmen in puncto Infektanfälligkeit sind Patienten, die gleichzeitig Immunsuppressiva einnehmen oder eine schwere, das Immunsystem schwächende Erkrankung haben. Hier ist von der gleichzeitigen Therapie mit Kortison-Nasensprays abzuraten. </p><p class="bodytext"><strong>Stiernacken durch Kortisonspray? </strong></p><p class="bodytext">Da in die Nase gesprühtes Kortison kaum in das Blut aufgenommen wird, sind auch andere, kortisontypische Nebenwirkungen nicht zu erwarten. Allerdings unterscheiden sich die verschiedenen Kortisonsprays in ihrer Aufnahmerate durch die Nasenschleimhaut. Bei einer Dauertherapie empfehlen sich etwa Budesonid (zum Beispiel Budes<sup>®</sup>Nasenspray oder Rhinocort<sup>®</sup>Topinasal), Fluticasonpropionat (zum Beispiel Otri-Allergie<sup>®</sup> oder Flutica-Teva<sup>®</sup>, Flutide nasal) oder Mometasonfuroat (zum Beispiel Nasonex<sup>®</sup> oder Mometahexal<sup>®</sup>Heuschnupfenspray). </p><p class="bodytext"><strong>Leidet die Nase unter der Dauertherapie? </strong></p><p class="bodytext">Eine Schädigung der Nasenschleimhaut oder gar ein Einriss der Nasenscheidewand (Perforation des Nasenseptums) ist unter der Dauertherapie mit Kortisonspray zwar möglich, aber überaus selten. Bei Patienten, die Kortisonspray 1 bis 5 Jahre lang angewendet hatten, zeigten sich keine Atrophien, also kein Gewebeschwund der Nasenschleimhaut. Im Gegenteil: Das Kortison Mometasonfuroat führte in einer anderen Studie zur Normalisierung der Nasenschleimhäute. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp</strong>: Auch wenn kein Schaden für die Nasenschleimhaut zu erwarten ist, sollten Sie sich bei einer jahrelangen Dauertherapie mit Kortison-Nasenspray zur Sicherheit regelmäßig vom Arzt in die Nase schauen lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Muss man Kortison-Nasensprays ausschleichen? </strong></p><p class="bodytext">Wer schon einmal Kortison zur Behandlung einer entzündlichen Erkrankung erhalten hat, weiß, dass der Wirkstoff nicht abrupt abgesetzt werden darf. Nur wenn man die Kortisontherapie vorsichtig reduziert, d.h. ausschleicht, kann der Körper seinen Kortison-Regelkreis wieder ins Gleichgewicht bringen. Beim Kortison-Nasenspray ist aufgrund der minimalen Aufnahme von Kortison in den Körperkreislauf ein solches Ausschleichen nicht nötig. Auch nach Langzeitanwendung kann es einfach abgesetzt werden, wenn die „persönliche Allergiesaison“ und damit die Zeit der Beschwerden vorüber ist. </p><p class="bodytext"><strong>Erhöht Kortison-Spray den Augeninnendruck? </strong></p><p class="bodytext">Oral eingenommenes Kortison kann als Nebenwirkung den Augeninnendruck erhöhen. Ob und wie sehr das auch auf Kortison-Sprays zutrifft, ist noch nicht völlig geklärt. Nach Analyse mehrerer Studien scheint intranasal verabreichtes Kortison einen bereits erhöhten Augeninnendruck weiterhin verschlechtern zu können. Bei Augengesunden gehen Experten jedoch davon aus, dass Kortisonspray nicht zu klinisch bedeutsamen Veränderungen am Auge führt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Falls Sie unter einem erhöhten Augeninnendruck leiden, fragen Sie Ihren Augenarzt, bevor Sie ein Kortisonspray anwenden. Auf jeden Fall sollten Sie bei erhöhtem Augeninnendruck nach Aufnahme der Therapie kontrollieren lassen, ob dieser weiter angestiegen ist. In diesem Fall ist der Wechsel auf ein kortisonfreies Nasenspray anzuraten. </p><p class="bodytext"><strong>Im Zweifel die Beratung suchen!</strong></p><p class="bodytext">Richtig angewendet, ist das Kortison-Nasenspray eine sichere und effektive Behandlung bei allergischer Rhinitis. Im Zweifel gibt es neben Kortison jedoch auch Alternativen wie Antihistaminika oder Mastzellstabilisatoren (zum Beispiel Cromoglicinsäure), um im Falle einer Allergie die laufende Nase, den Juckreiz und die Niesattacken zu beherrschen. Bei Fragen hilft Ihnen Ihr Apotheker gerne weiter. </p><p class="bodytext">Quelle: Rika Rausch, Die Allergie bekämpfen mit Cortison, DAZ 2019, Nr. 18, S. 26 </p>